Über dem Bodensee abgestürzt: Pilot eines Kleinflugzeuges bei Staad lebend geborgen

Einsatzkräfte rücken in Rorschach mit einem Polizeiboot aus. Bild: Ruedi Hirtl
Einsatzkräfte rücken in Rorschach mit einem Polizeiboot aus. Bild: Ruedi Hirtl

Absturz einer Maschine vor ziemlich genau 32 Jahren

Am kommenden Dienstag jährt sich der Absturz einer «Commander AC-90» in den Bodensee zum 32. Mal. Die Maschine der «Rheintalflug» stürzte beim Landeanflug auf den Flugplatz Altenrhein im Nebel vor Rorschach in den Bodensee. Alle elf Insassen kamen ums Leben, darunter auch der österreichische Sozialminister Alfred Dallinger. Der Absturz wurde auf menschliches Versagen zurückgeführt, konnte aber nie restlos geklärt werden.

Das Kleinflugzeug befand sich laut Polizeiangaben im Landeanflug an den Flughafen Altenrhein, als es verunglückte. Nach 13 Uhr meldete die Polizei schliesslich, dass die Maschine einige 100 Meter vor Staad im Bodensee gefunden und der Pilot gerettet worden sei. Es heisst weiter:

«Er war beim Auffinden ansprechbar und wurde vom Rettungsdienst ins Spital gebracht.»

Laut Polizeiangaben handelt es sich beim Piloten um einen 70-jährigen Deutschen, der im Tessin wohnhaft ist. Gemäss jetzigen Erkenntnissen startete er alleine mit seinem zweimotorigen Flugzeug (Piper) in Locarno mit dem Ziel Altenrhein. Aus ungeklärten Gründen stürzte das Flugzeug bei Staad dann in den See.

Der Pilot konnte sich selbst aus dem Flugzeug befreien. Die aufgebotene Feuerwehr organisierte einen Fischer mit seinem Boot und konnte den Piloten aus dem See bergen. Der Nebel am See war so stark, dass die Helfer gerade einmal einen Arm weit sehen konnten, erzählt einer von ihnen. Er schätzt, dass der Mann etwa eine Dreiviertelstunde im Wasser gelegen hätte – in sommerlich-leichter Bekleidung. Und:

«Wir hätten nicht gedacht, dass wir ihn lebend finden.»

Der Mann wurde anschliessend ans Ufer gebracht und vom Rettungsdienst ins Spital überführt. Er war ansprechbar und unterkühlt.

«Das Flugzeug selbst ist mittlerweile gesunken», sagt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen auf Anfrage. Schätzungen zufolge befindet es sich in 84 Metern Tiefe. Dass es am Donnerstag noch aus dem See gezogen werden kann, ist gemäss den Experten eher unwahrscheinlich.

Der Tower verlor den Sicht- und Funkkontakt

Thomas Krutzler ist CEO der People’s Air Group. Er steht am Donnerstagnachmittag am Airport Altenrhein den Medienleuten Rede und Antwort. In den fünf Jahren, in denen er diesen Job mache, habe er so etwas noch nie erlebt, sagt er. Zwei Meilen vor dem Landeandluf zeichnete sich das Unglück ab. «Als der Tower den Sicht- und Funkkontakt verlor, löste er den Alarm aus», sagt er. Dieser erreichte über die Kantonale Notrufzentrale auch die Einsatzkräfte der Kantonspolizei. Der Airport selber habe ebenfalls zahlreiche Feuerwehrmänner und Rettungskräfte vor Ort, die sofort aufgeboten wurden – und als Erste im Hafen Staad eintrafen. Die beiden Mitarbeitenden im Tower wurden nach dem Vorfall ausgewechselt, sagt Krutzler, zu stark sei die mentale Belastung.

Absturzursache noch unbekannt

Die Umstände, die zum Absturz geführt haben, sind nach wie vor unbekannt. Wie die Polizei weiter schreibt, werden im Falle einer erfolgreichen Suche die Sicherung der Unfallstelle und die Tatbestandsaufnahme in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST organisiert.

 

Wegen des Nebels war die Sicht am Bodensee zum Zeitpunkt der Suche nach dem Unglücksflugzeug stark eingeschränkt. Es sei mittlerweile eine Ölsperre zur Absturzstelle geschleppt worden.

Polizeiboot am Rorschacher Hafen

Zum Einsatz kamen nebst mehreren Patrouillen und Sonderfunktionen der Kantonspolizei St.Gallen die internationalen Seerettungsdienste, die Rega sowie örtliche Feuerwehren.

Ein Augenzeuge sichtete um die Mittagszeit am Rorschacher Hafen das Ausfahren eines Polizeiboots.

Auf der Flugradar-Website «flightradar24» war zudem zu erkennen, dass der Helikopter HB_ZQN der Schweizerischen Luftambulanz ab 11 Uhr während rund 20 Minuten über dem Bodensee kreiste.