
Umzonungen im Dorfkern Langnau: Nachbar will diese verhindern
An der Gemeindeversammlung von Reiden wird die Bewirtschaftung der Parkplätze wohl einiges zu reden geben. Am Dienstagabend wird aber auch über Umzonungen rund um die ehemalige Sägerei von Langnau diskutiert, welche der Gemeinderat den Stimmberechtigten beantragt. Ein lokaler Landwirt macht Stimmung dagegen und verteilt Flyer im Dorf.
Zum einen soll das rund 1000 Quadratmeter grosse Areal des ehemaligen Gemeindehauses Langnau an der Dorfstrasse 9, das 2015 an eine Privatperson verkauft wurde, von der Zone für öffentliche Zwecke in die Dorfzone umgezont werden. Das wird wohl an der Gemeindeversammlung Reidens glatt durchgehen.
Zum anderen beantragt der Gemeinderat eine Teilzonenrevision rund um die ehemalige Sägerei der Planzer Holz AG im Dorfkern Langnaus. Es geht um das Sägereigebäude selber sowie umliegende unbebaute Parzellen in der Sagereizone sowie andere Bauzonen.
Die Firma Planzer hat die Sägerei im Januar 2018 eingestellt. Schon vorgängig habe die Firma für ihr Land wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Branche nach «erfolgsversprechenden Umnutzungsmöglichkeiten» gesucht, heisst es in der Botschaft zur Gemeindeversammlung.
Konzept einer Überbauung
Es gibt einen Kaufrechtsvertrag mit Eigentümern von Nachbargrundstücken und ebenso ein Bebauungskonzept namens «Überbauung planzerholz», das auf der Homepage der Gemeinde Reiden aufgeschaltet ist. Im nördlichen unbebauten Teil des Areals soll eine Wohnüberbauung mit «ansprechender Architektur, angemessener Dichte und einer hochwertigen Umgebungsgestaltung» realisiert werden.
Dafür braucht es Umzonungen von der Sagerei- und der Dorfzone in die zweigeschossige Wohnzone und in die dreigeschossige Wohnzone. Handkehrum sollen die Parzellen Nr. 22 und 98 in die Landwirtschaftszone ausgezont werden. Damit werde ein relevanter Beitrag zur Reduktion der überdimensionierten Bauzonen in Reiden geleistet und geeignetes Kulturland für die Landwirtschaft bleibe erhalten.
Nachbar nicht einverstanden
Opposition aus der Nachbarschaft erwächst den Umzonungen in die Wohnzonen. Das Grundstück des Landwirts Hans Studer (Nummer 91) grenzt direkt an ein von der Teilrevision betroffenes Grundstück. Studer hat deshalb Einsprache gemacht und beantragt, die Teilrevision sei abzuweisen respektive zurückzustellen. Stattdessen solle man die vorgeschlagenen Umzonungen bei der nächsten Gesamtrevision der Ortsplanung berücksichtigen. Dabei sei der gesamte Dorfkern westlich der Dorfstrasse einzubeziehen und die Nutzungen seien zweckmässig aufeinander abzustimmen. Studer argumentiert in der Einsprache, die Teilplanrevision berücksichtige in erster Linie die Interessen der Planzer Holz AG. Ausserdem befürchtet Studer Probleme wegen der Nähe zu seinem Landwirtschaftsbetrieb. Und ihm gefällt das Bebauungskonzept nicht.
Der fürs Bauwesen in Reiden zuständige Gemeinderat Willi Zürcher betont auf Anfrage, die Stimmberechtigten stimmten an der Gemeindeversammlung nicht über das Bebauungskonzept ab. «Das Konzept ist nur eine visuelle Information, was man realisieren könnte.» Für eine konkrete Überbauung brauche es einen Gestaltungsplan und wenn dieser feststehe, ein Baugesuch und eine -bewilligung.
Reiden muss Land auszonen
Zur Frage, wer bei dieser Teilzonenrevision profitiere und ob ein Mehrwert für die Landbesitzer geschaffen wird, meint Zürcher: «Nein. Aus unserer Sicht entsteht über das ganze Gebiet sogar ein Minderwert.» Konkret meint er die beiden in die Landwirtschaftszone auszuzonenden Parzellen. Der Minderwert wird auf rund 45 000 Franken beziffert. Willi Zürcher verweist auch auf den Grund für die Auszonungen: Reiden sei eine von 21 Luzerner Rückzonungsgemeinden.
Hans Studer will sich nicht vor der Gemeindeversammlung in der Zeitung äussern. Der Landwirt und seine Familie verteilen jedoch im Dorf Hand-Flyer für ihr Anliegen. Darin bitten sie, die Teilrevision abzulehnen und greifen den Gemeinderat an. «Unser Einzonungsbegehren wird seit 2012 abgelehnt und ignoriert», heisst es im Flyer, der unterschrieben ist von Hans, Rita und Simon Studer.
In der Botschaft nachzulesen ist: Landwirt Studer hat selbst 2013 und 2016 sein Land, das in der Landwirtschaftszone liegt, einzonen lassen wollen. Wegen eigener Verfahrensfehler und weil die Gemeinde «keinen Willen für eine Lösung» gezeigt habe, sei das gescheitert, schrieb er in der Einsprache. Willi Zürcher entgegnet, der Grund für die Ablehnung sei nicht der fehlende Wille, sondern übergeordnetes Recht; zudem sei Reiden eben eine Rückzonungsgemeinde, somit könne momentan kein Landwirtschaftsland in Wohnzone eingezont werden kann.
Zwischennutzungen in Sägerei?
Wie das leer stehende Sägerei-Gebäude und die Flächen südwestlich des Chlifeldwegs, welche privaten Eigentümern gehören, genutzt werden sollen, ist offen. Die Rede ist in der Botschaft von Zwischennutzungen. Dafür sollen die ehemalige Sägerei und die umliegenden Grundstücke in die Arbeitszone III umgezont werden. In der bestehenden Sonderbauzone ist keine andere Nutzung als Holzverarbeitung zulässig. Deshalb soll diese aufgehoben werden.
Besitzer Ruedi Planzer erklärt, dass er sich seit knapp drei Jahren mit der Zukunft des Areals beschäftige, viele Verhandlungen geführt habe und sehr froh wäre, wenn bald Klarheit herrschen würde. Eigentlich wollte er sich nicht in der Öffentlichkeit äussern, doch als wir Fotos in dem Areal machen, kommt man ins Gespräch.
Hintergrund seiner Pläne sei, eine Nachfolgeregelung für die Planzer Holz AG zu finden. Die Wirtschaftlichkeit in der Sägereibranche habe sich in den letzten Jahren stark verändert. «Deshalb habe ich mich vor fast drei Jahren entschlossen, unser KMU in die richtige Zukunft zu führen, wirtschaftlich und überlebensfähig, damit meine drei Söhne darauf aufbauen können», sagt Planzer.
Mit Landwirt Ivo Blum, der ebenfalls Parzellen auf dem Areal besitzt, hat Planzer den Kaufrechtsvertrag abgeschlossen. Blum erhält die Parzellen, die ausgezont werden sollen. Die ganze Teilrevision sei in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem Kanton, betroffenen Grundeigentümern und Fachleuten transparent aufgegleist und aufgearbeitet worden. «Es ist ganz klar kein Schnellschuss, sondern das Ergebnis von vielen Verhandlungen und Bedürfnisabklärungen – mit dem Ziel, einen gemeinsamen Nenner zu finden.»
Wärmeverbund in Langnau
Während die Sägerei eingestellt wurde, betreibt Planzer weiter die Holzschnitzelfeuerung, welche öffentliche Gebäude und Haushaltungen in Langnau mit Wärme versorgt. Die Gemeinde ist sehr interessiert am Weiterbetrieb des Wärmeverbunds, der langfristig ausgelegt ist. Er wurde 1993 in Betrieb genommen, 2013 ausgebaut und erweitert. Technisch sei er auf dem neusten Stand, erklärt der Unternehmer. Für ihn sei es ausserdem wichtig, dass die ganze Teilrevision sachlich abgehandelt werden könne und nicht auf persönlicher Ebene geführt werde, sagt Planzer.
Ruedi Planzer betreibt eine Holzschnitzel-Feuerung in Langnau, mit der die Schule und Wohnbauten beheizt werden. Ruedi Planzer betreibt eine Holzschnitzel-Feuerung in Langnau, mit der die Schule und Wohnbauten beheizt werden. Ruedi Planzer betreibt eine Holzschnitzel-Feuerung in Langnau, mit der die Schule und Wohnbauten beheizt werden. Ruedi Planzer betreibt eine Holzschnitzel-Feuerung in Langnau, mit der die Schule und Wohnbauten beheizt werden.