Untersuchung gegen Staatsanwalt-Chef Simon Burger – Mitarbeiter werfen ihm «Angst-Kultur» vor

Simon Burger gilt als scharfer Hund unter den Staatsanwälten. Der Leitende Staatsanwalt der Staatsanwaltschaft Zofingen-Kulm ist der «Law&Order»-Typ, der für möglichst strenge Strafmasse steht. In seinem letzten prominenten Fall trat er als Ankläger gegen Artist Freddy Nock auf, der wegen versuchter vorsätzlicher Tötung zu einer teilbedingten Freiheitsstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden ist. Burger forderte gar 7,5 Jahre Gefängnis. Nun gerät Burger, der als SVP-Einwohnerrat in Aarau politisiert, selber ins Visier der Justizbehörden. Der Regierungsrat hat wegen interner Kritik an seiner Amtsführung eine externe Untersuchung eingeleitet.

Auslöser dieser Massnahme ist ein Protestschreiben, das Mitarbeitende der Staatsanwaltschaft Zofingen-Kulm an die Oberstaatsanwaltschaft geschickt haben. Darin werden «Mängel in der Amts- und Personalführung des Leitenden Staatsanwalts gerügt», wie Regierungssprecher Peter Buri bestätigt. Weitere Informationen seien zurzeit nicht möglich, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt, so Buri.

Von fehlender Geburtstagskarte bis verhasst bei der Polizei

Der Unmut gegen Burger hat sich in den letzten Wochen und Monaten zusammengebraut. Rund 50 Beschwerdepunkte listen die internen Kritiker gemäss Informationen auf. Offenbar vermissen einige die Wertschätzung ihres Chefs. So wird konkret beanstandet, dass Burger nicht mal Geburtstagskarten verschicke oder noch nie einen Kuchen mitgebracht habe. Weniger banal ist der Vorwurf, Burger verbreite intern eine «Angst-Kultur», er mische sich einseitig in Verfahren von Kollegen ein und mache Druck, höhere Strafmasse zu beantragen. Weiter wird Burger vorgehalten, er wälze Arbeit auf andere ab und sei selber wenig präsent.

Die Kritik geht aber weit über die Personalführung hinaus. Burger sei ein Machtmensch und bei Staatsanwaltschaft, Gericht und Polizei verhasst, findet die Protestgruppe. Einzelne Kriminalpolizisten würden sogar offiziell die Zusammenarbeit mit ihm verweigern. Burger untergrabe die Arbeit der Polizei für seine politischen Zwecke.

Wieviele hinter der Burger-Beschwerde stehen, ist unklar. Während eine Quelle aus dem Lager der Burger-Gegner behaupten, die «gesamte Belegschaft der Staatsanwaltschaft Zofingen» hätte die Verfehlungen dem Regierungsrat gemeldet, relativieren Burger-freundliche Stimmen, es handle sich um eine Gruppe von rund acht Leuten aus dem über dreissigköpfigen Team.

Auf Anfrage sagt Simon Burger zu den Vorwürfen: Er nehme zur Kenntnis, dass es zu Indiskretionen betreffend interner Angelegenheiten der Staatsanwaltschaft gekommen sei. «Inhaltlich kann ich zur Zeit keine Stellung nehmen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt.»

Burger bat Belegschaft zur Aussprache

Geäussert haben soll sich Burger dafür mittlerweile gegenüber seiner Belegschaft. Am Montag kam es zu einer Aussprache. Es wurde über Arbeitsgruppen diskutiert, um Vorschläge für eine bessere Zusammenarbeit auszuarbeiten. Burgers Intimfeinde allerdings spekulieren eher darauf, ihren ungeliebten Chef bald loszuwerden.

Ob es wirklich soweit kommt, hängt auch vom Bericht der externen Untersuchung ab. Damit beauftragt wurde mit Ulrich Weder der pensionierte Leitende Staatsanwalt des Kantons Zürich, der sich im Verlaufe seiner Karriere selber den Ruf eines scharfen Hundes erarbeitet hat. Weder galt als einer der profiliertesten Strafverfolger der Schweiz und machte sich trotz SP-Mitgliedschaft bei den Linken unbeliebt, vorab wegen seiner harten Linie gegen weiche Drogen.

Der Regierungsrat werde nach Vorliegen von Weders Bericht über Burgers Amtsführung über das weitere Vorgehen und die Information beschliessen, sagt Peter Buri. Schon Anfang Juli soll es soweit sein.