
Unwetter-Opfer: Dankbar nach Hause zurückgekehrt
Mehr als fünf Monate ist es her, seit Schlamm- und Wassermassen Brigitta und Peter Ebinger aus ihrem eigenen Haus vertrieben. Kaum aus den Ferien zurück, stand deswegen gleich die nächste Hotelübernachtung an (wir berichteten). Seit Montag können die Ebingers nun endlich wieder auspacken. «Voraussichtlich schlafen wir morgen wieder in unseren eigenen Betten», sagt Peter Ebinger.
Hang bleibt ungesichert
Das Unwetter hatte für Ebingers langwierige Folgen: Drei Monate lang passierte gar nichts. Grund dafür war der steile Hang hinter dem Haus, von dem die ganzen Schlammmassen hinunter rutschten. Zu riskant wäre es, mit der Renovierung zu beginnen, hiess es. Brigitta Ebinger weiss: «Solange der Geologe kein grünes Licht gab, durften die Handwerker auch keinen Finger rühren.» Dass die Handwerker nun starten konnten, verdanken Ebingers alleine dem kalten Wetter. Denn der Hang bleibt weiterhin ungesichert. Die Stadtverwaltung teilte Ebingers mit, dass mit dem Bau trotzdem begonnen werden könne, da es im Winter keine Gewitter gäbe. Bis im März müsse der Hang jedoch gesichert sein. «Im Schreiben der Bauverwaltung steht ‹durch wen auch immer›», sagt Brigitta Ebinger. Diese Ungewissheit hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Es sei schon seltsam, wieder im Haus zu sein, finden Ebingers. «Vor allem weil mit dem Hang noch immer nichts passiert ist», sagt Peter Ebinger. Sie wüssten einzig, was der Geologe schon vor Monaten herausgefunden hatte: Die Leitungen im Hang sind von den Wurzeln der Bäume verwachsen.
Beim grossen Unwetter vom 8. Juli kam der Hang nicht zum ersten Mal ins Rutschen: Bereits vorher verursachten Schlamm und Geröll kleinere Schäden, unter anderem am Pool. «Diese Probleme haben erst angefangen, als der Reitplatz kam», sagt Brigitta Ebinger. Dieser befindet sich direkt oberhalb des Hangs. Deswegen wurde auch abgeklärt, ob dieser eventuell im Zusammenhang mit den Erdrutschen steht. Ob diese Untersuchungen etwas ergeben haben, wissen Ebingers nicht.
Endlich wieder zu Hause
Sie sind erst mal – trotz mulmigen Bauchgefühl – froh, nach Hause gehen zu können. Der Ärger über die langen Wartezeiten sei inzwischen ebenfalls verraucht. «Die Bauphase war aufwendig und arbeitsintensiv», weiss Brigitta Ebinger. Zunächst hätte der Bagger die zerstörte Mauer hinter dem Haus wegschaffen müssen. Dazu hätte es einen Kran gebraucht, der den Bagger hinter das Haus befördern musste. Peter Ebinger erinnert sich: «Der Architekt versprach uns, die Renovierung würde zwei Monate dauern.» Daran hat er sich gehalten. Ebingers sind überzeugt, ohne die tadellose Arbeit der Architekten Markus Kissling und Erika Baumann und die guten Handwerker, die keinen Termin versäumt hätten, wären sie noch nicht zurück in den eigenen vier Wänden. Kleider und Geschirr müssen Ebingers noch von ihrer Übergangswohnung zügeln, ebenso ihren Hund.
Im Januar werden die Vordächer und das Geländer des Balkons montiert. «Die Sanierung des Pools folgt im Frühling. Vorher macht das keinen Sinn», erklärt Brigitta Ebinger. Im Frühling sollen auch die Zäune am Hang ersetzt werden. Die Kosten sind mittlerweile von 230000 auf 300000 Franken angestiegen. Die Schlammentsorgung alleine kostete 55000 Franken. Wie viel dieser Summe sie selber zu tragen haben, wissen Ebingers noch nicht. «Möglich, dass wir das erst nächsten Sommer erfahren», meint Peter Ebinger.
Die Geschichte findet also auch nach fünf Monaten noch nicht ihr Ende. «Für das neue Jahr hoffe ich, dass die ganzen Katastrophen in unseren Leben endlich aufhören», sagt Brigitta Ebinger. Die letzten zwölf Monate seien dennoch nicht nur von dunkeln Ereignissen überschattet. Der Feuerwehr und dem Zivilschutz ist das Paar unendlich dankbar, ebenso den beiden Architekten. Von der Familie, Freunden, Nachbarn und kaum Bekannten vom Dorf hätten sie unglaubliche Unterstützung erfahren dürfen. «Die Frau, die uns die Wohnung zur Verfügung stellte, war wirklich der Sechser im Lotto», findet Brigitta Ebinger. Mit ihr und dem jungen Pärchen, das ebenfalls dort wohne, hätten sie neue Freunde gewonnen. «Wir haben gelernt, dass wir WG-tauglich sind», sagt Peter Ebinger und lacht.


