
UPDATE: «Schwärzester Tag der Unternehmensgeschichte»: ein Toter und 6 Verletzte nach Seilbahn-Unfall am Titlis


Das Wichtigste vorab: Bei Revisionsarbeiten an der Gondelbahn von Engelberg nach Trübsee hat sich ein Arbeitsunfall ereignet. Die betroffene Gondelbahn befindet sich momentan in Revision. Ein Mitarbeiter der Titlisbahnen wurde getötet, sechs Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Touristen sind vom Unfall keine betroffen. Der genaue Unfallhergang sowie die Unfallursache sind nach wie vor unbekannt.
(sda) Der Mann, der am Mittwoch bei einem Arbeitsunfall bei einer Seilbahn am Titlis sein Leben verlor, war seit über 20 Jahren beim Bergbahnunternehmen tätig. Hans Wicki, Verwaltungsratspräsident der Titlis Bahnen sagte, solche Revisionsarbeiten seien immer gefährlich. «Es ist der schwärzeste Tag in der Unternehmensgeschichte», sagte Wicki anlässlich der Medienkonferenz in Engelberg. Heute habe man mit grossem Schrecken erfahren müssen, was Gefahr bedeute. Der Verstorbene habe langjährige Erfahrung mit Revisionsarbeiten gehabt und die Arbeit geliebt, doch habe er immer gewusst, dass es ein Risiko sei.
Rund 20 Arbeiter waren dabei, das Förderseil der Gondelbahn von Engelberg nach Trübsee auf der Gerschnialp zu kürzen. Dazu wird dieses mit einer temporären Abspannung zusammengezogen, um dann am entspannten Teil des Förderseils zu arbeiten. Diese Abspannung löste sich im Seilspleissbereich aus ungeklärten Gründen und das Förderseil schnellte nach oben. Laut Wicki wird das Förderseil mit zwei bis drei Tonnen Gewicht abgespannt. Als sich das Seil ruckartig anspannte, wurden mehrere Arbeiter getroffen. Sechs von ihnen verletzten sich, zwei davon schwer. Sie seien in Spitäler gebracht worden und ansprechbar gewesen.
(fhe) Wie Roland Züst, Projektleiter bei der Drahtseilfirma Fatzer AG auf Anfrage sagt, liege ein Mitarbeiter mittelschwer verletzt im Kantonsspital Luzern. Er habe ihn um 7.30 Uhr morgens angerufen. «Er erzählte, irgendwas sei im Zuge der Abspannarbeiten gerissen. Das Seil sei losgespickt, und ein Titlis-Mitarbeiter sei noch auf der Unfallstelle gestorben.»
Wie Staatsanwalt Bernhard Schöni auf Anfrage mitteilt, sind es insgesamt sechs Verletzte: Drei leichtverletzte und ein mittelschwer verletzter Mitarbeiter der Titlis-Bahnen, ein schwerverletzter Garaventa-Mitarbeiter und ein schwerverletzter Fatzer-Mitarbeiter.
Ebenfalls bestätigt Staatsanwalt Schöni, dass die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) doch nicht für die Abklärung der Unfallursache zuständig sei, da die Bahn bei dem Unfall nicht in Betrieb war. Beigezogen wurden jedoch das Forensische Institut Zürich und die Suva. Auch die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) werde wahrscheinlich aufgeboten, um festzustellen, ob beim Material ein Problem vorgelegen habe.
(pd/dvm) Der Unfall habe sich im Rahmen von ordentlichen, geplanten Revisionsarbeiten ereignet, schreibt die Kantonspolizei Obwalden in der Mitteilung. Die Gondelbahn sei deswegen für den touristischen Verkehr geschlossen, weswegen sich keine Gondeln am Förderseil befunden hätten: «Mitarbeitende des Seilbahn- und des Förderseilherstellers sowie Angestellte der Bergbahnen Engelberg-Titlis arbeiteten morgens auf der Gerschnialp am Förderseil der Gondelbahn, als sich die temporäre Abspannung im Bereich Seilspleisses des Förderseils löste, worauf die Arbeiter vom Förder- wie Entlastungsseil getroffen wurden.»
In der Folge wurde ein Mitarbeiter der Titlisbahnen so schwer verletzt, dass er noch auf der Unfallstelle verstarb. Zwei weitere mit den Arbeiten beschäftigte Personen wurden erheblich, eine Person mittelschwer verletzt, wie die Polizei weiter mitteilt. Alle drei Verletzten seien von der Rega zur weiteren Behandlung in ausserkantonale Spitäler geflogen worden.
Zum Gesundheitszustand dieser Personen könnten keine weiteren Angaben gemacht werden. Drei Personen seien leicht verletzt und noch vor Ort behandelt worden. Für die Abklärung der Unfallursache wurde laut der Kantonspolizei Obwalden das Forensische Institut Zürich (FOR) beigezogen. Die Untersuchungen werden durch die Staatsanwaltschaft Obwalden geführt. Im Einsatz standen gemäss der Polizei fünf Helikopter der Rega, der Pisten- und Rettungsdienst der Titlisbahnen, die Alpine Rettung Schweiz, das Care-Team Nidwalden, das Forensische Institut Zürich FOR, die SUVA, die Staatsanwaltschaft und Kantonspolizei Obwalden.
Die Titlis-Bahnen
Die von einem Arbeitsunfall betroffenen Titlis-Bahnen transportieren pro Jahr rund 1,2 Millionen Touristen und setzen dabei rund 80 Millionen Franken um. Neben Bergbahnen betreibt das Unternehmen in der Ferienregion Engelberg auch Hotels und Restaurants.
Gestartet hatte der moderne Tourismus im Titlis-Gebiet 1913 mit der Eröffnung der Standseilbahn Engelberg-Gerschnialp. 1927 wurde diese Bahn mit einer Luftseilbahn von der Gerschnialp nach Trübsee ergänzt. Bis der 3028 Meter hohe Titlis erschlossen wurde, dauerte es dann noch 40 Jahre.
Die Bahnen konnten den Titlis vor allem bei den asiatischen Touristen als Ausflugsberg vermarkten. Seit 1992 besitzt die Luftseilbahn auf den Titlis eine sich drehende Kabine, seit 1999 können die Touristen mit dem Sessellift Ice Flyer über den Titlis-Gletscher schweben.
Heute hat das Bahnunternehmen insgesamt fünf Luftseilbahnen, sechs Sesselbahnen, einen Gletscherskilift und eine Standseilbahn. Die vom Unfall betroffene Achter-Gondelbahn Engelberg-Trübsee («Titlis-Express») wurde 2015 in Betrieb genommen. Sie bewältigt auf einer Länge von 2,7 Kilometern knapp 800 Höhenmeter und kann pro Stunde 2400 Personen transportieren.