Uralte Wässermatten helfen, den Grundwasserspiegel anzuheben

Die Trockenheit der vergangenen Wochen lässt bei vielen Wasserversorgungen im Kanton schon früh im Jahr die Alarmglocken läuten. Die Waldbrandgefahr und die steinharten Böden auf den Feldern der Landwirte zeugen von den fehlenden Regenfällen. Obwohl der Frühling mit seinem schönsten Grün aufwartet, ist die Trockenheit auch zu sehen. Kaum wagt sich ein Landwirt mit dem Traktor auf eines der Felder, zieht er riesige Staubwolken hinter sich her. «Manche Fussgänger schauen uns richtig böse an, selbst wenn wir noch so vorsichtig fahren, um die Staubentwicklung zu minimieren», sagt Daniel Lüscher, der den Risihof in Kölliken bewirtschaftet. Wenn man den Muotathaler Wetterfröschen glauben will, wird sich die Situation sogar bis tief in den Sommer hinein nicht wirklich bessern. Glücklicherweise hat es in den letzten Tagen etwas geregnet. Dies war nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Wasser-Brauchen damit es Wasser gibt.

1936 kaufte der Grossvater von Daniel Lüscher, Max Lüscher, den Risihof. Dazu gehörten schon damals zwei Wässermatten. Diese gab und gibt es seit Urzeiten der ganzen Uerke entlang. Als der Kanton und die Gemeinden 1980/81 die Korrektur der Uerke in Angriff nahmen, wurden die Wässermatten trockengelegt, deren Besitzer enteignet. Max Lüscher wehrte sich jedoch vor Gericht zumindest für eine der zwei Matten erfolgreich gegen die Enteignung. So gibt es auf dem Risihof eine 4,5 Hektaren grosse Wiese, auf der es absolut nicht stiebt. Die Wässer-matte im Bereich der Badi Kölliken präsentiert sich üppig bewachsen, tief grün und saftig. Wer sich aufs Feld begibt, hört das schmatzende Geräusch der Schritte im stehenden Wasser – und man bekommt schnell nasse Füsse.

Und wozu soll das gut sein?

Im Hitzesommer 2003 sank der Grundwasserspiegel so tief, dass die Trinkwasserversorgung von Kölliken auf der Kippe stand. «Damals trat der Brunnenmeister an uns heran und bat uns, unsere Matte zu bewässern, damit man das stetige Sinken des Grundwasserspiegels stoppen kann», erinnert sich Daniel Lüscher. Die Uerke lieferte schon immer gutes und genug Wasser, dies war auch 2003 nicht anders. Dass aus Wasser nicht plötzlich mehr Wasser wird, ist logisch. Logisch ist aber auch, dass schnell vorbeifliessendes Wasser für den Grundwasserspiegel ein Nachteil ist. So kann kein Wasser versickern, um den Spiegel wieder anzuheben.

Ab dem Jahr 2003 häuften sich die trockenen Phasen. In immer kürzer werdenden Abständen wurde die Wasserknappheit zum Problem. Am 6. März dieses Jahres telefonierte Lüscher mit dem Kölliker Brunnenmeister Andy Häfeli. Die beiden Männer entschlossen sich zu einem Versuch. Lüscher begann, seine Matte mit Wasser aus der Uerke zu bewässern. Die Resultate dieses Versuches liessen nicht lange auf sich warten. «Dank unserer Bewässerung ist der Grundwasserspiegel vom 6. März bis vergangene Woche um sagenhafte dreieinhalb Meter angestiegen», sagt Daniel Lüscher. «Im selben Zeitraum ist der Grundwasserstrom der Suhre um 1,8 Meter gesunken.

Bund und Kantone haben das Problem erkannt und es laufen Bestrebungen, die Bachläufe zu renaturieren und die ehemaligen Wässermatten zu reaktivieren. Diese können zwar keine Wunder bewirken. Sie sind aber unumstritten wichtige Puzzleteile zur Behebung der Wasserknappheit in der Zukunft.

Daniel Lüscher zeigt die Pumpe, die das Wasser aus der Uerke in den Bewässerungskanal leitet.
Daniel Lüscher zeigt die Pumpe, die das Wasser aus der Uerke in den Bewässerungskanal leitet.
Der Kanal bewässert das Feld. Das Wasser versickert und hebt damit den Grundwasserspiegel an.
Der Kanal bewässert das Feld. Das Wasser versickert und hebt damit den Grundwasserspiegel an.