
Vandalenakt: Stadt erstattet Anzeige und prüft Restaurierung
Jahrzehntelang stand sie einfach nur da. Stumm und mit geschlossenen Augen. Eine sanfte Ruhe strahlte sie aus. Für viele Besucher war die «Stehende Frau» so etwas wie die gute Seele des Rosengartens. Bis zu diesem Pfingstwochenende. Unbekannte Vandalen haben das Kunstwerk mit roher Gewalt zu Boden gerissen. «Es macht traurig, solche Respektlosigkeiten in unserer schönen Stadt feststellen zu müssen. Welch eine sinnlose Zerstörung», schrieb Leser Andreas Krenger dem ZT.
Auf Anfrage hiess es bei der Stadt zunächst, man sehe von einer Anzeige vorerst ab. Einen Tag später korrigierte Stadtschreiber Fabian Humbel diese Information. «Wir erstatten selbstverständlich Anzeige. Es wäre fatal, kein Zeichen zu setzen», sagt er. Die Anzeige sei vorbereitet und solle in den nächsten Tagen eingereicht werden. Man wolle darin auch den ungefähren Schaden beziffern, so Humbel. Ziel ist nämlich, die Skulptur zu reparieren; welche Kosten dies verursacht, werde noch abgeklärt.
Die Skulptur ist seit 1979 Teil der Kunstsammlung der Stadt. Geschaffen hat sie der Tessiner Künstler Remo Rossi, der von 1909 bis 1982 lebte. Rossi war weit über das Tessin hinaus ein angesehener Mann. 1945 wurde er Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege. Seit 1962 war er Vertreter der Schweiz an der Biennale von Venedig. 2009 wurde in Locarno die Fondazione Remo Rossi gegründet. Sie bietet jungen Talenten Stipendien und Arbeitsaufenthalte in Rossis früheren Atelierräumen. (pp)