
Verlierer, wo man hinsieht
Man reibt sich die Augen und staunt: Was kommt im Konflikt um Regierungsrätin Franziska Roth noch auf uns zu? Es ist eine erstaunliche Tatsache, dass manche Auseinandersetzungen fast ausnahmslos Verlierer produzieren. Da ist einmal die Regierungsrätin selbst. Ihr Parteiaustritt mag für viele nachvollziehbar sein; die Isolation jedoch, in die sie sich begibt, ist brutal. Sie wird es überall noch schwieriger haben, gerade im Parlament. Auch wenn sich die SVP offiziell anders geäussert hat: Retourkutschen im Grossen Rat werden kaum ausbleiben. Da ist auf der anderen Seite die Partei, die von der Causa Roth sechs Monate vor den Wahlen von Formtief zu Formtief gerissen wird. Dass sich die Partei diese Woche für Roths Nomination «in aller Form» entschuldigt hat, mag man als Beobachter zwar als erstaunlich ehrlich einstufen. Gerne hätte man auch ein paar Sätze gehört, was man daraus für künftige Nominationsprozesse lernen will. Und da sind vor allem Sie, die Bürgerinnen und Bürger. In der Aargauer SVP herrsche offener Krieg, schrieb der «Tages-Anzeiger». Ein starkes Wort, gewiss, vielleicht zu stark, aber im Kern nicht unzutreffend: Trotz schweren Verlusten vergraben sich die Parteien in ihre Gräben und schiessen weiter. Im richtigen Krieg leiden Zivilisten, im psychologischen Krieg unter Politikern am Schluss die Wählerinnen und Wähler. Ohne jemandem die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen: Es ist ziemlich unschweizerisch, was sich derzeit im Kanton Aargau abspielt. Kürzlich schnappte ich in einem Lokal am Nebentisch einen Satz auf: Dieser Kindergarten müsse doch mal aufhören. Das hat was.