
Viele Gemeinden rufen zu sorgsamem Umgang mit Wasser auf
Die Gemeinden im Wiggertal werden zu einem grossen Teil vom Grundwasserstrom Hägeler versorgt. Der Pegel dieses Stroms liegt momentan an vielen Orten über dem Vorjahresstand, an gewissen Orten sogar über dem Stand im «Jahrhundertsommer» 2003. Auch die Trinkwasserquellen sprudeln vielerorts noch genügend, um die Reservoirs zu füllen. Allerdings werden die Quellen in verschiedenen Gemeinden beobachtet, um rechtzeitig reagieren zu können. Verschiedene Gemeinden haben dazu aufgerufen, kein Wasser zu verschwenden. Es handelt sich dabei vor allem um Gemeinden, die zu grossen Teilen auf Quellwasser angewiesen sind.
Uerkheim und Bottenwil
«Die Leistungen der Quellen sind zurückgegangen, reichen aber für unsere Wasserversorgung noch aus», sagt der Uerkner Gemeindeschreiber Hans Stadler. Auch in Bottenwil werden die Quellen täglich beobachtet, sie versorgen das Gemeindegebiet aber noch ohne Einschränkungen. «Sollten die Quellen weniger bringen, als der Verbrauch ist, werden wir beispielsweise verbieten, Schwimmbäder zu füllen oder den Rasen zu wässern», sagt Gemeindeammann Heinz Gerber.
Safenwil und Brittnau
In Safenwil gibt es kein Problem mit der Wasserknappheit. «Wir denken bis Ende 2018 wird dies auch so bleiben», sagt Brunnenmeister Hansjörg Matter. In Brittnau stammt das Trinkwasser zu 70 Prozent von Quellen und zu 30 Prozent aus dem Grundwasser. Wenn es keine grösseren Vorkommnisse wie Brände oder Leitungsbrüche gebe, sei die Wasserversorgung bis auf weiteres gewährleistet, sagt Brunnenmeister Martin Wilhelm. De Quellwasserzufluss behält er aber im Auge, um bei Bedarf mehr Grundwasser pumpen zu können.
Aarburg und Strengelbach
In Aarburg liegt laut Andreas Hilpert, Geschäftsführer des Aarburger Wasserversorgers tba Energie AG, der Grundwasserspiegel momentan einige Zentimeter über dem Wert des Vorjahres. Im November 2017 sei der Grundwasserspiegel gar 85 Zentimeter tiefer gelegen als momentan. Aarburg bezieht sein Trinkwasser zu 100 Prozent aus Grundwasser. Ebenfalls aufs Grundwasser angewiesen ist die Gemeinde Strengelbach. «Im Jahr 2003 war der Wasserstand zur gleichen Zeit rund einen Meter tiefer als heute», sagt der Strengelbacher Gemeindeschreiber Silvan Scheidegger. Er rechnet vor, dass bei gleichbleibenden Wetterbedingungen noch rund zwei Monate lang Wasser bezogen werden kann, bis der Stand von 2003 erreicht wird. Scheidegger mahnt allerdings: «Die Situation wird prekär, wenn wir zwei Jahre aufeinander Trockenperioden haben.» Dieses Szenario sei bis heute noch nicht eingetreten und es gebe deshalb keine Erfahrungswerte.
Rothrist und Vordemwald
Engpässe fürs nächste Jahr befürchtet auch Roberto Romano, Geschäftsführer des EW Rothrist, das Vordemwald und Rothrist mit Wasser versorgt. Momentan bestehe aber kein Handlungsbedarf, denn der Hägeler und die Augrundwasserströme seien einen Meter höher und auch die Quelle in Vordemwald sei noch ergiebiger als im Vorjahr. Auch in Rothrist werden die Grundwasserpegel täglich überprüft.
Oftringen
In Oftringen liegt der Grundwasserspiegel im Moment rund fünf Meter über dem kritischen Pegel von 393,50 Meter über Meer. Im Vorjahr stand das Grundwasser zur gleichen Zeit einen Meter tiefer. «Trotz Trockenheit ist der Grundwasserspiegel momentan noch stabil und gibt noch nicht zur Besorgnis Anlass», teilt der Gemeinderat daher im Juli-Bulletin der Bevölkerung mit. Trotzdem gibt der Gemeinderat einige Verhaltensweisen weiter: zum Beispiel keine Autos und Hausplätze waschen, Garten wenn möglich mit Regenwasser spritzen, keine Pools füllen oder duschen statt baden.
Staffelbach
In Staffelbach liegt dank des milden und ziemlich regenreichen Winters 2017/18 der Grundwasserspiegel zur Zeit noch über einen Meter über den Ständen aus den Vorjahren. Im Juli habe sich die Wasserentnahme in den Pumpwerken um 50 Prozent, teilweise sogar um 100 Prozent gesteigert im Vergleich zum Juni, sagt der Staffelbacher Gemeindeschreiber Christoph Koenig. «Es ist deshalb leicht auszurechnen, dass der Grundwasserspiegel in den kommenden Tagen und Wochen weiter sinken wird und im Laufe des Herbstes sehr tiefe Werte erreichen wird.» Eine Regenfront werde zu keiner grundlegenden Entschärfung der Situation beitragen, da dieses Wasser von der Vegetation gleich aufgesaugt werde und nicht bis ins Grundwasser gelange.
Zofingen
«Ein sorgsamer Umgang mit Trinkwasser ist richtig und wichtig. Jetzt besonders, grundsätzlich aber immer – das heisst, auch in Zeiten, in denen es weniger trocken ist», sagt Paul Marbach, Geschäftsführer des Zofinger Wasserversorgers StWZ Energie AG. Der Grundwasserstrom Hägeler, der auch Zofingen mit Wasser versorgt, ist genügend hoch. «Trotz sinkendem Pegel sind die Wasserpumpen noch tief im Grundwasserstrom. Es sind noch einige Meter Reserven vorhanden», sagt Paul Marbach. Wenn es trotzdem eng würde, wäre eine Massnahme, die Brunnen abzustellen, die vom Trinkwassernetz gespiesen werden. In der Zofinger Altstadt laufen die meisten Brunnen jedoch ab separaten Quellen und sind nicht am Trinkwassernetz angeschlossen.
Moosleerau und Kirchleerau
Die öffentlichen Brunnen bereits abgestellt hat die Gemeinde Moosleerau. «Die Gemeinde Moosleerau hat auch in ‹guten Zeiten› zu wenig Wasser. Wir sind auf Wasserbezüge vor allem von der Gemeinde Kirchleerau und der Regionalen Wasserversorgung oberes Suhrental, kurz REWA, angewiesen», sagt Gemeindeschreiber Stephan Gehrig. Die Situation sei angespannt, fügt er an. Daher wurde der Bevölkerung am 27. Juli nicht nur verboten, Feuer zu machen. Die Gemeinde erliess gleichzeitig auch einen Aufruf zum sorgsamen Umgang mit Wasser. Auf freiwilliger Basis soll darauf verzichtet werden, Rasen und Sträucher zu wässern, Autos zu waschen und Pools aufzufüllen. Sollte sich die Situation verschärfen, könnten auch Verbote folgen. Ebenfalls einen Aufruf, Wasser zu sparen, hat die Gemeinde Kirchleerau erlassen. Er wurde gestern via Nachrichtenbulletin in alle Haushaltungen kommuniziert.
Attelwil und Reitnau
In den Gemeinden Attelwil und Reitnau sind noch keine Massnahmen betreffend Wassersparen ergriffen worden. Janine Rupp, Aktuarin der Wasserversorgung Attelwil-Reitnau, weist darauf hin, dass das Regionale Führungsorgan (RFO) Suhrental-Uerkental sich gestern mit den Feuerwehrkommandanten und Brunnenmeistern betreffend Wassersparmassnahmen besprochen habe. Zu diesem RFO gehören neben Attelwil und Reitnau auch Kirchleerau, Moosleerau, Bottenwil, Staffelbach, Safenwil, Kölliken, Wiliberg und Uerkheim aus dem Bezirk Zofingen sowie weitere sechs Gemeinden aus den Bezirken Aarau und Kulm.