Viele schwere Coronafälle: Was das Kantonsspital Aarau über Covid-19 herausgefunden hat

Auch junge Menschen ohne Vorerkrankungen, die am Coronavirus erkrankt sind, können einen schweren Krankheitsverlauf durchmachen. So lautet eines der Ergebnisse einer jüngst publizierten Beobachtungsstudie des Kantonsspitals Aarau (KSA).

Das Spital hat die Krankheitsverläufe der ersten 99 Patientinnen und Patienten, die es während des Höhepunkts der Coronapandemie stationär behandelt hat, untersucht. Rund ein Drittel aller beobachteten stationären Patientinnen und Patienten zeigte schwere oder komplizierte Krankheitsverläufe, die entweder eine Intensivbehandlung notwendig machten oder zum Tode führten.

Schwerer Verlauf auch bei Personen ohne Vorerkrankungen

«Interessant ist, dass die Studie zeigt, dass ein sehr hohes Alter oder bestimmte vorhandene Grund- respektive Risikovorerkrankungen nicht zwingend zu diesen schweren Verläufen führen», schreibt das Spital in einer Mitteilung.

Auch unter 60-Jährige ohne schwere Grunderkrankungen könnten betroffen sein. Allerdings relativieren die tatsächlichen Zahlen diese Aussage etwas: Von den 99 Patientinnen und ­Patienten waren 30 unter 60 Jahre alt. Von diesen 30 hatten sieben keine Grunderkrankung.

Von diesen 7 wiederum hatten drei einen sehr schweren Verlauf und wurden auf der ­Inten­sivstation behandelt. Alle drei hätten überlebt, teilt das KSA auf Anfrage mit.

Patienten ohne schweren Krankheitsverlauf seien im Schnitt zwischen vier und zehn Tagen hospitalisiert gewesen, solche mit schwerem Krankheitsverlauf zwischen neun und 24 Tagen, schreibt das KSA. Insgesamt 19 Personen mussten künstlich beatmet werden, das ist die Hälfte aller Personen mit schweren Krankheitsverlauf.

Von den 19 beatmeten Patientinnen und Patienten haben 12 überlebt. Insgesamt sind von den 99 Patientinnen und Patienten 18 gestorben.

Studie soll künftige Behandlungen verbessern

Ob eine Covid-19-Erkrankung tendenziell einen schweren Verlauf nimmt, lasse sich insbesondere anhand von Entzündungs- und Blutsättigungswerten und dem allgemeinen klinischen Zustand des Patienten abschätzen, so die Studie.

Die Autorinnen und Autoren des KSA erhoffen sich, dass ihre Ergebnisse zusammen mit den Daten aus weiteren Schweizer Spitälern es künftig möglich machen werden, Risikomodelle für die Schweiz zu entwickeln, die eine noch bessere Verlaufsprognose ermöglichen und damit auch die Behandlung verbessern helfen.

Die Studie wurde am 15. Juli 2020 im «Swiss Medical Weekly» publiziert. Im Fokus der Studie standen lediglich solche Patientinnen und Patienten, die positiv auf Covid-19 getestet wurden und hospitalisiert werden mussten.

Wieder mehr Personen im Aargau mit Corona infiziert

Vom Montag auf Dienstag hat die Zahl der Coronafälle im Aargau um 19 zugenommen. Aktuell sind 54 Infizierte in Isolation, 158 Kontaktpersonen befinden sich in Quarantäne. Am KSA werden derzeit 2 Coronapatienten behandelt.

Auch in Heimen ist es wieder zu Ansteckungen gekommen. Laut Statistik des Kantonsärztlichen Dienstes haben sich 3 Personen in Heimen angesteckt. (rka)