Vom Café bis zum Trau-Pavillon – Studierende befassen sich mit der Zukunft des alten Friedhofs

 

Der Gemeinderat Vordemwald will das Areal des alten Friedhofs umgestalten. Eine Klasse der Gartenbauschule Oeschberg hat sich der Sache nun angenommen und versucht, auch die Ideen der Bevölkerung umzusetzen.

«Der alte Friedhof ist ein hochsensibler Bereich, deshalb müssen wir die Umgestaltung vorsichtig angehen», sagt Markus Schneitter. Bei der Kirche in Vordemwald haben sich am Donnerstag kurz nach acht Uhr 13 Studierende der Gartenbauschule Oeschberg aus dem bernischen Koppigen versammelt. Gespannt lauschen sie dem Gemeinderat, machen sich eifrig Notizen und schauen sich um. Was den Anschein einer Führung erweckt, ist vielmehr eine Exkursion, die mit einem Auftrag verbunden ist. «Vor 25 Jahren hat die Gemeinde die Gräber des alten Friedhofs geräumt. Seither liegt das Land brach – das möchten wir ändern», sagt Schneitter.

Nun sind die angehenden Techniker «HF Bauführung Fachrichtung Garten-/Landschaftsbau» gefragt. Der Vordemwalder Gemeinderat hat die Klasse um Unterstützung bei der Umsetzung des Projekts «Alter Friedhof» gebeten: Die Wiese soll umgestaltet und neu genutzt werden. «Das Grundstück befindet sich an prominenter Lage im Dorf. Wir sind der Meinung, dass wir diesem Ort wieder Ausstrahlung verleihen müssen», sagt Markus Schneitter. Er denke etwa an einen Begegnungsort für die Bevölkerung.

60 Vorschläge eingegangen

An der Gewerbeschau im April 2016 hat der Gemeinderat das Vorhaben der Bevölkerung präsentiert und gleichzeitig Ideen gesammelt. In einem Modell konnten Interessierte unter anderem Bänke, Bäume, Wege und Steine auf der Grünfläche nach Wunsch anordnen. Rund 60 Vorschläge sind laut Schneitter insgesamt eingegangen. Im Anschluss hat die Kommission Landschaft Natur und Umwelt (LaNU) die Modelle, die mittels Fotos festgehalten sind, analysiert. «Wir haben rasch festgestellt, dass wir für eine gute Umsetzung Fachleute beiziehen müssen», begründet Markus Schneitter die Zusammenarbeit mit der Gartenbauschule. Ideal sei, dass man der Klasse dadurch Gelegenheit biete, an einem Projekt zu arbeiten, das nicht 08/15 sei.

Die Studierenden, die aus der gesamten Deutschschweiz kommen, haben sich dieser Herausforderung angenommen, fungieren nun als Impulsgeber und versuchen gleichzeitig, die Vorschläge der Bevölkerung einzubeziehen. Aufgeteilt in Gruppen analysieren sie an diesem Vormittag unter anderem die Lage, setzen sich mit der Geschichte auseinander und betrachten das Umfeld. Sie führen Messungen durch, dokumentieren und treffen Abklärungen. Auf die Frage eines Studierenden, wie denn der finanzielle Rahmen überhaupt aussehe, meint Schneitter: «Der Gemeinderat hat das Kostendach auf 100 000 Franken definiert. Es wäre schön, wenn wir das Projekt umsetzen können. Wir sind uns aber bewusst, dass es mit der heutigen finanziellen Lage in der Kategorie ‹Nice to have› einzustufen ist.» Auch an die Vorgaben, welche die LaNU vorgängig definiert hat, müssen sich die Studierenden halten. So soll es weder einen Spiel-, Pausen- noch einen Festplatz geben. Auch eine Tribüne für den Sportplatz oder eine Feuerstelle will die LaNU nicht. «Die grösste Herausforderung ist, dass ein Ort entstehen soll, an dem kein Rambazamba herrscht, der aber dennoch lebendig ist», sagt Markus Schneitter.

Praxis statt Theorie

Trotz der Einschränkungen sprudeln an diesem Morgen bereits nach kurzer Zeit die ersten Ideen. Ein Café, das zu einem Schwatz einlädt, ein Hochzeitspavillon für Trauungen draussen oder eine Parkanlage mit einem Wasserspiel – das sind nur einige der Ideen. «Es ist für die Studierenden viel motivierender, sich mit einem Thema zu befassen, das in der Praxis umgesetzt wird, als etwas nur in der Theorie zu besprechen», sagt Dozentin Eveline Roduner, die das Projekt begleitet.

Während des gesamten Semesters befassen sich die gelernten Gärtner bzw. Landschaftsgärtner immer wieder mit dem Projekt, das ihnen auch als Leistungsnachweis dient. Bis Ende Jahr wollen sie ihre Vorschläge definitiv ausarbeiten. Doch bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Nun müssen sie die neu gesammelten Informationen aus Vordemwald auswerten. In einem späteren Schritt wollen sie der Bevölkerung ihre Ergebnisse an einer Informationsveranstaltung präsentieren, ehe der Souverän über einen allfälligen Kredit für die hochsensible Sache zu befinden hat.