
Von der Theatermalerin zur Spargelernte-Helferin
Über die Serie
In der Serie «Kämpfermenschen» porträtieren wir fünf verschiedene Personen, die in der Corona-Krise Ausserordentliches geleistet oder erlebt haben. Folgende Personen sind Teil der Serie: Maturandin Yara Schriefl aus Rothrist, Zofingens Postverwalterin Dijana Ilic, Abteilungsleiter Pflege im Seniorenzentrum Zofingen Ideal Krasniqi, stellvertretender Chef der Regionalpolizei Zofingen Reto Tresch und Barbara Bono aus Zofingen, die kurzerhand zur Spargelernte-Helferin wurde.
Zu einer ganz speziellen Zeit wurde die Corona-Krise für Barbara Bono. Die 1957 geborene und sehr engagierte Theatermalerin in Bern wurde Anfang März von ihrem Arbeitgeber auf Kurzarbeit gesetzt. «Einige meiner Berufskolleginnen und -kollegen konnten nach einem kurzen Unterbruch wieder etappenweise arbeiten», erzählt Barbara Bono. Für sie aber habe es geheissen «zuhause bleiben», in Zofingen, wo sie seit Jahren wohnt. Immer wieder sei sie von ihrem Arbeitgeber auf den neusten Stand gebracht worden. Das Programm für die Saison 2020/21 stehe. «Aber die Corona-Situation ist immer noch unsicher», sagt Bono. Die Tatsache, dass sie weiterhin den gleichen Lohn bekam, sei hilfreich gewesen.
«Ich habe mehr im Moment gelebt»
An einem Tag in dieser «Retraite» habe Barbara Bono in einer Radio-Sendung gehört, dass Bauernbetriebe sich Sorgen machten, weil keine Erntehelfer aus dem Ausland anwesend sein könnten. Irgendwie habe sie damals erfahren, dass auch ein Bauernhof in der Gemeinde Brittnau auf der Suche nach Helfern sei – vor allem für die Spargelernte. Der Biohof hat sich auf die grüne Sorte spezialisiert. Sie erfuhr, dass diese Spargeln geschnitten und nicht ausgestochen werden. Kurz darauf hatte Barbara Bono allen Mut zusammengenommen und sich per Telefon bei den Biohof-Betreibern gemeldet. Das Resultat: Sie konnten ihre Hilfe gut gebrauchen.
Bereits der Weg nach Brittnau sei eine schöne Erfahrung gewesen. Auf dem Velo zum Bauernhof, vorbei an Rapsfeldern und der übrigen Landwirtschaft. «Körperlich war das Ernten der grünen Spargeln dann aber schon überaus anstrengend», berichtet die aktive Frau. Sie habe aber ihre Arbeitszeit selber einteilen können und sich zwischenzeitlich auch wieder etwas erholt. Ihre Dienstleistung habe viel Freude ausgelöst und die Dankbarkeit der Bauernfamilie sei berührend gewesen. «Meinen Velokorb, gefüllt mit Gemüse, habe ich geschätzt», erzählt Bono lachend. Aktuell hat sie ihre Arbeit als Theatermalerin in Bern wieder aufgenommen. Wenn sie zurückblicke auf die ganz besondere Zeit, habe die Corona-Pandemie spezielle Gefühle bei ihr ausgelöst. «Ich habe mehr im Moment gelebt und die ganze Zukunftsplanung war nicht nötig.» Ihr Wunsch sei, diese Ruhe und Zuversicht auch für die kommenden Phasen mitzunehmen.