Von «Jim Nasty» bis zum «Thin King» im Kunsthaus Zofingen

Den Schuhleisten aus Holz zieren aufgemalte Schnürsenkel. Auf den Fussknöchel ist eine Trompete trichtervoran aufgebockt. «Souffler dans les chaussures» respektive «In die Schuhe blasen» ist das heitere Werk betitelt. Aramis Navarro heisst der Künstler – seinen Vornamen könnte er von einem berühmten Musketier aus der Literatur haben. Was ganz gut passt. Denn der 27-jährige Künstler aus Rapperswil-Jona hat es gerne abenteuerlich und schlägt mit seiner Kunst muntere Kapriolen. Angestammte Sehgewohnheiten lässt er gerne ins Leere laufen. Navaros Kunst schaut gut assortiert auf die Schützenwiese und Bottenwilerstrasse hinaus. Sie ist für Leute gemacht, die von draussen einen Augenschein nehmen. So hat es ein Sommerfenster an sich. Am Mittwoch, 4. Juli um 20 Uhr führt der Künstler die Gäste an der Vernissage beredt durch seine Kunstwerke.

Verwandelte Fundstücke
Kreation ist bei Navarro ein intuitiver Findungsprozess. Er gräbt in Brockenhäusern, Flohmärkten und Abbruchhäusern tausenderlei Dinge aus. Und dann verwandelt er sie sich an. So steht hier ein Personenbus aus Plastik auf einem Teppichstück. Der Rumpf des Fahrzeuges hängt an der Leine, das Publikum darf sich dazu eingeladen fühlen, mit dem Vehikel Gassi zu gehen. «Carpet on a Carpet» ist das Werk betitelt müsste aber eher Car Pet on a Carpet heissen. Auch Jim Nasty hat es faustdick hinter den Ohren. Gezimmert aus einem Waschbrett, einer Fischerrute und einem pelzigen Rohrschniedel fischt er mit starken Argumenten nach Frauen. Sein zurückgebogener Körper hat etwas Gockelhaftes. Im Gegensatz dazu hat das I-Pack, eine Kombination aus Eikarton und dem berühmten Apfelsignet fast etwas Beiläufiges. Wie zufällig hingestellt ist eine langer Spaten, der auf dem über Kopfhöhe aufragenden Schaufelblatt die Aufrschrift «Schau auf Schaufel» trägt. Solche Anordnungen unterstreichen den Charakter von Fundstücken. Nur wenige Bilder zieren die Wände. So etwa «Herrlich dämlich», ein Bild das Rollverständnisse in Abstraktionen persifliert. Da kommt man mitunter schon ins «Thinking». Wobei es auch dafür ein Bild gibt. Nämlich eines mit langem schwarzen Strich mit Krone, der «Thin King». Nur nicht «Auf Regen» jetzt, scheint einem ein Bild gleich daneben zuzurufen. Die blauen Tropfen auf schwarzem Grund sind dick aufgetragen, auf diesem Regen lässt es sich durchaus schwimmen. 

Unbeschwerte Experimentierlust
Raumgreifende Kunst gibt es auch zu sehen. So etwa «Disseat», der an Nylonfäden hängende Hocker, dessen eines Beinpaar versetzt eingesteckt ist. Oder dann «Passpartout», ein Ensemble oranger Schlüssel, die wie Finger aus einem Holzblock ragen. Nicht alles ist gleich gut gelungen in diesem Sammelsurium aus Fundstücken. Doch obwohl sich Aramis Navarro mit seinen Kreationen immer wieder unbeschwert aus dem Fenster lehnt, stürzt er doch nie ins Banale ab. Experimenteller Charme und Leichtigkeit balancieren seine Werke immer wieder aus.

Spielball des Zufalls
Spannend an der Ausstellung ist vor allem das Zusammenspiel der verschiedenen Werke. Sie scheinen gegenseitig aufeinander Bezug zu nehmen, übernehmen eine Kommentarfunktion. Dass sich das so zufällig ergibt, ist ganz im Sinne des Künstlers. Er lässt sich auch zur Kunst finden, wie sein Werk «Selfie» beweist. Da hat er den Internetexplorer aufgemalt und notiert einfach die Worte, die sich ihm beim Texten mit dem Handy wie von selbst ergänzt haben. Man könnte fast versucht sein, die zufälligen Worte zu interpretieren. Eine gewisse Logik wohnt den Dingen in der Verschränkung von Gegenständlichkeit und Sprache eben doch inne. Und wenn nicht, entsteht sie im Kopf des Betrachters. Was im Kopf des Künstlers Aramis Navarro vorgeht, wäre interessant zu wissen. Die Gelegenheit gilt es zu nutzen.

 

Vernissage


Heute Mittwoch, 4. Juli um 20 Uhr im Kunsthaus Zofingen. Die Ausstellung mit Aramis Navarro dauert bis 31. Juli. Das Kunstwerk bleibt dabei geschlossen. Alle Kunstwerke sind von draussen durch die Schaufenster zu sehen. Besichtigungstermine im Kunsthaus auf Anfrage.
Weitere Infos: www.kunsthauszofingen.ch