
Von wegen Januarloch: Brockenstuben haben nach Weihnachten Hochsaison
Die Weihnachtstage sind längst gezählt und an Silvester erinnert höchstens noch ein unscharfes Party-Foto auf dem Handy. Anfang Januar lehnen sich viele zurück, geniessen ein paar freie Tage, ehe sie sich gemächlich zurück ins Arbeitsleben kämpfen; nicht so die Brockenstubenbetreiber.
Für Sarah Meyer und ihr Team der Brockenstube HIOB beginnt im Januar eine intensive Arbeitszeit. «Viele haben über die Weihnachtstage frei und Zeit, um zu Hause mal richtig zu räumen», weiss Meyer. Die geräumten Sachen landen dann in der Brockenstube. Bis ungefähr Mitte Januar hält der Spuk an. «Wir stapeln die Sachen zum Teil im Lager, so können wir später noch von dieser intensiven Zeit profitieren», erklärt Meyer. Die besten Artikel kämen ebenfalls im Januar. Darunter befinden sich auch Waren in der Originalverpackung. Die Vermutung lässt auf ungeliebte Weihnachtsgeschenke schliessen. Ein respektloser Akt? Vielleicht, aber Meyer sieht es lieber, dass solche Waren in eine Brockenstube gelangen und auf diese Weise wiederverwertet werden, als dass sie im Abfallkübel landen. «Wir leben eindeutig im Überfluss», findet Meyer. Für die Brockenstuben, die letztendlich mit diesen Waren beglückt werden, sei das natürlich durchaus positiv, aber «die Leute sollten sich manchmal trotzdem mehr überlegen».
Das gilt auch für die Ware, welche die Kunden ins Brockenhaus bringen. Nicht nur HIOB, sondern auch die Zofi Brocki kennt das Problem der Mangelware. Kurt Burkard, Leiter der Zofi Brocki, sagt: «Wir erhalten immer wieder Ramsch, den wir dann halt mit einer freundlichen Bemerkung retournieren.» Täten sie dies nicht, müssten sie selber für die Entsorgungskosten aufkommen.
Anders als HIOB profitiert die Zofi Brocki laut Burkard am meisten von Umzugsterminen, bei denen sie oftmals Ware aus den geräumten Wohnungen holen dürfen. Auch hier ist nicht alles brauchbar. «Waren, beispielsweise Mö- bel von Billiganbietern, werden schneller abgenutzt als Qualitätsprodukte. Viele versuchen dann zuerst, die Ware in einer Brocki loszuwerden», sagt Burkard. In den Wohnungen fänden sich aber auch immer wieder besonders schöne Sachen, von denen sie letztlich profitieren können.