Vor 30 Jahren war ein «Frauenzmorge» ein absolutes Novum

Maja Frey und Brigitte Baumann mit der ersten Einladung zum Zmorge.
Maja Frey und Brigitte Baumann mit der ersten Einladung zum Zmorge.

FRAUENZMORGE

An der Motivation, das Frauenzmorge zu organisieren, hat sich bis heute nichts geändert. Die aktiven Teammitglieder Brigitte Baumann, Kathrin Stocker, Elisabeth Müller, Rahel Schüürmann, Angelika Portmann und Renate Läubli schaffen auch noch nach 30 Jahren einen Begegnungsort, wo Frauen dem Alltagstrubel entfliehen, Zeit für sich haben, der Seele Gutes tun, mit anderen Frauen reden und etwas Neues über Gott und die Welt erfahren können.

Im oberen Suhrental, dem Heimatort von Mitbegründerin Maja Frey-Baumann, gab es bis 1989 kein Frauenzmorge. Und was man nicht kennt, das vermisst man bekanntlich auch nicht. Erst als die damals 22-jährige Maja ihr Praktikum im Hasliberg absolvierte, erzählte ihr eine Bekannte von ihren Frauenfrühstücken in der Kirchgemeinde Olten. Die junge Frau machte sich bei nächster Gelegenheit auf nach Olten, besuchte diesen Anlass und war begeistert. «Ich erzählte Doris und Gerda Smonig davon und innert weniger Wochen stellten wir ein Team und organisierten das erste Frauenzmorge in Reitnau», erzählt Frey. «Die Kirchgemeinde und die Kirchenmänner standen voll hinter uns. Vor 30 Jahren war das überaus wichtig, was sich die junge Generation heute wohl kaum vorstellen kann.» Als Austragungsort wurde der «Bären»-Saal ausgewählt und mit der Wirtin Vreni Schärli um den Preis gefeilt. «Allzu teuer durfte es dann doch nicht werden», erzählt Frey. Mit handgefertigten Einladungen – verziert mit Scherenschnitten von Margrit Klauser – wurde zum ersten Frauenzmorge am 12. Januar 1989 geladen. Die Frauen dekorierten den «Bären»-Saal und die «Bären»-Wirtin Schärli sorgte fürs leibliche Wohl. Viele Teilnehmerinnen folgten der Einladung und hörten Hanna Straub zu, als sie «vom hilfreichen Gespräch» referierte.

92 Zmorge mit 4800 Gästen

35 Frauen haben sich seit dem ersten Anlass im Jahr 1989 an der Organisation des Frauenzmorge beteiligt. 27 von ihnen sind seither aus dem Team ausgetreten. Unter anderem auch die Mitbegründerin Maja Frey. Sie trat 1991 aus, um ihren zweijährigen USA-Aufenthalt anzutreten. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann und den drei Kindern im Alter von 21 bis 26 Jahren in Buchs und ist seit über neun Jahren Mitglied des Einwohnerrates. Genau neun Jahre ist es auch her, dass ihre Schwägerin Brigitte Baumann zum Team stiess. Dieses Jahr hat sie die Leitung des Frauenzmorge übernommen. «Früher kostete das Zmorge

12 Franken, heute 15, was meiner Meinung nach eine relativ tiefe Teuerung ist», erzählt Baumann. Die beiden Frauen erinnern sich an die Frauenzmorge im «Bären»-Saal, gefolgt vom Umzug in den Kirchgemeindesaal, wo sie nun vieles selber backen und herstellen. Die total 92 Frauenzmorge seit der Gründung haben rund 4800 Gäste besucht. Die Geschichten aus dem Alltag bewegen Brigitte Baumann. «Nie vergessen werde ich die Lebensgeschichte der Reitnauerin Ursina Hälfliger, die über ihren Missbrauch sprach oder den Leidensweg der Attelwilerin Kathrin Stocker, die über ihre jahrelangen Minderwertigkeitskomplexe erzählte.» Baumann ist heute noch vom Mut und von der Ehrlichkeit der Referentinnen beeindruckt. Auch sie durfte ihre persönliche Komfortzone verlassen und im März 2013 die Moderation eines Anlasses übernehmen. «Es war eine gute Erfahrung, aber keine, die ich wiederholen möchte», sagt sie bestimmt.

Früher waren es bis zu 70 Frauen, heute treffen noch 40 treue Frauen aufeinander. «Vieles im Leben ist Veränderungen unterworfen», meint Baumann, «wir müssen uns diesem Generationswechsel stellen.» Die Älteren verliessen das Frauenzmorge und die Jungen, auf die sie hofften, würden früher wieder ins Berufsleben einsteigen. «Und jede berufstätige Mutter weiss, wie schwer es ist, Beruf- und Schulalltag zu vereinbaren. Diese Besucherinnen fehlen heute», ist die zweifache Mutter überzeugt. Trotzdem möchte sie junge Ehefrauen und Mütter motivieren, im Team mitzuwirken und ihre Inspiration, Gastfreundschaft sowie ihren Glauben weiterzugeben. Denn Brigitte Baumann ist überzeugt: «Schon viele Frauen haben neue Lebenskraft und Perspektiven nach einem Frauenzmorge gefunden und sind zu neuen Ufern aufgebrochen.»

Das nächste Frauenzmorge findet am 6. März um 8.45 Uhr im Kirchgemeindehaus Reitnau statt mit der gelernten Buchhändlerin, Medienschaffenden und Buchautorin Tina Schmidt. Anmeldung via frauezmorge-reitnau@gmx.ch oder bei Rahel Schüürmann, Telefon 062 726 05 25.