Vorsorgen, nicht Panik machen: «Wir sind keine Alchemisten der Angst»

WETTBEWERB

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Als im Juli das grosse Unwetter die Region heimsucht, stehen ganze Strassenzüge ohne Strom da. Keller werden überflutet. Vieles geht verloren oder kaputt. Mit Notaggregaten hilft die Feuerwehr erschrockenen Bewohnern, wieder Licht ins Dunkel zu bringen. Eine Sisyphusarbeit. Familie Scalise aus Zofingen bleibt in dieser Notlage allerdings ruhig. «Wir fühlten uns gar nicht in einer Notlage», erinnert sich Claudia Scalise, «wir hatten ja alles Notwendige zu Hause, vom Essen bis zur handbetriebenen Taschenlampe.» Also gibt es das Gulasch kurzum vom Gaskocher. Raphael und Claudia Scalises Vorteil: Sie haben direkten Zugriff auf eine grosse Palette Langzeitlebensmittel, Zivilschutzprodukte und technische Krisenhilfsmittel. Seit elf Jahren betreiben sie den Shop notvorrat24.ch mit Lager und Büro an der Luzernerstrasse 8. Der Notvorrat – ein wachsendes Geschäft. Spätestens, seit der ehemalige Armeechef 2014 das Anlegen von Notvorräten empfahl – wodurch er zwar auch Spott erntete – ist das Thema wieder aktuell. 5000 Artikel sind im Angebot. Nahezu 10000 Kunden habe das Familienunternehmen mittlerweile.

Auch Bund empfiehlt Notvorrat
In der Vorweihnachtszeit ist die Nachfrage eher geringer. «Das Interesse steigt dann, wenn auf der Welt etwas Schlimmes passiert ist», sagt Claudia Scalise. Auf der Website wirbt notvorrat24.ch mit: «Blackout – wären Sie vorbereitet? Schützen Sie sich und Ihre Familie.» Doch ist das nicht übertrieben? Wird da nicht aus Angst Geld gemacht?

«Wir sind keine Alchemisten der Angst», lacht Claudia Scalise. «Wir wollen unsere Produkte niemandem aufschwatzen. Aber aus eigener Überzeugung empfehlen wir, sich für den Krisenfall zu wappnen.» Dabei geht es nicht in erster Linie um Horrorszenarien wie Krieg, sondern um Naturkatastrophen oder Angriffe auf das System. Ein nationaler Blackout infolge eines Jahrhundertunwetters, einer technischen Panne oder einer Cyberattacke würde den Verkehr innert Kürze lahmlegen. SRF widmete der Materie Anfang dieses Jahres einen Thementag (was bei notvorrat24.ch direkt für Lieferengpässe sorgte). Der Bund empfiehlt, sich eine Reserve für eine Woche anzulegen. Generell für den Fall eines Blackouts hat der Bevölkerungsschutz Aargau zudem mit Solothurn ein neues Sicherheitskonzept ausgearbeitet. «Ein Notvorrat ist wie eine Art Versicherung für den Ernstfall», sagt Scalise. Sie empfiehlt, sich gleich für einen Monat abzusichern. Mit einem Notvorrat-Paket ist das möglich. Die 30-Tage-Notfallbox mit 84 Mahlzeiten, die mindestens 25 Jahre haltbar sind, ist ein Verkaufsschlager. Eine einzelne Portion kostet so umgerechnet rund 3,20 Franken.

Von vernünftig bis «speziell»
Die Kundschaft ist breit gefächert. Auch Familien gehören dazu, selbst solche, die sich nur einen Essensvorrat anlegen wollen und nicht einmal an einen Krisenfall denken. Der Jäger kauft hier ebenso ein wie der Hochtoursportler. Ein Gadget wie die Glasfaser-FilterFlasche, mit dem sich jederzeit und überall – auch aus einem See – sauberes Trinkwasser herstellen lässt, ist schon fast an ein Lifestyleprodukt. Dass sich unter den Kunden auch solche mit «speziellen» Vorstellungen finden, liegt in der Natur der Sache. «Menschen, die Angst haben, dass das System komplett zusammenbricht oder solche, die sich im Bunker vor der Aussenwelt verstecken», verrät Claudia Scalise. Vorurteilslos beliefert notvorrat24.ch sie alle.

Bereits heute finden die Produkte in der ganzen Schweiz ihre Abnehmer. Und solange sich die Leute genug oder noch mehr Sorgen machen, dürfte das Geschäft florieren. Aktuell arbeiten Claudia und Raphael Scalise sogar an der Expansion nach Deutschland. Auch ein Lagerausbau ist bereits Thema. In den kleinen Räumen in Zofingen stösst der Betrieb an seine Grenzen.