Waldtheater Brittnau : Abruptes Ende einer Ära

«Es tut schon weh, immerhin habe ich mich zehn Jahre dafür eingesetzt.» Nicolas Russi
«Es tut schon weh, immerhin habe ich mich zehn Jahre dafür eingesetzt.» Nicolas Russi

Nach sechs Produktionen ist mit dem Waldtheater Brittnau in der ehemaligen Lehmgrube bei der Fennern definitiv Schluss. «Es tut schon ein bisschen weh, immerhin habe ich mich zehn Jahre fürs Waldtheater eingesetzt», sagt Regisseur Nicolas Russi auf Anfrage. Obwohl von der Gemeinde nochmals eine letzte Bewilligung für 2021 in Aussicht gestellt wurde, wird nächstes Jahr kein Waldtheater stattfinden. Grund dafür ist die Verschiebung des Säli-Schlössli-Jubiläums in Olten, bei dem Nicolas Russi Regie führt. «Im selben Jahr zwei Freilichtproduktionen umzusetzen, liegt einfach nicht drin», so Russi. 

Vom Kreisforstamt kam kein grünes Licht

Mit der letzten Saison im Frühling 2019 war auch die fünfjährige Bewilligung für die Benutzung der ehemaligen Lehmgrube Meiersrain ausgelaufen. Das Waldtheater reichte im letzten Herbst bei der Gemeinde einen umfassenden Fragekatalog ein, um zu ermitteln, ob und unter welchen Bedingungen eine Fortsetzung des Theaters möglich ist. Wie der Gemeinderat nun in seiner Antwort festhält, wäre er gerne bereit, für 2021 nochmals eine Bewilligung auszustellen. Dies wäre aufgrund der Vorgaben des Kreisforstamtes die letzte Spielsaison. 

Das Kreisforstamt hatte in seiner Stellungnahme argumentiert, dass es sich beim Waldbestand im Gebiet ausschliesslich um Eschen handle und diese infolge eines Pilzbefalls sukzessive absterben. Aus Sicherheitsgründen hätten schon mehrere Bäume gefällt werden müssen. «Aufgrund des Zustandes dieser Waldfläche kann 2021 letztmals ein Waldtheater durchgeführt werden», heisst es im Statement weiter. Neben diesem Aspekt wurden von Seiten der Gemeinde im Fragekatalog auch die Punkte «Waldgesetz» und «Anderweitige Nutzung des Areals (Projekt Amphibien-Laichschutz-Gebiet)» als Gründe bezeichnet, die gegen eine weitere Bewilligung nach 2021 sprechen.

Die Stücke sollten auch  zum Nachdenken anregen

Entstanden ist das Waldtheater im 2011, weil Nicolas Russi und andere beteiligte Personen ein bereits vor knapp 20 Jahren verfasstes Stück nochmals aufführen und ausbauen wollten. «Es war als einmalige Sache geplant», erinnert sich Russi zurück. Bis 2014 genehmigte die Gemeinde jeweils nur immer die nächste Produktion. Danach stellte sie dem Waldtheater eine Fünf-Jahres-Bewilligung aus. 

Der Regisseur erinnert sich gerne an die letzten zehn Jahre zurück: «Jede Saison war speziell, ich kann keine hervorheben.» Ob eine 40-Meter-Seilbahn oder ein Baumhüttendorf: Die Geschichten, die erzählt wurden, waren alle einzigartig. Wichtig war Russi dabei nicht nur der Unterhaltungswert, sondern auch der Inhalt: «Beim Publikum sollten immer ernsthafte Gedanken hängenbleiben.» So kreisten die Stücke viel um Themen wie Littering, Recycling oder Umweltschutz. «Wir haben immer geschaut, dass wir ein Stück machen, das dorthin passt, mit Wald- oder Naturthemen», so Russi. Es habe ihn ausserdem immer gefreut, in der Natur zu proben. «Wir waren den ganzen Tag draussen und am Mittag haben wir gemeinsam gebrätelt. Es war ein anderes Feeling als das Proben in einem Lokal», so Russi. Besonders gefreut hat ihn auch immer das Echo der Zuschauer. «Die Leute haben das Waldtheater gerne besucht.» Ein besonderer Dank gelte dabei dem Alt-Gemeindeammann Willi Sommer und seiner Frau Ida, die aufgrund ihrer Nähe zur Spielarena häufig mit Strom oder Ähnlichem ausgeholfen haben. «Sie waren Gold wert für die ganze Geschichte», so Nicolas Russi.

Die Spielarena inklusive Zuschauertribüne wird nun in den kommenden Wochen definitiv geräumt und das Waldtheater Brittnau als Gruppe aufgelöst. Ob ein Teil des Teams in einer anderen Form und an einem anderen Spielort ab 2022 weitermachen wird, ist offen.

 

Das Waldtheater Brittnau in der ehemaligen Lehmgrube bei der Fennern (Bild: zVg)
Das Waldtheater Brittnau in der ehemaligen Lehmgrube bei der Fennern (Bild: zVg)