Walter Baumann ist 102 Jahre alt und kein bisschen leise

Walter Baumann erzählt gerne aus seinem Leben, schliesslich hat man mit 102 Jahren viel erlebt. Der Gemeindeammann Stephan Wullschleger und Gemeinderat Walter Schläfli hörten ihm aufmerksam zu. Unterbrochen wurde der Besuch nur vom Telefonklingeln. Er musste Glückwünsche von allen Seiten entgegennehmen. Auch mit dem Handy weiss Baumann umzugehen. «Ich bin durch und durch digitalisiert», sagte der rüstige Senior. Der Laptop auf dem Tisch und der Drucker in der Ecke sind der Beweis.

Als Leichtgewicht von 1,5 Kilogramm erblickte Walter Baumann in Bottenwil das Licht der Welt. Sein jüngerer Bruder und der 7-Jährige Walter verbrachten die Jugendjahre als Verdingbuben bei einem Bauern in Safenwil. Statt nach der Schulzeit eine Lehre beginnen zu können, schuftete er für einen Stundenlohn von 30 Rappen in einer Safenwiler Sägerei. Weil es für Kost und Logis nicht reichte, half er in einem Bauernbetrieb zusätzlich zur 48-Stundenwoche während seiner Freizeit aus.

Erfolge und Anerkennung erlebte er in jungen Jahren im Turnverein Safenwil – vor allem, wenn er mit einem Kranz von den Turnfesten zurückkam. Sport hält jung, selbst im Alter von 72 Jahren wagte er noch einen Salto vom Sprungbrett ins kühle Nass. «Ich bin immer gesund gewesen, habe nie einen Unfall gehabt, keine Knochenbrüche», so Baumann. Ob dies das Rezept ist, um die Hundertergrenze zu überwinden?

Eine steile Erfolgskarriere

Als Meister und Gesamtleiter der Webereiabteilungen wurden ihm frühzeitig Führungspositionen in der Bleiche AG Zofingen übertragen, in die er 1942 als einfacher Mitarbeiter eintrat. Zuletzt war er als Personalchef für die damals 550 Mitarbeitenden verantwortlich. In seinem Arbeitszeugnis aus dem Jahr 1984 ist von einer steilen Erfolgskarriere die Rede.

Aus seiner 53 Jahre währenden Ehe mit seiner Frau Trudi gingen eine Tochter und zwei Söhne hervor. Einer von ihnen lebt in den Vereinigten Staaten von Amerika. Noch mit 93 unternahm Baumann eine Reise in den Nordamerikanischen Kontinent. Sein ältester von sechs Urenkeln macht gerade die Rekrutenschule, darauf ist er besonders stolz.

Im Alter von 100 Jahren gab er endlich seinen Führerschein ab: «Ich musste die alten Leute immer herumfahren, deshalb brauchte ich die Fahrerlaubnis noch». Diese waren natürlich weitaus jünger als er. Seinen Humor bewahrte er bis ins hohe Alter. Einen guten Rat für die jüngeren Generationen hat der couragierte 102-Jährige zusätzlich auf Lager: «Gute Freunde muss man haben, bevor man sie braucht».