
«Wandelkonzert»: Ein Fenster in verschiedene Musikräume

Es war ein Wandelgang durch die Musikgeschichte mit einer Mischung aus ihren Epochen, Exponenten und Blüten und gleichzeitig ein Rundgang durch die Räume, Hallen, Ecken, Nischen und Treppen des Bildungszentrums mit ihrer wechselnden Akustik. Aufgeteilt in eine grüne und violette Gruppe konnte das Publikum an den Stationen Aula, Navitrakt, Treppenkreuz, Aula, Mensa, Singsaal und Mehrzeckraum an dieser Exkursion teilnehmen und stiess dabei auf mehr als dreissig Studierende, für die Musik offensichtlich ein Bedürfnis und Bekenntnis ist.
Überall hohes Können und Niveau
Gleich zu Beginn setzten Melina Kaderli und Janka Ryf (Violine) einen Massstab mit dem „Allegro“ aus dem Doppelkonzert in d-Moll von J. S. Bach. Auf dem Klavier begleitet von Ivan Horvatic, setzten sie einen Dialog in Gang, der dem Bach zu einer fliessenden, mitnehmenden Strömung verhalf. Elisa Scheidegger (Klarinette) und Thomas Hunziker (Klavier) waren sich einig, dass „Elegia“ von Ferruccio Busoni einer sensiblen Tonbildung bedarf, was besonders gut der Klarinette gelang. David Gabi (Posaune) und Benedikt Heuser (Klavier) widmeten sich danach „Cool Slidings“ (David Mitcham). Beides war wirksam, das ruhige Spiel des Klaviers und die gleitende Tonbildung der Posaune.
Nun begann der Rundgang. Oben auf der Treppe hatte sich Lara Schaub (Querflöte) als Solistin aufgestellt und begrüsste das Publikum mit der verträumten Tango Etude Nr. 5 von Astor Piazzolla. Das führte zu einer Kursänderung Richtung Jazz. Von Bobby Hebb war in der Mensa „Sunny“ zu hören. Der Singstimme gab Philippe Graber (Altsaxophon) Wärme und Schwung, analog begleitet von Nicolas Bolliger (Klavier). Benedikt Heuser (Klavier) liess sodann in „Very Early“ (Bill Evans) erkennen, dass er stilsicher den Jazz adaptieren kann. Die vier Tieftöner Christoph Gebhard, Valentin Ammann, Patrick Müller und Stephan Athanas folgten auf dem E-Bass dieser Spur, rockten und zuckten in „Sister Sadie“ (Horace Silver) und setzten rhythmische Trittsiegel in „Footprints“ (Wayne Shorter).
Wiederum fand eine Kehrwende statt, diesmal in die Aula. Dort leitete Jörg Gugelmann (Klavier) zur Arie „Deh vieni non tardar“ aus Mozarts „Figaros Hochzeit“ über. Sophie Ostrowski gab ihr die ganze darin wohnende Verinnerlichung. Coralie Jungo (Gesang) und Liliane Schlatter (Klavier) zogen nach mit „O del mio dolce ardor“ (Gluck). Sie verfügte dazu über eine wunderschön tragende Stimme. Yara Schriefli (Querflöte) führte sodann in einem Ausschnitt aus der „Partita in a-Moll (Bach) vor, dass sie einem unangefochtenen Glanzstück des Flötenrepertoires gewachsen ist. Vor dem Navitrakt kosteten danach Lisa Burkhard, Delia Bevc, Eda Karkin und Melanie Künzli (Gitarren) die in „Kalimba“ (Jürg Kindle) herrschende spannende Rhythmik aus. Das bezaubernde Gegenstück dazu liessen Yara Schriefli und Lara Schaub (Querflöten) einsam oben auf der Treppe im Duett „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ aus Mozarts „Zauberflöte“ folgen. Sentimentalen Gefühlen gaben Jan Fedeli und Runen Frank (E-Gitarre) darauf in „Manha da Carnaval“ (Luiz Bonfà) Ausdruck. Umschlossen vom Publikum, setzte sich Noemi Jauslin (Akkordeon) in das Zentrum des Treppenkreuzes und liess allein auf weiter Flur, aber souverän, die Sonate in a-Moll (Scarlatti) erklingen.
Zur Schlussphase wurde wieder in den Mehrzweckraum umgezogen. Dort stellte sich das ad hoc gebildete Kantiochester aus Ilaria Martorana, Shalika Sugumaran, Alexander von Engelberg, Melina Kaderli (Violinen), Yara Schriefli (Querflöte), Lynn Isch, Fabienne Plüss, Ursula Baumann (Celli) und Jörg Gugelmann (Klavier) auf. Die Formation beeindruckte in ihren vier Vorträgen durch die absolute Reinheit in der Tongebung, das nuancenreiche Spiel und das ausgewogene Klangbild. Sie verabschiedete sich mit einen „Andante cantabile“ von Vivaldi, worin das singende Schreiten sehr deutlich zum Vorschein kam. Die andere, neuzeitlich Seite, beleuchtete die Band „JAFU“ (Jass/Funk) aus Lara Schaub (Querflöte), Benedikt Heuser (Klavier), Thibaut Neuenschwander und Lasvinth Mathikanthan (Schlagzeug) sowie Stephan Athanas (E-Bass). Wie üblich im Jazz, wechselte die dominierende Partie von einem Instrument zum anderen. Das klappte so professionell, dass am Schluss brausender Beifall losbrach.
