Warum der Rückwärtsgang?

Kürzlich bin ich wieder mal in eine Geschwindigkeitskontrolle gerasselt. 56 km/h statt der erlaubten 50 km/h. Ärgerlich. Aber es stimmt schon: Das strenge Regime, das die Schweiz vor allem dank alt Bundesrat und Verkehrsminister Moritz Leuenberger aufgezogen hat, sorgt für gesittete Verhältnisse und weniger Unfälle. Leuenbergers Regelpaket «Via Sicura» nahm Raser an die Kandare, setzte das Lichtobligatorium in Kraft und verbot Warnungen vor Radarkontrollen.

Warum der Bundesrat jetzt ohne Not den Rückwärtsgang einlegt, ist mir schleierhaft. Klar, die geplanten Massnahmen sind nicht einschneidend. Aber dennoch: Warum von der klaren Linie abweichen? Bald soll das Rechtsvorbeifahren auf Autobahnen erlaubt werden. Was der Unterschied zum Rechtsüberholen ist, weiss keiner so genau. Sicher ist nur: Es wird zu Gerichtsfällen und mehr Unfällen kommen. Wer die Fahrprüfung auf einem Automat ablegt, darf künftig trotzdem mit geschalteten Autos herumkurven. Viel überlegt hat man sich da wirklich nicht. Man sollte auch ein bisschen über die Landesgrenzen hinaus denken. Wer reist viel? Genau, die Jungen. Sie reisen wohin? Genau, nach Australien zum Beispiel. Sie mieten welche Autos? Genau, alles was günstig ist. Handgeschaltete Autos sind günstig. In Australien herrscht Linksverkehr. Leute, die fast nur Automaten kennen, setzen sich also plötzlich in ein Auto, bei dem sich das Steuer rechts und der Ganghebel links befindet. Würden Sie da mitfahren wollen? All die geplanten Aufweichungen und Lockerungen bringen nichts – ausser dem Risiko, dass es zu mehr Unfällen kommt.