
Was ich am Zukunftstag gelernt habe
Diesen Donnerstag durfte ich zu einem aussergewöhnlichen Meeting antraben. Um unseren Sitzungstisch im Newsroom standen sieben Mädchen und drei Jungs, die im Rahmen des Nationalen Zukunftstages das ZT-Medienhaus besuchten. Wache, neugierige Kinderaugen begrüssten mich mit der Frage: Was macht eigentlich ein Journalist, ein Chefredaktor, eine Redaktion den lieben, langen Tag? Nachdem ich den Kids die Grundzüge der Newsroom-Mechanik und Zeitungsproduktion erklärt hatte, bat ich die jungen Besucher, mich über ihren Medienkonsum aufzuklären. Beliebt sind Inhalte, von denen ich bis dahin kaum gehört hatte: Slime-Videos auf Youtube beispielsweise, Filmchen also, in denen Schleim die Hauptrolle spielt. Oder Fail-Videos, in denen irgendwas schiefgeht. Ich merkte schon: traditionelle Medienformate haben es bei diesem Publikum noch schwer.
Als nächstes überraschte mich ein Mädchen mit der Frage, wie wir denn wüssten, was bei den Leuten besonder gern gelesen wird; ich öffnete unser Analyse-Tool, versuchte die Frage anhand einiger Grafiken zu erklären – um insgeheim zugeben zu müssen, dass meine Antworten da und dort Schwächen aufwiesen.
Als ich nach einer kurzweiligen halben Stunde an meinen Arbeitsplatz zurückkehrte, hatte ich das erfrischende Gefühl, einiges gelernt zu haben – wahrscheinlich habe ich von den Mädchen und Jungs mehr gelernt als sie von mir. Die Fähigkeit, sich im Strudel der Alltagshektik auf unbeschwerte, simple Fragen einzulassen und darauf klare, gradlinige Antworten zu finden, geht nicht nur uns Journalistinnen und Journalisten zu oft ab. Das erfordert nämlich ehrliche, harte Denkarbeit – und wer hat dazu schon noch genug Zeit?
Die Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen des Zukunftstages ein Unternehmen besucht haben, müssen in der Regel später berichten, was sie aus ihren Einblicken und Gesprächen gelernt haben. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn auch die Chefs der besuchten Firmen ihren Verwaltungsräten berichten müssten, was sie von ihren künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelernt haben.
Mehr Kommentare von Philippe Pfister finden Sie hier.