
Was nach der Festnahme in Holland mit dem Brandstifter von Oftringen passiert

Die dunkle Rauchsäule und die Flammen waren von weither sichtbar. Am Freitag vor einer Woche hatte in Oftringen die Asylunterkunft gebrannt. Als Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte vor Ort eintrafen, stand das Haus am Langernweg in Flammen. Das Dach stürzte teilweise ein, herabfallende Ziegel beschädigten die Schläuche und erschwerten die Löscharbeiten. Der Kanton hatte im Gebäude abgewiesene Asylsuchende untergebracht. Sie konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Drei Personen wurden mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Spital gebracht. Am Haus entstand Sachschaden von mehreren 100’000 Franken.
Die Brandursache war bis jetzt unklar. Gegenüber Tele M1 sagte ein Bewohner der Unterkunft bereits am Tag nach dem Brand, es habe einen Streit vor dem Haus gegeben. Anschliessend sei ein Bewohner ins Haus gegangen und habe etwas angezündet. Unterdessen gehen auch die Ermittler davon aus, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde. Elisabeth Strebel, Mediensprecherin der Aargauer Staatsanwaltschaft, sagt auf Anfrage der AZ: «Es wurde ein Strafverfahren wegen Verdachts auf Brandstiftung gegen einen Bewohner der Oftringer Asylunterkunft eröffnet.»
Festnahme in Holland
Beim Beschuldigten handelt es sich um einen 36-jährigen Kurden mit türkischer Staatsbürgerschaft. «Er wurde international zur Haft ausgeschrieben», sagt Elisabeth Strebel. Am Freitag – genau eine Woche nach dem Brand – habe er in Holland verhaftet werden können. Im Moment laufe das Auslieferungsverfahren.
Es ist nicht das erste Mal, dass der 36-Jährige mit dem Gesetz in Konflikt kommt. Laut Strebel war er der Polizei «unter anderem wegen illegalen Aufenthalts» bekannt. Wie alle Flüchtlinge, die in Oftringen lebten, hätte auch der mutmassliche Brandstifter die Schweiz verlassen müssen. Laut Staatsanwaltschaft hätte er bis Ende November 2018 ausreisen müssen.
Nun will ihn die Schweiz aus Holland zurückholen, um hier das Strafverfahren durchzuführen. Die Zusammenarbeit stützt sich in solchen Fällen massgeblich auf das Europäische Auslieferungsübereinkommen sowie auf bilaterale Auslieferungsverträge. Sofern die Voraussetzungen erfüllt sind, verpflichten diese Verträge die Staaten zur Auslieferung. Eine der wichtigsten Voraussetzungen sei die Schwere des Delikts, heisst es dazu im Merkblatt des Bundesamts für Justiz. Das Europäische Auslieferungsübereinkommen sehe eine Auslieferung etwa dann vor, wenn die Tat mit einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr bedroht ist. Brandstiftung fällt darunter.
Und der Brandschutz?
Das Haus in Oftringen ist nicht mehr bewohnbar. Zum Zeitpunkt des Brandes hätten sich rund 20 Personen im Haus befunden, sagte Pia Maria Brugger, die Leiterin der Unterabteilung Asyl beim Kanton, damals zur AZ. Die Bewohner wurden noch in der Nacht auf Samstag in der Unterkunft Torfeld in Buchs platziert und sollen nun schrittweise auf geeignete Unterkünfte verteilt werden. Der Kanton müsse für insgesamt rund 40 Personen neue Wohnplätze suchen, sagte Brugger.
In der Liegenschaft am Dorfrand von Oftringen werden seit über 20 Jahren Flüchtlinge untergebracht. Das Gebäude wurde 1997 als Durchgangszentrum bewilligt. «Mit den üblichen Auflagen bezüglich Brandschutz», sagt Peter Schiller, Abteilungsleiter Gebäudeversicherung bei der Aargauischen Gebäudeversicherung, auf Anfrage der AZ. Zum Brandschutz gehören laut Schiller etwa Feuerlöscher, die Ausstattung der Fluchtwege oder die Bildung von Brandabschnitten.
In den letzten 22 Jahren seien in Oftringen periodisch Kontrollen durchgeführt worden. «Letztmals zufällig am Tag vor dem Brand», sagt Schiller. Vonseiten der Gebäudeversicherung seien die notwendigen Massnahmen veranlasst und diese auch direkt umgesetzt worden. «Leider ist nicht kontrollierbar, welche Veränderungen danach wieder vorgenommen werden», sagt Schiller.
Welche Massnahmen am Tag vor dem Brand genau veranlasst wurden, lässt Schiller auf Nachfrage offen. Fest steht: Die Feuerwehr hatte es beim Löschen nicht einfach. Der Oftringer Gemeindeammann Hanspeter Schläfli sagte letzte Woche in der AZ, das Haus sei «total vollgestellt» gewesen. «Offenbar hatte die Feuerwehr Mühe, an die Glutnester zu gelangen».