
«Web Lernen»: Dieses junge Paar vermittelt Online-Nachhilfe
Von Lernenden für Lernende: Das ist das Motto des jungen Luzerner Start-ups «Web Lernen». Es vermittelt seit kurzem auf der gleichnamigen Plattform digitalen Nachhilfeunterricht. Hinter der Lernplattform stehen zwei Studierende der Pädagogischen Hochschule Luzern. Lukas und Nina Jud sind erst 20 und 21 Jahre alt und leben in Luzern. Sie sind verheiratet, haben einen 14-monatigen Sohn und studieren Sekundarlehrer.
Als Studierende der PH Luzern möchten sie mit ihrer digitalen Nachhilfe-Seite das Nachhilfewesen «revolutionieren», teilten sie diese Woche mit. Wir haben uns mit ihnen getroffen. «Die Idee kam uns während der Coronakrise», erklärt Lukas Jud. «Wir machten uns Gedanken, wie man nachhaltig Bildungslücken schliessen kann mittels digitaler Technik.»
Entstanden sei eine Plattform, auf der Menschen unterschiedlichster Bildungsstufe und Herkunft Nachhilfe geben als auch beziehen könnten. «Da die Coaches meist selbst noch Lernende sind, sei das am Gymnasium oder im Studium, können sie gut auf die Bedürfnisse der Lernenden eingehen, eigenes Wissen weitergeben und erneuern», sagt Jud. «Dadurch entsteht eine Win-win-Situation.»
Angebot stösst auch im Ausland auf Interesse
Die Plattform «Web Lernen» ist seit zwei Monaten öffentlich. Sie verzeichnet täglich vier bis fünf Buchungen. Aus der Schweiz, aber auch aus anderen Ländern. «Eine Familie aus Äthiopien nutzt sogar unser Angebot», erzählt Nina Jud stolz, «wir haben schon mit ihr telefoniert.» Der Vater sei Pilot, die Mutter Architektin und sie lebten in Addis Abeba. Die Kinder lernten Deutsch. Man habe ihnen Schweizer Coaches vermittelt. Auch eine Familie aus den USA, die in die Schweiz gezogen ist, nimmt so Deutschunterricht.
«Wir bieten alle an gewöhnlichen Schulen üblichen Fächer an», erläutert Lukas Jud. So sei von Mathematik über RZG, drei Landessprachen, ebenfalls Spanisch, Portugiesisch, Alt- und Neugriechisch, Latein bis hin zu Musik alles dabei.
Und so funktioniert das Ganze: Um die Services von «Web Lernen» nutzen zu können, erstellen die Nachhilfesuchenden zuerst ein Benutzerkonto und wählen die Dienstleistung auf der entsprechenden Schulstufe aus. Sogenannte «Coaches» sind die Nachhilfegebenden. Jeder Kunde und jede Kundin kann individuell auswählen, welcher Coach am besten zu den eigenen Lernbedürfnissen passt.
Dabei wird auch jeweils im Profil der Coaches ausgewiesen, welche Beschäftigung und welchen Bildungsgrad sie haben. Schliesslich kann man einen Termin vereinbaren – und der digitalen Nachhilfesitzung per PC, Mac, Tablet oder Handy steht nichts mehr im Weg. Es braucht nur eine stabile Internetverbindung. Um Zoom zu nutzen, braucht es keine App, bloss einen Link.
Die Coaches bewerben sich und werden geprüft
«Jeder Coach muss sich zuerst bewerben und wird von uns geprüft», erklärt Co-Initiatorin Nina Jud im Gespräch mit unserer Zeitung. Man lade Bewerber zu einem ersten Zoom- Meeting ein, checke, ob sie technisch und fachlich auf dem Niveau sind, das sie angeben. «Auch Pünktlichkeit und Persönlichkeit sind uns wichtig», sagt die junge Frau. «Wir wollen qualitativ gute Nachhilfe anbieten, auch wenn wir günstig sind.» Verdienen tun die Betreiber mit einem Anteil am Honorar. Inzwischen zählt die Plattform bereits an die 40 Coaches, die Nachhilfe für Primarschüler bis zum Studierenden geben.
«Unser Nachhilfenetzwerk kommt mit rein digitalen Mitteln aus, was die Sache vereinfacht und Zeit spart», so Lukas Jud. «Man kann sich gemütlich von zuhause aus virtuell mit dem Coach treffen und Lernfortschritte erzielen.»
Und die Preise? Die Coaches können selber bestimmen, wie viel sie für eine Nachhilfelektion von 55 Minuten bezahlt haben wollen. Die Bandbreite bewegt sich ab 35 Franken pro Stunde bei studierenden Coaches bis hin zu 90 Franken (bei Profis). Damit seien sie immer noch im günstigen Bereich. Es gibt 6er- und 12er-Abos sowie entsprechende Rabatte.
Um die Firma Web Lernen zu gründen und die Webplattform zu schaffen, welche die Studenten von zuhause betreiben, brauchte es Startkapital. Das junge Ehepaar sammelte per Crowdfunding 6500 Franken. Eine Bank sei auf sie aufmerksam geworden und habe sie ebenfalls unterstützt. Ihr Angebot machten sie bisher mit Online-Werbung und Mundpropaganda bekannt.
«Unsere Plattform ist kein Corona-Projekt», betonen die Jungunternehmer. Sie wollen auch nach der Krise online weiterfahren und nicht auf Präsenznachhilfeunterricht umstellen. Es sei unglaublich toll zu sehen, wie gut die Sache ankomme.
