Wegen Anzeige: Oftringer Waldspielgruppe verliert ihr Depot

14 Jahre lang durfte die Waldspielgruppe Zauberstein einen alten Bauwagen im Oftringer Wald nutzen. Damit ist nun Schluss. «Jemand hat das Kreisforstamt Aarau-Kulm-Zofingen darauf hingewiesen, dass auf der Parzelle im Wald unser Waldwagen dauerhaft abgestellt ist», erklärt Waldpielgruppenleiterin Christine Ristic. «Der Waldwagen befindet sich laut Gesetz ausserhalb der Bauzone, innerhalb des Waldes. Das bräuchte eine kantonale Zustimmung.» Diese habe nicht erteilt werden können, da das nicht zulässig ist. Entsprechend hatte der Kanton keine andere Möglichkeit, als die Entfernung des Bauwagens zu veranlassen. «Wir finden das sehr schade», sagt Gemeinderat Werner Amsler. «Gerne hätten wir das Problem mit der einsprechenden Person in einem Gespräch geklärt.» Amsler sagt, dass es wichtig sei, dass Kinder Zeit im Wald verbringen. «Denn was man kennt, dazu trägt man auch Sorge», meint Amsler.

In all den Jahren durfte die Waldspielgruppe den Wagen nutzen als Depot für Seile, Blachen, Kochutensilien, Sägeli oder auch trockenes Holz. Auch die Kita Lindenhof profitierte in den vergangenen Jahren davon, ebenso der Kindergarten. Bis am 13. November muss der Bauwagen geräumt sein. «Wir haben einen Zettel an den Wagen gehängt, damit der Person, die Beschwerde eingereicht hat, zu Ohren kommt, dass sie mit ihrer Aktion nicht der Gemeinde geschadet hat, sondern Kindergruppen», sagt Ristic.

Eine abschliessbare Kiste ist die Alternative

Sie betont, dass die Gemeinde keine Schuld trifft. «Weil der Vorfall aber auf Facebook gestellt wurde, haben einige falsche Vermutungen angestellt und falsche Schlüsse gezogen», führt Ristic aus. Werner Amsler ist sie sehr dankbar dafür, dass er sich für die Erhaltung des Bauwagens eingesetzt und sogar nach einer Ausnahmeregelung gefragt hat. Aufgrund der Gesetzgebung sei dies aber nicht möglich gewesen.

Eine Alternative tut sich für die Waldspielgruppe aber auf: In der Nähe des Waldsofas soll eine abschliessbare Kiste aufgestellt werden, damit die Leiterinnen dort etwas Material deponieren können. «Der Förster wird der Spielgruppe dann den genauen Platz zuweisen», sagt Amsler. Und Christine Ristic hofft, dass sich niemand an der Kiste stören wird und dass alle Waldbesucher diese so sein lassen, wie sie ist. Dass die Spielgruppe nicht mehr auf den Wagen zurückgreifen kann, bedauert sie sehr. «Der Wagen war all die Jahre super praktisch. Wir mussten nicht immer alles im Rucksack in den Wald schleppen.» Gerade jetzt in der Coronazeit hätten die Leiterinnen zusätzliches Wasser zum Händewaschen sowie Desinfektionsmittel, Einweghandtücher und Seife dabei. Dazu kommt noch ein Krug mit warmem Tee inklusive Becher hinzu. Auch Ersatzkleider und Handschuhe für die Kinder, eine Apotheke und Büechli schleppen die Frauen mit. «Da ist der Rucksack schon ziemlich gefüllt», sagt Ristic.

Für den Wagen gibt es ein Happy End

Immerhin für den Bauwagen gibt es ein Happy End. Der Zufall wollte es, dass Jolanda Müller aus Niederbipp vor einigen Wochen im Oftringer Wald spazieren ging und den Wagen entdeckte. Sie führt in einer alten Kirche eine Brocante und dachte sich spontan, dass ein solcher Wagen gut vor ihr Geschäft passen würde. Nicht ahnend, dass der Wagen sowieso wegmuss, rief sie den Förster an und fragte, ob der Wagen zu haben wäre. Der Förster besprach das Anliegen mit dem Gemeinderat. Zwischenzeitlich ging Müller den Wagen erneut anschauen und sah bei ihrem zweiten Besuch den Aushang der Spielgruppe mit dem Hinweis, dass der Wagen wegmuss. Müller nahm Kontakt auf mit Christine Ristic. Und wenig später gab der Förster grünes Licht, dass Müller den Wagen übernehmen kann. «Ich freue mich sehr, dass ich den Wagen vor dem Verroten retten kann», sagt sie. «Er hat so viel Charisma.» Das Ganze sei ein riesiger Zufall und sie hätte nie im Leben gedacht, dass sie mit ihrer Anfrage erfolgreich sein würde. Den Wagen will sie für die Adventszeit weihnächtlich schmücken und vor ihrem Laden, der Brocanterie Fleurie, aufstellen. Der Waldspielgruppe wird sie etwas spenden.