
Wegen Corona-Virus: Rothrister Firma will im April 140’000 Schutzmasken herstellen
In der Schweiz herrscht ein akuter Versorgungsengpass bei Schutzmasken. Der Aargauer Unternehmer Felix Schönle hat die Situation vorausgesehen und vor drei Wochen eine Maschine zur Herstellung der Masken bestellt. 80’000 Dollar habe er sich die Anlage kosten lassen, sagt er auf Anfrage. Anfang April soll sie in seinem Unternehmen, der Firma Wernli AG in Rothrist, eintreffen.
Die Maschine kommt aus China. Die Herstellerin erfreut sich gegenwärtig einer sehr starken Nachfrage aus zahlreichen Ländern Asiens und anderer Märkte, heisst es auf ihrer Website.
Eine Überraschung ist das nicht. Denn Schutzmasken sind im Zug der Corona-Krise weltweit zur Rarität geworden. Letzten Mittwoch verhängte die deutsche Regierung ein generelles Ausfuhrverbot für medizinische Schutzausrüstungen, wie die «NZZ am Sonntag» berichtete. In Frankreich habe die Regierung die Beschlagnahmung von Schutzmasken angeordnet.
Die Maschine habe eine Produktionskapazität von 140’000 Masken pro Tag, sagt Schönle. Er hoffe, diese durch eine Produktion von sieben Tage pro Woche rasch amortisieren zu können. Von Fantasiepreisen will er aber nichts wissen. Derzeit werden auf gewissen Online-Portalen bis zu 100 Euro pro Stück verlangt. «Wenn wir 20 Rappen pro Maske bekommen könnten, wäre das schon sehr gut», sagt er.
Das nötige Input-Material sei in Europa verfügbar. Das Vlies für den Filter will sich Schönle in Deutschland beschaffen. Das Aussenmaterial komme aus Ungarn und die Ohrenschlaufen aus Tschechien.
Privilegierter Zugang zur EU in Gefahr
Das bisherige Produktionsprogramm der Wernli AG besteht aus Verbandstoffen und medizinischen Textilien. Mit der Investition in die Herstellung von Schutzmasken will Schönle vor allem seiner bestehenden Kundschaft einen Nutzen bringen. Diese gilt es mit Blick auf die längerfristige Zukunft des Unternehmens besonders gut zu pflegen.
Die Wernli AG gehört zu jenen Firmen, die hart von einer neuen europäischen Regulierung für Medizinaltechnikprodukte getroffen werden. Die europäische «Medical Device Regulation» soll am 26.Mai in Kraft treten. Für die Schweizer Hersteller ist die Regulierung ein ernsthaftes Problem. Bislang erlangten ihre Produkte automatisch den EU-Pass, wenn diese in der Schweiz eine Zulassung erhielten.
Ohne Rahmenabkommen mit der EU droht die Schliessung des privilegierten Zugangs. Die Schweizer Hersteller wären dann mit jenen aus anderen Drittstaaten gleichgestellt. Sie müssten sich die Zertifizierung ihrer Leistungen über eigene Bevollmächtigte in der EU beschaffen und dort auch die Produktzulassungsverfahren durchlaufen.
Schönle hat bereits Vorsorge getroffen und im November die Verlagerung eines grossen Teils der Produktion nach Ungarn angekündigt. Dadurch gehen in Rothrist 25 Arbeitsplätze oder rund die Hälfte aller Stellen verloren.