Wehret den Anfängen

Zugegeben: Über Zucker, Salz oder Fett schreibe ich nicht das erste Mal. Und wohl auch nicht das letzte Mal. Wieder einmal nutzen die Befürworter der unsäglichen Zuckersteuer die Gunst der Stunde, ihr Anliegen zu ventilieren. Der Hintergrund: Bis Ende 2018 sollen Joghurts 2,5 Prozent weniger, Frühstückscerealien 5 Prozent weniger Zucker enthalten. Das hat Gesundheitsminister Alain Berset mit Schweizer Detailhändlern und Lebensmittelproduzenten ausgehandelt. Der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) geht das natürlich viel zu wenig weit. Es sei an der Zeit, dass Bundesrat Berset eine Zuckersteuer prüfe, liess sich der SGE-Geschäftsführer auf «20 min.ch» zitieren.

Nein, an dieser Zeit ist es nicht. An dieser Zeit ist es gar nie. Die Zuckersteuer ist ein hinterwäldlerisches, obrigkeitliches und unliberales – also untaugliches – Mittel, den Bürgerinnen und Bürgern Mores beizubringen. Ja, literweise Süssgetränke in sich hineinschütten – das mag des Teufels sein. Ja, Zucker mag Suchtpotenzial haben. Schon kleinen Kindern wird eingetrichtert, dass Schokoriegel «bäääh!» und Rüebli super sind – zu Recht. Erwachsene können aber selbst entscheiden, ob sie das Rüebli oder den Schokoriegel essen. In der Zuckersteuer schwingt ein Zug totalitärer Biopolitik mit: Bis in die letzten Kapillaren der Gesellschaft sollen wir diszipliniert, überwacht, gesteuert, bestraft werden. Von oben verordnet wird ein Mainstream-Lebensstil, von dem bitte schön nicht abzuweichen ist. Immerhin: In diesem Parlament hat die Zuckersteuer keine Chance. Aber man muss auf der Hut sein: Die Volkserzieher werden ihre Forderung immer wieder aufs Tapet bringen. Ganz nach dem Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. Darum: Wehret den Anfängen!