Weihnachtskonzert: Feierlicher Klang im kirchlichen Raum

Draussen vor der Stadtkirche setzte der Weihnachtsbaum mit tausenden von Lichtern ein Zeichen für die Ankunft der Erleuchtung im Advent. Drinnen in der Kirche beleuchtete Musik diese Stimmung auf ihre Weise mit Werken, die durchaus einen pastoralen Charakter haben, jedoch nicht so bekannt sind wie Händels «Messias» oder Bachs «Weihnachtsoratorium», aber dennoch zum Jauchzen und Frohlocken Anlass gaben. Das Orchester Zofingen unter der Leitung von Markus J. Frey führte vier Schmuckstücke der Barockliteratur auf, die in schlichter Schönheit mit allen Eigenschaften festlich-feierlicher Musik versehen sind, aber selten aufgeführt werden. Das Besondere an deren Interpretation lag im ausserordentlich fein abgestimmten Klangbild des Streichorchesters, das in allen Varianten der jeweiligen Zusammensetzung und musikalischen Modulation mit einem ausgewogenen Zusammenspiel überzeugte. Ein weiteres Beispiel hoher Kompetenz im Ausmalen sensibler Stimmungsbilder kam in den beiden aufgeführten Flötenkonzerten zur Geltung. Kaum jemand im Publikum hat wohl erwartet, dass die bescheidene Blockflöte zu einer solchen Vielfalt an Klangfarben und dynamischer Ausgestaltung fähig ist wie es Muriel Rochat Rienth vorführte. Sie ist mit ihrem eigenen Barock-Ensemble eine international anerkannte Grösse.

Querschnitt durch die Barockkultur Den Anfang machte die «Pastorale für zwei Violinen und Streicher in D-Dur» von Johann Christoph Pez (1664-1716). Nach einer feierlichen Einleitung des Orchesters fügten sich die beiden Violinen, gespielt von Ilse-Maria Sigg und Matthias Sager, hinzu und übernahmen im «Adagio» sogleich die Melodieführung in einem schlichten, wiegenden Thema. Von den folgenden beiden «Aria» wirkte die eine freudig bewegt und erhielt ein entsprechendes Continuo von Cello und Kontrabass, das andere war mit Andacht und einer weichen Begleitung des Orchesters versehen. Im «Pastorale presto» traten die Soloviolinen mit virtuosen Passagen hervor, und dem abschliessenden «Minuet» gaben die Soloviolinen im Gleichlauf einen tänzerischem Schwung. Die nachfolgende «Suite für Flöte und Streicher in a-Moll» von Georg Philipp Telemann (1681-1767) enthält eine Ouvertüre, «Les Plaisiers I und II», eine «Air à l’Italien», zwei französische Menuette, zwei Passepied aus der Bretagne und eine polnische Polonaise. Diese Vielfalt an Stilen in den Sätzen verlangt verschiedene Rhythmen und eine enge Vernetzung zwischen Orchester und Flöte. Die Solistin Muriel Rochat Rienth erhielt Gelegenheit, virtuose Feuerwerke zu entfalten, zum Beispiel in «Les plaisirs», den beiden Menuetten und in der die Polonaise. Anderseits stand die Flöte in einem engen Dialog mit dem Orchester, das sich sehr beweglich zeigte. Nun war wieder das Orchester an der Reihe mit der «Symphonie de Noël Nr. 1» von Michel Corrette (1707-1795). Jeder der vier Sätze hat ein anderes Aussehen. «A la venue de noël» ein erwartungsvolles, freundliches, «Le roy des dieux vient de naître» ein zärtlich-liebliches, «Voici le jour solennel» ein melodiöses, liedhaftes, und das Allegro in «Adam fut un pauvre homme» ein freudiges, belebtes. Jedes Mal vollzog das Orchester diese mentalen Wendungen mit den dazu passenden Ausdrucksmitteln in der Modulation und Stimmführung. Ein Glanzstück strahlender Barockmusik, das nochmals alle ihre Facetten zum Funkeln brachte, war das «Concerto F-Dur für Sopranblockflöte und Streicher» von Giuseppe Sammartini (1695-1750). Das «Allegro» kam fröhlich, aufmunternd und virtuos daher, das Largo (Siciliano) erhielt von Muriel Rochat Rienth einen berührenden, tieffühlenden Ausdruck, und das «Allegro assai» war ein einziger Jubel aus sprühender Freude, in brillante Virtuosität gefasst, eng mit dem Orchester verbunden, das in allen Registern auf seine Weise für eine musikalisch ebenbürtige und gleichgesinnte Begleitung sorgte. Das Publikum hatte Bedarf nach weiteren solchen solistischen Kunststücken und wurde erhört mit einem kurzen Beispiel auf dem Piccolo, das Zwitschern einer ganzen Vogelschar nachvollziehend.