
Weihnachtskonzert huldigt der Harmonie
Weihnachten gilt als Fest der Liebe, Versöhnung, Eintracht und Toleranz. Etwas, das die zerstrittene politische Welt dringend benötigt. Das Zofinger Streichorchester, unter der Leitung von Markus J. Frey, verfügt über die Eigenschaften, um der Harmonie auch Gestalt und Inhalt zu geben: ein weiches, ausgewogenes und nuancenreiches Klangbild.
Aufgeführt wurde selten gespielte Musik wie die «Passacaglia» aus der Sonate Nr. 5 in G-Dur mit der Ergänzung «armonico tributo» – der Harmonie Tribut zollend. Der Komponist Georg Muffat (1653–1704) stand im Schatten seiner «grossen» Zeitgenossen wie Jean-Baptiste Lully, Arcangelo Corelli oder Heinrich Ignaz Franz Biber, die er persönlich kannte. Er fand aber durchaus seine eigene, vielseitige Sprache. Die Auslegung durch das Orchester Zofingen vermochte den sakralen Raum sogleich mit dem Geist der Harmonie zu füllen, wobei vor allem die Violinen mit ihrem sanften Spiel den Ton angaben. Gleich anschliessend folgte nochmals ein «Concerto Armonico», das Nr. 4 in D-Dur von Unico Willem van Wassenaer (1692–1766). Die vier Sätze erhielten alle ihren typischen Charakter: Das «Largo» erschien beschaulich dahinfliessend, im «Da capella non presto» kam Bewegung hinein, im «Largo affetuoso» sorgten vorab die Celli und Violen für innige Wärme und am frischen und munteren «Allegro» waren wieder alle mit Schwung beteiligt.
Beispiele der Barockmusik
Diese hielten Einzug in voller Klangpracht mit dem «Concerto grosso C-Dur HWV 318» von Georg Friedrich Händel (1685–1759). Er schrieb dieses Instrumentalwerk als Vorspiel zur Ode «Alexanders Fest oder: die Macht der Musik» und feierte damit 1736 an der Uraufführung im Covent Garden Triumphe. Besonders vielsagend und eindrücklich ist die Kombination aus Streichertrio und Orchester. Matthias Sager und Ilse-Maria Sigg (Violinen) sowie Stefan Koch (Cello) platzierten sich vorne auf dem Podium. Die Violinen pflegten im «Allegro» ein enges Zusammenspiel, das Cello brachte sich auf eigene Weise in die Interpretation ein. Das «Largo» versahen die Violinen mit wunderschöner Zweistimmigkeit, das Orchester hielt sich zurück und gab die sanfte Begleitung dazu. Im nachfolgenden «Allegro» lösten die beiden Violinen und das Orchester einander eng verflochten ab. Das «Andante» liess mit langen Passagen der beiden Violinen im Einklang mit dem Orchester eine beruhigende Stimmung einkehren.
Der Prachtentfaltung des Barocks folgte der verspielte, liebliche Stil des Rokokos. Ein beispielhaftes Bild davon gab Carl Philipp Emanuel Bach (1714– 1788) im Orgelkonzert G-Dur Wq 34. Den munter-fröhlichen Eingang dazu öffnete das Orchester. Ihm gegenüber stand bezüglich Distanz Hans Jürg Bättig (Orgel) auf der Empore. Musikalisch waren der Solist und das Orchester in den Einsätzen jedoch punktgenau miteinander verflochten. Die Soli der Orgel nahmen die Themen des Orchesters auf, umspielten und umrankten sie mit Ketten von Figuren, das Orchester schwieg, bis ihm die Orgel ein neues Motiv zuspielte, das es dann weiterverarbeitete. So ging es hin und her; das «Allegro» schloss mit einem langen Triller in der Kadenz der Orgel. Das «Largo» begann wieder mit einem breit angelegten Vorspiel des Orchesters, die Orgel entfaltete eine berührende Melodik voller Sanftmut, manchmal nur von einigen Violinen begleitet. Hans Jürg Bättig zog auf «seiner» Orgel alle Kunstgriffe der Register beim Erfinden ständig neuer Klangfarben. Im «Presto» schlug das Orchester ein forsches Tempo an, die Orgel antwortete mit verzierenden, virtuosen Girlanden: Einfach mitnehmend, diese Harmonie in Auffassung, Auslegung und Umsetzung.