Weiterhin kein Zug im Halbstundentakt – Dulliken läuft Sturm gegen die SBB

In Kürze

  • Dulliken ist unzufrieden: Im Fahrplanentwurf 2021 soll ihren Bahnhof weiterhin nur stündlich bedient werden.
  • Grund dafür seien Baustellen im Aargau. 
  • Dabei hatte die SBB ausdrücklich versprochen, nach Inbetriebnahme des Eppenbergtunnels den Halbstundentakt wieder aufzunehmen. 
  • Die Vernehmlassung hat viele Rückmeldungen von Bürgern erhalten. 

Der Ausnahmezustand hätte bloss zwei Jahre dauern sollen: Das war auf jeden Fall das Versprechen der SBB, als sie der Gemeinde Dulliken 2015 mitteilten, dass die S-Bahn nur noch stündlich in Dulliken halten könne, nicht wie bisher alle halbe Stunde. Als Grund für diesen Fahrplanwechsel gaben die SBB Kapazitätsengpässe wegen der Grossbaustelle des Eppenbergtunnels an.

Seit fünf Jahren wartet Dulliken auf die Wiederaufnahme des Halbstundentaktes

Nun sind fünf Jahre verstrichen, und Züge halten nach wie vor bloss stündlich. Zeitweise verkehrten Busse als Ersatz; seit 2019 und der Inbetriebnahme der S26 aber nicht mehr. Nun soll der Eppenbergtunnel Ende Jahr eröffnet werden. Der Gemeinderat von Dulliken schrieb deshalb in einer Stellungnahme vergangene Woche: «Mit Fug und Recht ging Dulliken davon aus, dass mit der Inbetriebnahme des Eppenbergtunnels Ende 2020, nach nunmehr fünf Jahren im Ausnahmezustand, Normalität zurückkehrt und die S23 wieder im Halbstundentakt in Dulliken anhält wie in Däniken und in Schönenwerd.»

Kein Halbstundentakt wegen Baustellen

Dem wird aber nicht so sein. Die Website der SBB verspricht zwar nach wie vor, dass der durch den Eppenbergtunnel realisierte Vierspurausbau «künftig einen ganztägigen Halbstundentakt für Schönenwerd, Däniken und Dulliken» ermöglichen wird. Aber die SBB hat dem Gemeinderat in einem E-Mail mitgeteilt, dass es für Dulliken nicht möglich sein wird. Wegen weiterer Bauarbeiten an den Bahnhöfen Mägenwil und Lenzburg, die den beiden Gemeinden eine Anschliessung im Viertelstundentakt gewähren soll.

Die SBB erklärt im E-Mail, das dieser Zeitung vorliegt, dass die Bauarbeiten eine Verlangsamung der Züge aus Sicherheitsgründen erfordere; wenn Züge auch noch in Dulliken hielten, käme es zu Verspätungen der Fernverkehrszüge nach Zürich. Absprachen mit den Kantonen Solothurn und Aargau hätten zu keinem Lösungsweg geführt. Lediglich am Wochenende sollen Züge im Halbstundentakt fahren.

Das lässt Dulliken aber nicht auf sich sitzen

Gemeinderat Walter Rhiner sieht seine Gemeinde diskriminiert: «Dabei ist es für die Attraktivität unserer Gemeinde mit 5100 Einwohnern  zwingend, den Halbstundentakt zu bieten!»

Bis vergangenen Sonntag lief die Vernehmlassung für den Fahrplanwechsel 2021. In diesem Rahmen erhalten Bürger die Möglichkeit, Stellungnahmen beim Kanton abzugeben. Auf Facebook florierten deshalb lautstarke Aufrufe von Dulliker und Obergösger, die ebenfalls von Dulliken Bahnhof aus pendeln, gegen das nicht eingehaltene Versprechen der SBB. Am Bahnhof selbst plakatierte jemand einen Aufruf, beim Kanton zu protestieren. Der Gemeinderat schrieb höchstpersönlich eine Stellungnahme, in dem er den Entscheid der SBB als «inakzeptabel» wertet und den Regierungsrat auffordert, zu reagieren.

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© Bruno Kissling

Rund 100 Rückmeldungen gegen den Fahrplan

Der Gemeindepräsident sieht seine Gemeinde benachteiligt, damit aargauische Gemeinden von einem besseren ÖV-Anschluss profitieren können. Viele Dullikerinnen und Dulliker kamen dem Aufruf, laut zu werden, nach. «Wir erhielten ausserordentlich viele Stellungnahmen von Privatpersonen», sagt Kjell Kolden, der Abteilungsleiter öffentlicher Verkehr beim Amt für Verkehr und Tiefbau. Der Kanton hat bereits um die 100 Rückmeldungen erhalten, die gegen die Entscheidung der SBB protestieren.

Auch der Kanton ist mit dem Entscheid der Bundesbahnen nicht einverstanden: «Aus unserer Sicht kann die SBB dies nicht allein entscheiden, sondern mit dem BAV und den Kantonen», sagt Kolden weiter. Er teilt auch mit, dass Regierungsrat Roland Fürst sich zusammen mit seinem Aargauer Äquivalenten Stephan Attiger brieflich an die SBB gewendet hat. Das Amt für Verkehr sei auch mit Unterstützung des Kantons Aargau daran, eine Lösung auszuarbeiten. Die SBB verzichtet auf eine Stellungnahme: «Wie bei Vernehmlassungen üblich können wir uns bis zum Abschluss grundsätzlich und schweizweit nicht zu einzelnen Begehren äussern.»