
Wenn die Lust auf Essen vergeht
Soziale Medien sind ein Gradmesser dafür, welche Themen die Menschen bewegen. Auf zofingertagblatt.ch war es diese Woche die Aktion von Swissmilk, die die Gemüter erregte. Die Verteilung von Gratismilch an 3000 Schweizer Schulen mache Veganer wütend, stand im Titel – was wiederum einigen Leserinnen und Lesern die Zornesröte ins Gesicht getrieben haben dürfte. Die messianischen Züge, mit der Veganer ihre Botschaft verbreiten, nehmen teilweise bizarre Formen an. Andererseits irritiert die Wut, die manche Veganer wegen ihres Lebensstils auf sich ziehen. Der Glaube an die richtige Ernährung ist zum Religionsersatz geworden, dessen Katechismus das Essen in Gut und Böse einteilt. Fakten haben es da schwer. Man kann hartgesottenen Veganern erklären, der Mensch habe 100 Grosssäugerarten ausgerottet, schon bevor er sesshaft geworden sei. Man kann eingefleischte Carnivoren darauf aufmerksam machen, dass sportliche Spitzenleistungen mit rein pflanzlicher Ernährung kein Problem sind. Aber eben, Fakten helfen oft wenig: Was heutzutage als lockeres Gespräch übers Essen beginnt, kann schnell in ein ideologisches Gefecht ausarten.
Machen Sie da noch mit? Ich lasse es künftig lieber. Und halte mich daran, was nicht falsch sein kann: So lokal wie möglich, so saisonal wie möglich, so frisch wie möglich. Ein saftiges Steak auf dem Grill? Her damit! Eine Weile lang nur vegan essen? Warum nicht, ich weiss nicht, wie sich das anfühlt. Nur eines will ich nicht: Mir von den Ernährungsideologen die Lust aufs Essen verderben lassen.