Wenn Sandwiches statt im Müll auf dem Küchentisch landen

Die Foodsharing-App, die Essen rettet

«Too Good To Go» – Motto: «Essen retten, Geld sparen und die Welt verbessern» – wurde im Sommer vor vier Jahren in Kopenhagen gegründet. Seit 2018 kann die App auch in der Schweiz kostenlos heruntergeladen werden. Ende 2019 zählte die Schweizer Version der App bereits 340 000 registrierte Nutzer und 1200 Partner schweizweit, unter anderem Migros, Globus, Caffè Spettacolo, und Spar. Bezahlen müssen die Kunden erst, wenn sie ein konkretes Angebot in Anspruch nehmen. Der Preis für die Mahlzeiten ist dabei mindestens 50 Prozent günstiger als der Normalpreis. Bis heute wurden in der Schweiz fast eine Million Mahlzeiten gerettet. Das entspricht einer CO2-Einsparung von fast 2500 Tonnen.

Nur noch ein paar wenige Sandwiches, Gipfeli und Desserts liegen in der Theke. Was jetzt noch nicht verkauft wurde, kommt nicht mehr unter die Leute und wird zu Biogas verarbeitet. So sieht es jedenfalls bei vielen Bäckereien aus. Nicht aber bei der Bäckerei Wälchli. Sie hat sich für eine neue Lösung entschieden: Sie heisst «Too Good To Go».

Seit einem Jahr schon setzt sich die Bäckerei Wälchli über die App «Too Good To Go» dafür ein, dass Lebensmittel gerettet werden. Dort können Restaurants, Bäckereien, Cafés, Hotels und Supermärkte ihr überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis anbieten. Die Kunden können das Essen dann direkt über die App reservieren und kurz vor Ladenschluss abholen. Jeden Tag werden so Tonnen von Essensresten vor den Tiefen der Biogasanlage gerettet.

Wälchli hat schon über 1000 Portionen abgesetzt

Im Raum Zofingen ist die Bäckerei Wälchli momentan noch eine der wenigen Bäckereien, die Mitglieder der App sind. «Wir bieten jeweils Päckli im Wert von je 15 Franken an, die man für 4.90 Franken bei uns abholen kann», sagt die Geschäftsleiterin Ruth Haab. Was die Kunden erhalten, wissen sie im Voraus nie genau. «Bei uns ist immer Brot im Päckli, aber beispielsweise auch Sandwiches, Salat und Desserts. Je nachdem, was eben noch da ist.»

Die Erfahrungen mit der App seien bisher sehr gut ausgefallen. «Die Kunden sind begeistert, wir erhalten viel positives Feedback», freut sich Haab. Es sei gar nicht viel Werbung nötig gewesen. Einzig ein Facebook-Post und ein Infozettel am Fenster haben ausgereicht und schon habe sich das Angebot herumgesprochen. Gesamthaft hat die Bäckerei Wälchli in ihren Filialen bereits über 1000 To-Go-Portionen verkauft.

Haab ruft Betriebe zum Mitmachen auf

Ruth Haab hat kein Verständnis dafür, dass in Zofingen noch so wenig andere Betriebe bei «Too Good To Go» mitmachen. «Ich bin begeistert davon und würde es jedem anderen Betrieb weiterempfehlen.» Es sei aber nicht nur wichtig, etwas gegen Foodwaste zu unternehmen, sondern noch einen Schritt weiter zu gehen. «Bei uns nehmen die Kunden Taschen und Tupperware zum Abholen mit. So können wir auch gleich noch den Plastikabfall reduzieren.» Ziel der Bäckerei Wälchli ist es, bald ein komplett klimaneutrales Unternehmen zu sein. «In den letzten eineinhalb Jahren konnten wir unseren Abfall bereits um einen Drittel reduzieren», verrät Haab stolz. «Klar kostet das eine Menge. Auch mit ‹Too Good To Go› wird man nicht reich. Aber dafür hat man ein gutes Gewissen!»

 

Text&Bild: Elena Mathys (19) absolviert die Ringier Journalistenschule. Sie hat eine Banklehre abgeschlossen und ist nun Volontärin bei Radio Energy.