Wer ist der unersättliche Bücherwurm in Vordemwald?

Einige der Bücher sind mit diesem Stempel versehen.
Einige der Bücher sind mit diesem Stempel versehen.

Ratlos steht Verena Siegrist neben der geöffneten Tür der Vordemwaldner Bücherkabine. Die Regale des kleinen quadratischen Raums sind teilweise leergeräumt. In einigen Fächern stehen die noch vorhandenen Bücher leicht abgedreht. «So sieht es von weitem aus, als ob die Fächer voll sind», sagt Siegrist. Die Vordemwaldnerin betreut die Mini-Bibliothek in der ehemaligen Telefonkabine seit ihrer Entstehung im Dezember 2016 mit einem Team von Freiwilligen. Die massgefertigten Holzregale wurden vom Frauenverein gesponsert, die Bücher stammen von Unterstützern der Idee aus der Bevölkerung. Die freiwilligen Helfer sind in Gruppen unterteilt, die sich die Betreuung der Kabine nach einem Turnus teilen. Am Samstag, dem 30. Januar, war Siegrist an der Reihe. «Gegen 10 Uhr war ich in der Kabine und habe Bücher eingeräumt.» Als sie damit fertig war traf sie sich mit einer Kollegin im angrenzenden Kindergarten, die dort als Raumpflegerin arbeitet. «Um 12 Uhr kam ich dann zurück aus dem Kindergarten und sah, wie in der Kabine sicher 200 Bücher fehlen.»

Die Bücherkabine funktioniert nach dem Prinzip, dass sich alle Bücher holen und neue reinstellen können. Manche bringen die Bücher zurück, andere würden sie behalten. «Ab und zu holt sich jemand gleich 5 oder 10 Bücher, die dann wieder zurückkommen oder eben nicht», erklärt Siegrist. Das sei alles kein Problem. Dass von den über 500 Büchern in der Kabine aber gleich 200 wegkommen, sei dann doch nicht die Idee hinter dem Projekt. Schon im Herbst wurde die Kleinbibliothek geplündert. Damals kam eine ähnliche Menge Bücher weg.

Siegrist vermutet, dass die Bücher irgendwo verkauft werden

«Ich frage mich, was die Person mit den Büchern will», so Siegrist. Im ersten Moment dachte sie, dass die Bücher eventuell auf einem Markt verkauft werden. Aufgrund der aktuellen Situation scheint das aber nicht plausibel. «Vielleicht werden sie aber im Internet verkauft», fügt sie an. Das sie während der Tat nur wenige Schritte nebenan im Kindergarten war, nervt Verena Siegrist besonders. Gerne hätte sie die Täterschaft gestellt. «Vielleicht liest die Person den Artikel und wird vom schlechten Gewissen geplagt. Oder jemand hat am Samstag etwas gesehen.» Da es so viele Bücher sind, muss die Person einiges zu schleppen gehabt haben und war vermutlich mit dem Auto da.

Die Löcher in den Regalen will Verena Siegrist nun wieder füllen. «Ich habe noch einige Bücher zu Hause.» Denn gerade jetzt sei so ein Projekt besonders wertvoll, da Bibliotheken und Bücherläden geschlossen sind.

Nach dem ersten Vorfall versah Siegrist einige Bücher mit einem kleinen Stempel. Sobald es wieder Märkte gibt, will sie sich die dargebotenen Bücher genau ansehen. «Vielleicht finde ich so einige der Bücher.»

Wer am Samstag, 30. Januar, zwischen 10 und 12 Uhr etwas bei der Bücher­kabine in der ehemaligen Post von Vordemwald, zwischen dem Gemeinde­haus und dem Kindergarten, gesehen hat, soll sich bei Verena Siegrist in Vordemwald melden.