
Werkhof Olten lanciert anti-Littering-Kampagne mit einem Augenzwinkern
Ein sich paarendes Rattenduo als Schattenbild, im Vordergrund ein Müllhaufen im Schlaglicht. Die Kombination wird begleitet von der Bemerkung «Littering erfreut nicht jeden». Der Slogan rückt die Bilderkombination zusammen: Ratten fühlen sich im Unrat zu Hause und wo sich das Nagetier mit dem unbehaarten Schwanz wohl fühlt, da vermehrt es sich. Zum Leidwesen des Menschen, in dessen Wahrnehmung die Ratte als hässlich, heimtückisch und gefährlich gilt.
Wo etwa ist dieses Setting zu sehen? Es liegt so nah. Die Kehrichtlastwagen des Oltner Werkhofs transportieren die Rattenbotschaft und drei weitere ähnliche Sujets seit Ende Juli in die Welt hinaus – wenn auch in eine kleine. Vater der Idee – oder deren rattenscharfer Arrangeur – ist Thomas Wyss (60). Der Grafiker ist als solcher international tätig und seit einem knappen Jahrzehnt wieder mit eigenem Grafikbüro in der Stadt Olten aktiv.
Ein Sommermärchen
Die Sache mit dem Lastwagen und den pfiffigen Motiven begann im Sommer letzten Jahres, als Wyss ganz unverbindlich angefragt wurde, ob er nicht Interesse habe an einer plakativen Neubestückung der Kehrichtfahrzeuge in Sachen Littering. Er hatte. «Ja, klar hatte ich Interesse», sagt er. Und die Inspiration dazu, von der in der Regel nie einer weiss, woher sie kommt? Wyss kennt sie, zumindest deren Quelle. Der einstige Trimbacher blätterte in einem ziemlichen Schunken mit dem vielsagenden Titel «Welt der Bilder». Zu sehen darin: unter anderem Werke von Tim Noble und Sue Webster. Das britische Künstlerduo experimentiert seit den späten 90er-Jahren mit Ansammlungen persönlicher Gegenstände und Hausmüll, Licht- und Schattenbildern. «Die Müll-Sujets erschienen mir sehr auffällig und sehr geeignet für eine Anti-Littering-Kampagne», sagt Wyss. Und als die Sache Monate später spruchreif wurde, präsentierte er seine Idee den Werkhofverantwortlichen: Leiter René Wernli und Nicole Schumacher, Leiterin Administration, waren überzeugt von den Entwürfen des grafischen Arrangeurs. Wyss fasst die Reaktion kurz zusammen: «Das kam gut an.»
Probleme bei Bildbeschaffung
«Die eigentliche Beschaffung der Bilder erwies sich dann als nicht ganz einfach», sagt Wyss. Warum? «Weil es sich um Fotografien von ausgestellten Installationen des englischen Künstlerpaares handelt», präzisiert er. Urheber-, Nutzungsrecht halt. Zudem waren lediglich drei der vier gewählten Sujets aus den Händen der Briten. Das vierte, das Recycling-Sujet mit dem Motorrad, zeigte eine Installation des Japaners Shigeo Fukuda, vor gut 30 Jahren aufgenommen von seiner Frau Shizuko. «Fukuda war ein sehr bekannter Grafiker und Künstler und verstarb vor einigen Jahren», weiss Wyss und räumt ein: «Die Beschaffung dieses Bildes beziehungsweise die Rechte daran zu erwerben hat mir anfangs am meisten Bauchweh bereitet.» Zu Unrecht, wie sich später zeigen sollte: Es erwies sich als das Einfachste. Warum? «Ich habe in den frühen 90er-Jahren oft mit einem japanischen Fotografen in Bern gearbeitet. Das ist mir in diesem Zusammenhang wieder eingefallen. Der lebt und arbeitet inzwischen wieder in Japan, aber er war mir bei diesem Beschaffungsvorgang doch sehr behilflich», sagt Wyss.
Engländer bereiten Sorge
Bei den Engländern dagegen habe er ein paar graue Haare mehr abbekommen, erzählt der Komponist der Littering-Botschaften. Missverständnisse bei den Urheberrechten machten ihm das Grafikerleben schwer. Satte drei Monate war er dran, bis das ganze Bildquartett schön regelkonform beisammen und mit den von ihm erdachten passenden Titeln und Untertiteln versehen war. Im Juli dann erfolgte die Produktion der licht- und wasserfesten Folie. Und so verkehren seit Mitte/Ende Juli die Mülllastwagen mit dem ikonografischen Meisterwerk des Oltners. Ob er auf sein Schaffen angesprochen wird? Wyss schüttelt den Kopf: «Es weiss ja gar niemand, von wem die Sachen sind», sagt er dann noch und lacht. Das könnte ab sofort anders werden.