
Wie viel Weihnachtsbeleuchtung verträgt das Land?
Ein Kunstwerk, das jedes Jahr anders aussieht
Jeweils um den 1. Advent verwandelt sich eine gut einsehbare Nachbarsterrasse in eine kleine Märchenwelt aus Lichtern und Lämpchen. Am besten gefällt mit der Schlitten mit den Rentieren. Erinnerungen an die Kindheit werden wach. Und spätestens dann krame ich die Box mit den Lichtervorhängen und -ketten hervor, die die Wohnung in ein sanftes, vorweihnachtliches Licht tauchen.
Weihnachtsbeleuchtungen sind eine grossartige Sache – sie gehören zum Dezember wie Guetzli und Geschenke. Wenn ich übers Land fahre oder durch die Stadt gehe, fällt mir auf, wie kreativ viele ihre Häuser und Wohnungen mit allerlei Lichteffekten dekorieren. Zugegebenermassen kann man es mässig lustig finden, wenn sich die Beleuchtung des Nachbars ständig im eigenen Wohnzimmer ausbreitet. Aber die Griesgrämigkeit, mit der manche über diesen schönen Brauch herziehen, kann ich nicht so recht nachvollziehen. Denn so Weihnachtsbeleuchtungen haben etwas Verbindendes und Ansteckendes an sich: Ich freue mich über das Rentier des Nachbarn, der Nachbar hoffentlich über unsere Vorhänge aus Lämpchen. Und all die Lichterketten und -figuren in unserem Quartier zusammen ergeben ein funkelndes Kunstwerk, das jedes Jahr ein bisschen anders aussieht – mal kitschig, mal cool. Sicher ist: Ohne dieses Kunstwerk wäre die dunkle Jahreszeit erheblich trister.
von Philippe Pfister
Bitte etwas schlichter
Es blinkt in allen Farben und ein grausliger Plastik-Samichlaus versucht mit einem lauten «Ho-ho-ho» durch ein Fenster in die Wohnung zu klettern. Ein untrügliches Zeichen, dass bald wieder Weihnachten ist. Wer sich nicht lange vor dem 1. Advent mit Weihnachtsbeleuchtung eindeckt, geht das Risiko ein, vor leeren Gestellen zu stehen. Ich bin kein Grinch. Ich mag Weihnachten und geniesse es, wenn die dunkle Jahreszeit etwas heller ist und schön beleuchtete Bäume auf das nahende Weihnachtsfest einstimmen. Aber bitte greift doch nicht zu diesen nervös blinkenden Lichtern, die in absurden Formen angeordnet sind und dann auch noch die Farbe wechseln! Ich mag gar nicht daran denken, wie es den Nachbarn einer solchen Weihnachtsbeleuchtung geht. Verrammeln sie nicht ihre Fenster, haben sie eine Gratis-Disco im Wohnzimmer und können bei offenem Fenster zur Weihnachtsmusik und den «Ho-ho-ho»-Rufen des Weihnachtsmanns durch den Abend tanzen. Ich mag es lieber schlicht und klassisch. Ein einfacher, mit weissen Lichtern geschmückter Baum: Warum nicht? Die Haus-Silhouette mit einer weissen Lichterkette nachzeichnen? Ja, gerne. Ein leuchtender Stern im Fenster, ein kleiner Rentierschlitten im Garten? Wenn es denn sein muss. Eine Schneegestöber-Projektion an der Hausfassade: Gerade noch akzeptabel. Aber sobald es in allen Farben blinkt, reicht es mir.
von Lilly-Anne Brugger