«Wir sind Schuld an den Kriegen»

Herr Zumach, der Kampf um Rohstoffe und Territorien ist der Hauptgrund für die Flucht vieler Menschen. Wie sehr machen sich Länder wie Deutschland und die Schweiz mit Rüstungsexporten an diesen Konflikten mitschuldig?

Andreas Zumach: Wir sind nicht mitschuldig, wir sind hauptverantwortlich! Ohne unser Einwirken – sei es durch Waffenexporte oder die Ausbeutung von Rohstoffen – würden die Lebensumstände dieser Menschen nicht so negativ sein, dass sie flüchten müssen.

Was muss passieren, dass sich etwas daran ändert?

Die politischen Akteure müssen die Rahmenbedingungen verändern, also die Rüstungsexportgesetze müssten verschärft werden. Leider passiert in der Schweiz derzeit eher das Gegenteil und Rüstungsexporteure dürfen in Länder exportieren, in denen Menschenrechtsverletzungen begangen werden. In Deutschland gibt es wenigstens bei den Kleinwaffen eine positive Entwicklung. Deren Anteil an Exporten sind durch Proteste und Prozesse gegen die Hersteller gesunken.

Nun ist es aber so, dass eine Menge von Arbeitsplätzen von der Rüstungsindustrie abhängen.

Die Anzahl dieser Arbeitsplätze wird überbewertet. Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz liegt der Anteil der Rüstungsexporte gemessen am gesamten Exportvolumen bei nur knapp einem Prozent. Und der Anteil der Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie liegt bei etwa 0,2 Prozent. Die beiden Länder sind somit jene hoch entwickelten Industriestaaten des Nordens, welche es sich am ehesten leisten könnten, aus den Rüstungsexporten auszusteigen. Andere Länder, wie beispielsweise Russland, sind viel mehr davon abhängig.

Kritiker der Waffenexporte sind quasi machtlos. Sie können nicht mehr tun, als bei Wahlen und Abstimmungen ihre Stimme abzugeben.

Aber genau das ist das Wichtige! Es gilt nun, die Problematik der Rüstungsexporte zu einem Thema zu machen, welches möglichst vielen Menschen so wichtig ist, dass es ihre Wahlentscheidung beeinflusst. Dies haben wir bis jetzt noch nicht erreicht. Deshalb braucht es mehr Kampagnen und Volksabstimmungen, um dieses Thema in die öffentliche Diskussion zu bringen. Bei illegalen Exporten kann man ausserdem den Rechtsweg eingehen, was in Deutschland bereits zu Erfolgen führte.

Sie halten regelmässig Referate, so wie heute Abend in Zofingen. Erachten Sie es als eine Art Mission, die Leute über dieses Problem aufzuklären?

Ja, das ist der einzige Grund. Ich will Informationen liefern, aufklären und kritische Fragen beantworten. Ich hoffe, dass die Leute dadurch mehr in die Lage versetzt werden, sich künftig häufiger zu diesem Thema zu äussern und sich politisch zu engagieren.

«Rohstoffe, Krieg, Flucht – Konflikte um Wasser, Energieressourcen und Territorien». Volkshochschule Zofingen, Bildungszentrum BZZ, Aula ZU 26. Mittwoch, 16. Januar, 19.30 bis 21.30 Uhr. Eintritt Fr. 25.-/20.-. Anmeldung nicht erforderlich.