
«Wir wollen nicht den ganzen Hang zubetonieren»
Verdichten und wachsen um jeden Preis – nicht in Egolzwil. Was vor dem abgebrochenen Fusionsprozess mit der Nachbargemeinde Wauwil galt, gilt auch jetzt: Wie im einst entwickelten Leitbild «Egolzwil 2020» strebt die Ortschaft am Santenberg eine Entwicklung mit Qualität an, erklärt Gemeindepräsident Urs Hodel gegenüber dieser Zeitung. «Wir können uns ein kontinuierliches, nachhaltiges Wachstum auf mittelfristig 1500 bis 1700 Einwohner vorstellen», so Hodels Ausblick kurz vor Halbzeit der Legislaturperiode. Aktuell zählt Egolzwil um die 1450 Personen. Ein grosser Schub wird explizit nicht gewünscht. Was qualitatives Wachstum heisst, wird in den Gebieten Allmend und Weid vorgemacht: mit einer Ausnützungsziffer von 0,35 an der Hanglage, mit Etagenwohnungen oder Einfamilienhäusern. Freiräume sind explizit erwünscht. «Wir wollen nicht den ganzen Hang zubetonieren», hält Gemeindepräsident Hodel fest. Insgesamt gibt es in Egolzwil in der Wohnzone W2 noch rund ein Dutzend unbebaute Parzellen.
Die gemässigtere Entwicklung hat für Egolzwil den Vorteil, dass die bestehende öffentliche Infrastruktur derzeit genügt. Das frisch sanierte Schulhaus konnte auf dieses Schuljahr eine zusätzliche Klasse aufnehmen. Trotz altersgemischtem Lernen könnte auch eine Jahrgangsklasse geführt werden, so viel Platz wäre vorhanden. «Wenn man das Wachstum so stemmen kann, ist es natürlich ideal», sagt Hodel. Die Bau- und Zonenplanrevision wird wohl im Wesentlichen die Anpassung von gesetzlichen Begrifflichkeiten im Reglement beinhalten, nicht aber grosse Ein- oder Auszonungen.
Netzwerk reaktiviert
Die 2015 gescheiterte Fusion von Egolzwil mit Wauwil hat es mit sich gebracht, dass Egolzwil den selbstständigen Weg weitergeht. Wie Urs Hodel erklärt, besteht der Kontakt zur Nachbargemeinde Wauwil derzeit vor allem in punktueller, operativer Zusammenarbeit. «Wir haben sehr viele Überschneidungspunkte», stellt Hodel zwar fest. Doch auf strategischer Ebene herrscht Funkstille zwischen den Behörden, ein Treffen der Gesamtgemeinderäte hat es nicht mehr gegeben. «Die Zeit ist noch nicht reif oder die Initiative nicht da». Egolzwil hat dafür das Netzwerken mit den Nachbargemeinden Schötz und Nebikon, welches während des Fusionsprozesses aus praktischen Gründen eingeschränkt war, wieder reaktiviert. Für regionale Zusammenarbeiten ist Egolzwil nämlich nach wie vor offen. Die Kontakte verlaufen gut; nach den Gesamterneuerungswahlen in den Luzerner Gemeinden eine gute Gelegenheit, sich gegenseitig besser kennenzulernen. Urs Hodel wünscht sich, dass künftig auch die Egolzwiler Einwohner stärker Impulse vermitteln, in welche Richtung es für die Gemeinde gehen soll.
Flexibel
Derzeit ein wichtiges Thema auch in Egolzwil ist die Umstellung auf die neue Rechnungslegung HRM2. Egolzwil hat sich bereits früh damit auseinandergesetzt und ist demzufolge weit; die Kernapplikation auf IT-Ebene wurde bei laufendem Betrieb bereits gewechselt. Bezüglich der Gemeindeorganisation macht Gemeindepräsident Urs Hodel klar, dass Egolzwil sich flexibel aufstellen kann. Nachdem bei der Gesamterneuerungswahl alle fünf Gemeinderäte (!) wieder antraten und gewählt wurden, gab es letztes Jahr eine Demission aus beruflichen Gründen. In
Egolzwil arbeiten Gemeinderäte noch auf strategischer und operativer Ebene. Punktuell wird man sich beim Wechsel von Gemeinderäten künftig flexibel entscheiden können, ob die operativen Aufgaben einem Gemeinderat oder dann einer oder einem Verwaltungsangestellten zugewiesen werden.