Wird es Impfungen in weiteren Luzerner Hausarztpraxen geben?

Seit fast zehn Tagen können sich über 75-Jährige und chronisch kranke Personen aus dem Kanton Luzern in vierzig ausgewählten Arztpraxen gegen Covid-19 impfen lassen. Der Kanton Luzern hat ihnen hierfür 3500 Dosen zur Verfügung gestellt. Unter den vierzig Hausarztpraxen sind drei aus unserer Region: die Arztpraxis von Christian Rauch in Dagmersellen, das Hausärztezentrum in Reiden und das «Doktorhuus» in Nebikon (wir berichteten).

Gemäss dem Kanton Luzern sollen nächste Woche weitere 30 Praxen dazukommen – sofern der Kanton bis Ende Woche die versprochenen Impfdosen erhält. «Wir gehen von 24 000 Moderna-Impfdosen aus. Vom Pfizer-Impfstoff erhalten wir wöchentlich 5000 bis 6000 Impfdosen. Sobald wir neuen Moderna-Impfstoff haben, können wir auch wieder Arztpraxen mit Impfstoff bedienen», sagt David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport.

Ärztegesellschaft kritisiert Vergütung der Praxen

Gemäss der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern überlegen sich jedoch bereits mehrere Praxen, sich von der Aktion wieder zurückzuziehen. «Das Verimpfen selbst ist für die Praxen kein Problem. Aufwändig sind die ganze Organisation und Administration», sagt der Geschäftsführer Ueli Zihlmann. Weitere Gründe seien die Kleinstmengen an zur Verfügung gestellten Impfstoffen und folglich die Planungsunsicherheit. «Die grosse Frage ist nun, ob der Kanton die nächste Lieferung sicherstellen kann, denn die Praxen benötigen Planungssicherheit.» Die Nachfrage nach Covid-19-Impfstoff liege bei den Arztpraxen zwischen 70 und 300 Anmeldungen pro Praxis.

Weiter kritisiert die Ärztegesellschaft die Vergütung der Arztpraxen. Gemäss Daniel Stäuble, Co-Präsident der Luzerner Ärztegesellschaft, liegt ein kostendeckender Beitrag pro Impfung bei 56 Franken. «Wir haben das durch die Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzten (FMH) rechnen lassen.» Aktuell bezahlten Bund und Kantone mit 24.50 Franken nicht mal die Hälfte. «Trotz mehrfacher Darlegung der effektiven Kosten für Administration, Personal- Ressourcen, räumliche Infrastruktur und Überwachung der geimpften Personen sind die Innerschweizer Kantone nicht bereit, diese zu tragen.»

Auf Anfrage sagt David Dürr, Dienststellenleiter Gesundheit und Sport beim Gesundheitsdepartement des Kantons Luzern: «Bei der Abgeltung der Hausärzte für die Covid-Impfung handelt es sich um eine schweizweite Lösung, bei der die Krankenkasse einen Teil der Impfung bezahlt und der Rest über den Bund und die Kantone finanziert wird. Der Kanton Luzern behandelt die Hausärzte gleich wie alle anderen Impfinstitutionen.»

Auf die Frage, ob der Kanton Luzern Kenntnis von Arztpraxen hat, die sich von der Impfaktion zurückziehen, sagt David Dürr: «Es gibt Praxen, die sich aus verschiedenen Gründen überlegen, ob sie impfen möchten oder nicht. Die Frage der Abgeltung ist eine mögliche Frage; andere Fragen betreffen den notwendigen Warte- und Überwachraum etc.»