Wo Unteroffiziere zusammenfinden

Fritz Seid, Gründungsmitglied und Präsident 1898 und 1903/04.
Fritz Seid, Gründungsmitglied und Präsident 1898 und 1903/04.
Am 1. Juli 2010 nahmen UOVZ-Mitglieder während des Eidgenössischen Schützenfestes in Aarau am Armeewettkampf teil.
Am 1. Juli 2010 nahmen UOVZ-Mitglieder während des Eidgenössischen Schützenfestes in Aarau am Armeewettkampf teil.

Am 22. März 1896 versammelten sich im Restaurant Frösch in der Zofinger Altstadt (heute ­befindet sich an dieser Stelle das China-Restaurant Chang Cheng) 15 Unteroffiziere, um einen «Unteroffiziersverein aller Waffen von Zofingen und Umgebung» (UOVZ) zu bilden. Es war nicht der erste Anlauf für einen Verein dieser Art in der Region, aber der langlebigste. Als Präsident unterzeichnete Jacques Meyer die ersten Statuten, die auf den 11. April 1896 datiert sind. Darin ist über den Zweck des Vereins zu lesen: «Der Zweck ist, nach Kräften zur Übung des vaterländischen Wehrwesens mitzuwirken, gegenseitige Belehrung auf militärischem Gebiete und durch freundschaftlichen Austausch der Ansichten ein engeres Zusammenhalten der Unteroffiziere aller Waffengattungen anzustreben.»

Zusammenhalt, Kameradschaft und Übung – das sind wichtige Stichworte. In der Chronik zum 100-Jahr-Jubiläum des UOVZ, verfasst vom verstorbenen Ehrenmitglied Oskar Eich, ist von zahlreichen Aktivitäten zu lesen: Vorträge, Generalversammlungen, Schiesswettkämpfe und eben militärische Übungen, wie es in den Statuten erwähnt wird.

Sammelaktion für eine Vereinsfahne

«Schon einige Male ist es vorgekommen, dass unser Verein bei Anlässen, da er geboten war mit der Fahne zu erscheinen, sozusagen der einzige war, der einem solchen Wunsche nicht nachkommen konnte, aus dem einfachen Grunde, weil wir eben eine Fahne bis zur Stunde noch nicht besitzen», schrieben die Vorstandsmitglieder Otto Karrer und Otto Künzli 1902 in ihrem Aufruf zur Spendenaktion für eine Vereinsfahne. Weiter führten die Verfasser aus, dass es wünschenswert wäre, wenn dieses Manko zum Eidgenössischen Unteroffiziersfest, das 1903 in Bern stattfinden sollte, behoben werden könnte.

Es gelang dem UOVZ, von 130 Personen Spenden zwischen 1 und 5 Franken zu sammeln; insgesamt waren es Fr. 378.50. Die Fahne sowie der beim Zofinger Schreiner Gottlieb Locher in Auftrag gegebene und von Maler Hans Täschler bemalte Fahnen- und Archivkasten kosteten jedoch total 494 Franken. Wer den ziemlich happigen Fehlbetrag von Fr. 115.50 zu berappen hatte, verschweigt die Chronik; wahrscheinlich war es die Vereinskasse. Die Fahne befindet sich heute im Museum.

Eine Besonderheit, die der aktuelle Präsident André Pasquier gerne erwähnt: Der UOVZ sei wohl der einzige militärische Verein der Schweiz, der einen eigenen Marsch besitzt. Dieser wurde zum 100-Jahr-Jubiläum 1996 vom langjährigen Ehrenmitglied Hans Hausammann gespendet und von Eric Bader, Dirigent der Musikgesellschaft Bannwil, komponiert – und sogar auf der CD «Schweizer Märsche Vol. 6» verewigt.

Eine «kriegerische Übung» für das zahlreiche Publikum

Der UOVZ nahm während seiner langen Geschichte nicht nur an kantonalen oder nationalen Wettkämpfen teil, sondern organisierte selber welche: Als Beispiel mögen hier die Kantonalen Unteroffizierstage dienen, die am 22. und 23. August 1959 in Zofingen stattfanden. Die Wettkämpfe bestanden aus einem Schiessen auf 50 und 300 m, aus dem Lösen von taktischen Aufgaben und einem Patrouillenlauf in der Region. Für das zahlreiche Publikum wurde im Riedtal als Demonstration eine «kriegerische Übung» mit allerlei Waffen und Handgranaten durchgeführt. Von dieser Übung existiert laut Pasquier ein Dokumentarfilm von Eugen Scholl, der in digitalisierter Form im Museum hinterlegt ist.

Der Verein zählt heute 65 Mitglieder. Die Rekrutierung neuer Mitglieder sei schwierig, sagt Pasquier, denn «die mangelnde Unterstützung des Verbandes und der Datenschutz der Armee stellen die militärischen Vereine vor immer grössere Probleme». Früher habe der örtliche Sektionschef dem Verein jeweils gemeldet, wenn ein Unteroffizier zugezogen sei. Das falle heute eben unter Datenschutz. Pasquier hofft, dass der UOVZ trotz dieser Schwierigkeiten in den nächsten Jahren weiter existieren und die Kameradschaft pflegen könne.

Die geplante Jubiläums-­Generalversammlung konnte ­jedoch wegen der Coronapandemie nur schriftlich durchgeführt werden. Pasquier hofft, dass im Laufe des Jahres die Feier zum 125. Geburtstag doch noch stattfinden kann.