Wozu braucht es Ortsbürgergemeinden?

Die Delegiertenversammlung der Aargauischen Ortsbürgergemeinden befasste sich mit dem Status quo und den Zielen. Dem Verband gehören 179 Gemeinden an, davon waren 43 Mitglieder an der Delegiertenversammlung in Zofingen vertreten.

Wer jedoch anwesend war, lernte die Zofinger Sehenswürdigkeiten auf einem geführten Rundgang kennen, erhielt nachher im Rathaus einen Apéro und von Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger Auskunft über die Rolle und den Zustand der Zofinger Ortsbürgergemeinde.

Aus historischen Gründen verfügt sie über einen erheblichen Besitz an Liegenschaften (unter anderem Rathaus, Stadtbibliothek, Pulverturm), dazu auch Grünflächen wie den Heiteren Platz mit Obstsortengarten sowie die Schützenmatte. Diese Objekte werfen jedoch keinen Ertrag ab, sondern generieren Kosten. Der von einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Christoph Mauch ausgearbeitete Lösungsansatz besteht darin, zusammen mit den Exponenten der Einwohnergemeinde das Immobilienportfolio zu bereinigen.

Rasche Erledigung der Normalien

Im Jahresbericht erwähnte Präsidentin Milly Stöckli unter anderem die Aufhebung der bisher vorgeschriebenen Forstreserve ab 2019 und zeigte sich besorgt über die von Burglind angerichteten Sturmschäden. Das werde die Holzpreise unter Druck setzten.

Die Verbandsrechnung 2017 schliesst mit einem erwarteten Verlust von 4470 Franken ab, das Budget 2018 rechnet mit 24‘290 Franken Ausgaben und mit einer ausgeglichen Rechnung. Auch das neue Leitbild wurde diskussionslos verabschiedet.

Merkpunkte darin sind: 1. Die Mitglieder in ihren Aufgaben (Verwaltung, Forstwesen und Beiträge an das kulturelle Leben in den Gemeinden) zu unterstützen. 2. Die Interessen der Mitglieder gegenüber Kanton, Organisationen und der Öffentlichkeit zu bündeln und zu vertreten. 3. Eine Plattform für den Meinungsaustausch unter den Mitgliedern zu bieten. 4. Politisch aktiv zu werden, wenn es um die Anliegen der Mitglieder im öffentlichen Meinungsprozess geht, und 5. zum Erfolg und Erhalt der Bürgergemeinden beitragen.

Was machen die Ortsbürgergemeinden

An diesem Punkt hackte auch Christoph Mauch mit einem vielbeachteten Beitrag unter dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ ein. Die Ortsbürgergemeinden seien zwar ein unbekanntes Wesen, aber eines, das in der heutigen multikulturellen Gesellschaft noch fest verankert sei in den Werten und zum Wohl der Heimatgemeinde, und zeigte einige Beispiele, wo und wie diese Kräfte zum Einsatz kommen.

Der Vorstand verfolge das Ziel, dass solche Aktionen publik werden und Argumente in den Diskussionen über den Sinn der Ortsbürgergemeinden liefern. Ortsbürgergemeinden würden Liegenschaften, Wald, Kiesgruben und auch Weinberge besitzen. Warum nicht auch einen Ortsbürgerwein analog dem Staatswein keltern?

Vreni Friker-Kaspar, Präsidentin des Verbandes „Wald Aargau“ setzte sich für die Initiative „Ja für euse Wald“ ein. Das Sturmtief Burglind habe 120‘000 bis 190‘000 Kubikmeter zu Fall gebracht; es sei definitiv klar, dass die Kosten der Aufräumarbeiten höher seien als der Wert des Sturmholzes. Der Bedarf des Holzmarktes sei bis weit in den Herbst hinein gedeckt. Schlimm wäre, wenn auch noch durch einen heissen Sommer eine Menge Käferholz hinzukäme.

Sergio Wyniger, Bürgergemeindepräsident von Solothurn, berichtete über die Besonderheiten dieses Kantons. Die Einbürgerungen sind dort nach wir vor eine hoheitliche Aufgabe der Bürgergemeinden; sie müssen einer Einbürgerung zuerst zustimmen, bevor sie vom Kanton oder Bund behandelt wird. Die andere Eigenart besteht darin, dass die meisten Solothurner Bürgergemeinden eigene Verwaltungen und Behörden haben und auch finanziell gut dastehen.

Schliesslich gab es noch Grussworte von anderen Kantonalverbänden; Regierungsrätin Franziska Roth überbrachte in Vertretung von Urs Hofmann jene des Kantons Aargau.

Im Bürgersaal des Zofinger Rathauses fand die Delegiertenversammlung des Verbandes Aargauischer Ortsbürgergemeinden statt. Am Vorstandstisch (von links): Bernadette Favre, Susanne Voser, Christoph Mauch (Vizepräsident), Milly Stöckli (Präsidentin), Ulrich Widmer (Geschäftsführer). Bild: Kurt Buchmüller
Im Bürgersaal des Zofinger Rathauses fand die Delegiertenversammlung des Verbandes Aargauischer Ortsbürgergemeinden statt. Am Vorstandstisch (von links): Bernadette Favre, Susanne Voser, Christoph Mauch (Vizepräsident), Milly Stöckli (Präsidentin), Ulrich Widmer (Geschäftsführer). Bild: Kurt Buchmüller