
Wüstensöhne zu Besuch bei Freunden
Bereits seit vielen Jahren pflegt die Familie Nardon aus Strengelbach einen engen und überaus freundschaftlichen Kontakt zu einem ganzen Clan in der Wüste Omans. Dominique Nardon, Mutter zweier Töchter, reiste zum ersten Mal 1996 ins Land. Damals besuchte sie als Fotografin einer Pressereise den Oman. Kaum in der Schweiz zurück, nahm sie Arabischunterricht und organisierte anschliessend für ein Reisebüro Frauenreisen. Seither bereist sie regelmässig mit der ganzen Familie das Land am Persischen Golf.
Der Clan-Chef Said Sultan Al Bedri führte Dominique Nardon mit einer Frauengruppe 1998 erstmals in die Wüste und zu seiner Familie. Seither verbindet die Schweizer Familie mit den Bedus eine tiefe Freundschaft. Auch die Familie Al Bedri besuchte bereits mehrmals die Familie Nardon. Mit modernsten Kommunikationsmitteln tauschen sich die Freunde regelmässig aus. In diesem Sommer gastierten drei Brüder und ein Schulfreund in Strengelbach.
In der Zwischenzeit hat Clan-Chef Said Sultan Al Bedri drei Frauen und 15 Kinder. Mehrere Kinder der jungen Generation sind ebenfalls bereits verheiratet und haben Nachwuchs. Lebten die Beduinen zu Beginn der Bekanntschaft noch in Palmstrohhütten, wurden unterdessen gemauerte Häuser erstellt. Ausserdem ziehen sie nicht mehr mit den Tieren durch die Wüste (siehe Box). Nicht zuletzt, weil das Wasser knapp ist, muss heute das Futter für die Tiere herbeigeführt werden.
Eindrückliche Kontraste und ein offener Geist
Immer wieder war berührend zu sehen, wie sich die jungen Männer während ihres Aufenthaltes über das satte Grün, die vielen Bäume und vor allem den Regen freuten. «Seit drei Jahren haben wir keinen Tropfen Regen gesehen im Oman», sagte Bader Al Bedri. Beeindruckt habe sie auch die Sorgfalt und der Umgang mit der Natur. Gegessen hat die Familie Nardon während der Zeit mit den Beduinen meist auf speziellen Tüchern oder Teppichen auf dem Boden. Die Beduinen versuchten alles, was man ihnen servierte, mochten aber nicht alles gleich. Die Pizza in Zofingen genossen die Beduinen jedoch sichtlich.
Die vier jungen Männer versuchten sich auch auf dem Fahrrad, was ihnen grossen Spass bereitete. Auch die Partys mit vielen jungen und älteren Freunden der Schweizer Familie bereitete ihnen Freude und die Verständigung auf Englisch klappte bestens. Neben Dominique Nardon haben auch ihre beiden Töchter Lea und Chiara schon gute Kenntnisse der arabischen Sprache. Nach dem Besuch der verschiedenen Brunnen in Zofingen meinten die vier Männer: «Die Geschichte von Niklaus Thut werden wir unseren Kindern erzählen.»
Das Sultanat Oman
Als Sultan Qaboos 1970 die Macht übernahm, galt der Oman als eines der rückständigsten Länder der Welt. Dank gezielter Investitionen der Einnahmen aus dem Erdölgeschäft konnte sich das Land innerhalb weniger Jahre zu einem vorbildlichen und modernen Staat entwickeln. 1970 gab es in ganz Oman nur eine Teerstrasse, weniger als zehn Kilometer lang. Heute umfasst das Verkehrsnetz über 31 000 Kilometer Asphaltstrassen. Ausserdem befindet sich eines der modernsten Telefonnetze der Welt im Oman. Auch das Postwesen ist heute sehr zuverlässig. Gab es früher eine einzige Krankenstation in der Hauptstadt Maskat, findet sich heute ein flächendeckendes Gesundheitssystem und zahlreiche Krankenhäuser, Polikliniken und Privatkliniken. Die medizinische Betreuung erreicht 90 Prozent der Bevölkerung. Aus den ursprünglich drei Knabenschulen sind inzwischen über 1500 Einrichtungen geworden, an denen Jungen und Mädchen unterrichtet werden. Eine anfängliche Konzentration des Fortschrittes auf den Raum Maskat verschonte den Rest des Landes vor den negativen Folgen eines Entwicklungssprungs. Auch im Landesinnern sind die Fortschritte überall spürbar. Heute fährt man im Oman im Geländewagen und reitet nicht nur auf Kamelen. Trotzdem konnten sie ihre kulturelle Eigenart bewahren. Tradition und Moderne haben im Land zusammengefunden.
Die gängigen Sprachen sind Arabisch, Urdu und Swahili. Englisch ist weitgehend Standard und es herrscht Religionsfreiheit. Religion ist Privatsache und der Oman ist der einzige Golfstaat mit christlichen Kirchen verschiedenster Couleur und Hindutempeln. Der Oman ist ein blockfreier Staat, kein OPEC-Mitglied (Organisation erdölexportierender Länder) und agiert als Vermittler zwischen den arabischen und westlichen Staaten. (h.b./red)