Zehn Jahre Coq d’Or verpackt in ein Wochenende

Die Fete zum zehnten Geburtstag des «Coqs», wie das «Coq d’Or» umgangssprachlich oft genannt wird, steigt nicht im Lokal neben dem Oltner Bahnhof, sondern in der Schützenmatt. Wieso das so ist, hätte man ihn in den vergangenen Monaten oft gefragt, erzählt «Coq»-Geschäftsführer Daniel Kissling, als gerade die Band «Chelsea Deadbeat Combo» ihren Gig beendet. Die Auslagerung der Geburtstagsparty habe zwei Gründe: Erstens, und das sei der wesentliche Punkt, sei das Lokal neben dem Bahnhof zu klein für einen solch grossen Anlass. Zweitens, so Kissling, solle der zehnte Geburtstag speziell in Erinnerung bleiben. Deshalb die Schützi.

Als ein «solch grosser Anlass» ist die zweitägige Geburtstagsparty in der Tat aufgezogen: Im Eingangsbereich der Schützi kontrollieren Security-Mitarbeiter die Taschen und Eintrittsberechtigungen der Besucher. Im gleichen Raum stehen ein kleiner, abgetrennter Raum, «Kabäuschen» genannt, ein Merchandising- und ein Essens-Stand. Im Saal selbst ist es dunkel. Links des Eingangs steht wie gewohnt die Bar, vorne rechts die Hauptbühne. Ungewöhnlich: Zwischen Bar und Hauptbühne gibt es eine zweite, kleinere Bühne.

Mit nur einer Bühne wären die Auftritte der Bands nicht zu meistern gewesen, so Kissling. Die eine Band spielt jeweils auf der Kleinen, die Nächste auf der Grossen. Auf der Galerie oberhalb der Bar haben die Organisatoren, der Kulturverein «Coq d’Or», eine Ausstellung aufgebaut. Sie zeigt Fotos und Plakate von Veranstaltungen im «Coq». Dazu zählen nicht nur Konzerte, sondern auch Poetry Slams oder politische Diskussionen. Auch die Gästebücher der vergangenen zehn Jahren liegen zur Einsicht bereit und sorgen für manch ein Schmunzeln beim Betrachter.

Im Kabäuschen kann man Origami-Güggel basteln

 

Total treten am Samstag neun verschiedene Bands auf. Wie das Kulturlokal selbst, seien auch die Bands ein kunterbunter Mix aus allen Musikrichtungen, sagt Geschäftsführer Kissling. Neben sieben Schweizern sind auch zwei internationale Acts vertreten: die Rockband «Beesus» aus Rom und Singer-Songwriter «oldseed» aus Deutschland. Mit «Roamer» tritt auch eine Band aus Olten auf. Alle Acts sind schon vor der Geburtstagsparty im «Coq» aufgetreten. Der Sänger der «Chelsea Deadbeat Combo» bedankt sich während seines Konzerts für «die geilen Konzerte», die sie in Olten spielen durften.

Musik hören, dazu tanzen und etwas trinken ist nicht das Einzige, was die Gäste an der Geburtstagsparty unternehmen konnten. Im Eingangsbereich steht auf der linken Seite das «Kabäuschen». Wie es der Name schon sagt: ein kleines Zimmer. Zu jeder Stunde gibt es dort ein anderes Programm. Malen nach Zahlen, Kartenspiele, Basteln. «Wir vom Bar-Team konnten unsere Ideen einbringen und umsetzen», sagt Melissa De Schepper. Drei anderen Frauen zeigt sie gerade, wie man einen Origami-Güggel bastelt.

Mittlerweile beginnt die nächste Band mit ihrem Auftritt. Sie trägt den Namen «One Sentence.Supervisor». Während der Platz beim Konzert von «Chelsea Deadbeat Combo» noch reichlich vorhanden war, muss sich der Konzertbesucher nun schon eher durch die Leute quetschen. Die Beschreibung «kunterbunt» trifft auch auf diese Band zu. Melodiöser Rock wechselt sich mit sphärischen Klängen ab.

 

Daniel Kissling sagt zur Auswahl der Musikgruppen: «Wir haben versucht, zehn Jahre Coq in ein Wochenende zu verpacken. Wir haben es aber nicht geschafft. In dieser Zeit ist viel zu viel geschehen.»

Umfrage

Sina Wilhelm, 20, Olten:

«Das Coq ist für mich eine Plattform, wo sich junge Leute in der Kulturszene in Olten engagieren können. Ich bin durchschnittlich dreimal pro Woche im Coq anzutreffen. Es gibt nicht ein bestimmtes Ereignis, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist. Es sind vor allem die Leute, die man im Coq kennen- und schätzen gelernt hat, die das Lokal ausmachen.»

Caroline Hodel, 22, Niedergösgen:

«Es ist ein cooler Ort, um in Olten in den Ausgang zu gehen. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Karaoke-Abende. Je später der Abend, desto mehr lassen die Teilnehmer ihre Hemmungen fallen. Dabei kommen zum Teil sehr coole Auftritte raus. Ich selbst habe auch schon teilgenommen. Welches Lied ich gesungen habe, weiss ich aber nicht mehr.»

Renata Näpflin, 52, Stans NW:

«Im Coq d’Or war ich persönlich noch nie. Ich bin heute wegen der Band «Greenleaf» hier. Ich habe sie am Openair «Up in Smoke» in Pratteln im vergangenen Herbst leider verpasst. Das fand ich mega schade. Aus diesem Grund bin ich heute nach Olten gekommen. Wir sind anderthalb Stunden mit dem Zug angereist.»

 

Jan Wolter, 26, Olten:

«Ins Coq gehe ich wegen des Feierabendbiers und den geilen Bands. Einmal trat die Band «Duel» aus Amerika auf. Die haben mir sehr gefallen. Seither besuche ich jedes Konzert von ihnen, das sie in der Schweiz spielen. Von den Bands, die heute hier auftreten, kenne ich fast keine. Aber es liegt fast um die Ecke, da dachte ich, ich schaue mal rein.»

Ivan Wyss, 42 mit Tristan, 7, und Vincent, 11, Olten:

«Das Coq ist ein Ort mit Musik, den es in Olten sonst nicht gibt. Die Musikrichtungen und die Leute, die es besuchen sind bunt durchmischt. Die Konzerte dort sind super. Auch meine Söhne kann ich problemlos dahin mitnehmen. Die Geburtstagsparty ist eine gute Gelegenheit, dem Coq zu zeigen, wie viel es der Stadt Olten bedeutet.»