
«Zero – Unverpackt»: Müesli und Nüdeli aus dem Glassilo
Wer Lebensmittel im Detailhandel kauft, produziert wohl oder übel Abfall, oft en masse. Nudeln oder Reis sind in Plastik verpackt, Gemüse teilweise ebenso. Erst 2019 erzürnte Selecta die Klimajugend, weil in den Automaten Äpfel angeboten wurden, die einzeln in Plastikhüllen eingepackt waren. Nicht besser sieht es bei Haushaltsmitteln aus: Waschmittel und Co. kommen standardmässig in Plastikflaschen.
Wer besonders umweltbewusst leben will, weicht deshalb auf Unverpacktläden aus, in denen Haushalts- und Lebensmittel im Offenverkauf angeboten und in Mehrwegbehälter umgefüllt werden. Bislang gab es in der Region noch kein solches Angebot – wenn für den Einkauf weite Strecken gefahren werden müssen, kann dieser nicht mehr als besonders umweltfreundlich gelten.
Seit Samstag, dem 9. Oktober, ist nur noch die Reise in die Altstadt Zofingen, genauer gesagt an die Rathausgasse 9, nötig. Vor zwei Wochen haben Naomi Tanner und Josip Ruzic dort den Unverpacktladen «Zero – Unverpackt Tanner» eröffnet.
Einrichtung spiegelt Umweltgedanken wieder
Die beiden sind selbst Kunden in diversen Unverpacktläden und haben sich genau die Frage gestellt, ob eine weite Anreise mit dem Umweltgedanken vereinbar ist. «Zudem: Die Distanz hemmt, auch für einen kleinen Einkauf in einen Unverpacktladen zu gehen», sagt Naomi Tanner, die Dienstag bis Samstag im Lokal anzutreffen ist.
Holzboden, Holztheke, Holztische und Holzregale: Der Umweltgedanke floss auch bei der Einrichtung des Ladens ein. «Wir haben darauf geachtet, möglichst viele Einrichtungsgegenstände second hand zu kaufen», erklärt Ruzic. Einzig die Regale, an denen die Glassilos hängen, aus denen Kunden diverse Lebensmittel abfüllen können, und das Gemüseregal sind Spezialanfertigungen.
Am Anfang des «Zero – Unverpackt Tanner»-Ladens stand eine nicht ganz ernst gemeinte Idee. «Wir dachten uns, dass es toll wäre, wenn es in der Nähe einen Unverpacktladen gibt», so Josip Ruzic, der zusammen mit Naomi Tanner in Oftringen lebt. Sie sahen, dass in der Altstadt Zofingen immer wieder Ladenlokale zu vermieten waren. Und plötzlich war die erst nicht ernst gemeinte Idee konkret, die Firma gegründet und das Ladenlokal gemietet. Dass der Laden in der Altstadt von Zofingen sein soll, war aber beiden von Anfang an klar. «Wir finden, dass ein Unverpacktladen einen ganz speziellen Charme hat, etwas Rustikales, das hervorragend in eine Altstadt passt», so Ruzic.
Der Name «Zero» leitet sich vom Zero-Waste-Gedanken – ohne Abfall zu leben – ab. Aber ganz ohne Abfall geht es auch in einem Unverpacktladen nicht, wie Naomi Tanner erklärt: «Die Zahnbürsten sind aus Hygienegründen verpackt, einige Mittel dürfen nur mit Handschuhen und Schutzbrille abgefüllt werden.» Im Vordergrund steht für die beiden ganz klar der Umweltgedanke. «Wir wollen einfach eine umweltverträglichere Möglichkeit zu Coop und Migros darstellen», so Tanner. Der Grundbedarf könne auch im Unverpacktladen gedeckt werden. Auf einen Trend aufspringen und damit reich werden wollen sie entschieden nicht. «Unsere Produkte sind minim teurer als sie im normalen Detailhandel, denn wir kaufen in kleinere Mengen ein», erklärt Tanner. Auf eine «Premium-Bio-Alternativ-Unverpackt-Marge», die Unverpacktläden oft vorgeworfen wird, verzichten sie bewusst.
Hunde- und Katzenfutter im Offenverkauf
Ihr Sortiment, das sich an anderen Unverpacktläden und ihren eigenen Bedürfnissen orientiert, soll in nächster Zukunft noch ausgebaut werden. So sind sie aktuell auf der Suche nach einem Produzenten von veganen Milchprodukten wie Joghurts. «Speziell ist, dass bei uns auch Hunde- und Katzenfutter offen gekauft werden kann», so Naomi Tanner.