
Zofingen ist nun auch eine Weinregion

Was lange währt, wird endlich gut – obwohl das Corona-Virus fast noch einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Vor drei Jahren haben Martin Wullschleger und seine Frau Cornelia Jacquemai die ersten Rebstöcke im Zofinger Riedtal gepflanzt. Am Samstag konnten sie nun erstmals eine Flasche ihres Weins verkaufen. Geplant gewesen wäre dies im Rahmen eines Festes für Freunde und Helfer mit Degustation und gemütlichem Zusammensein. Tatsächlich regierten aber die Vorschriften des BAG: Zwei Meter Abstand beim Anstehen, Desinfektionsmittel und Handschuhe sowie maximal fünf Personen im neugebauten Wein-Verkaufsraum. Abschrecken liess sich aber kaum jemand: Schon im Voraus war ein grosser Teil der 2000 Flaschen des Jahrgangs 2019 reserviert worden. Kaum einer liess es sich nehmen, den Zofinger Wein selber abzuholen. Kommendes Wochenende ist der Hofladen erneut geöffnet.
Schlichte Etikette mit Wiedererkennungswert
«Mit dem exklusiven Vorverkauf wollen wir allen Danke sagen, die uns in den letzten Jahren unterstützt haben», sagen Martin Wullschleger und Cornelia Jacquemai. Angefangen beim Team, das beim Rebstöckesetzen mithilft, über die vielen Helfer beim Leset bis zu den guten Geistern im Hintergrund, die während dem Lesen für die Küche verantwortlich sind oder während der letzten Monate mitgeholfen haben, dem ersten Zofinger Wein ein Gesicht zu verpassen. «Wir haben unzählige Wein-Namen auf unserer Liste gehabt und haben uns viele Gedanken zum Logo gemacht», erzählte Cornelia Jacquemai. Schliesslich ziert nun der erste Buchstabe von Martin Wullschlegers Unterschrift die Etikette und die Weine heissen ganz einfach Johanniterwein, Cabernet Rosé und Cuvé 29. Wobei Letzterer wohl erst in einem Jahr zum Verkauf steht. Noch reift er im Fricktal auf dem Weingut Fürst in Eichenfässern. Dort sind auch die beiden anderen Weine gekeltert worden. Martin Wullschleger und Cornelia Jacquemai haben diesen Prozess eng begleitet und vorgegeben, in welche Richtung sich der Wein entwickeln soll. «Unsere letzte Degustation war kurz vor dem Abfüllen», erzählt Martin Wullschleger. Und Cornelia Jacquemai ergänzt stolz: «Der Wein ist richtig, richtig gut geworden. Eigentlich möchte ich ihn gar nicht verkaufen.»
Doch Martin Wullschleger und Cornelia Jacquemai können nicht allen Wein alleine trinken. Daher war Sergio Lian am Samstag ihr erster Kunde. Er ist in Zofingen aufgewachsen und stammt aus einer italienischen Familie, die im Friaul selber Wein anbaut. Die Zofinger Weinbauern hat Sergio Lian vor allem mit Ratschlägen zum Marketing unterstützt . «Es ist ganz wichtig, den Kunden klarzumachen, dass dieser Wein ein Qualitätsprodukt ist», stellt er klar. Daher freut er sich, den Johanniterwein und den Cabernet Rosé in den handgemachten Holzkisten aus dem Emmental nach Hause tragen zu können. «Diese Holzkisten mit Depot sind nachhaltiger als Kartonkisten. Darum passen sie auch zu uns», sagt Martin Wullschleger.
Bald wird der Weinberg um 50 Prozent grösser
Während der Wein mit Jahrgang 2019 verkauft wird, kümmern sich Martin Wullschleger und Cornelia Jacquemai bereits um die Trauben für den Jahrgang 2020 – und diejenigen für den Jahrgang 2023. Die Rebstöcke, an denen der Jahrgang 2020 wachsen wird, haben gerade ausgetrieben. Die Rebstöcke für den Jahrgang 2023 hingegen sind noch gar nicht alle gepflanzt: Im nächsten Jahr wird der Weinberg im Zofinger Riedtal um weitere 1666 Rebstöcke erweitert. Dafür bereitet Martin Wullschleger momentan das Gelände vor.
Öffnungszeiten Hofladen: Freitag, 24. April, 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag, 25. und 26. April, 11 bis 17 Uhr.