Zofingens Tor zu den Sternen erhält ein neues Teleskop

BLICK HINTER DIE TÜR

In unserer losen Sommerserie ermöglichen wir Einblicke in Häuser und Gebäude, die nicht öffentlich zugänglich sind. Heute zeigt Dr. Zoltan Molnar die Sternwarte der Kantonsschule Zofingen.

Zum Glück haben wir mit Dr. Zoltan Molnar einigermassen früh am Tag einen Termin vereinbart. «Wenn die Sonne brennt, wird es da oben schrecklich heiss», sagt er, als wir die abenteuerlich steile Treppe in die Sternwarte der Kantonsschule Zofingen hochklettern. Der Zugang in den kreisrunden, mit einer Kuppel überdachten Raum erfolgt durch eine Falltür.

Molnar öffnet die Kuppel einen Schlitz weit; Licht und frische Luft durchfluten die Halbkugel hoch über der Stadt, die definitiv nichts für Klaustrophobiker ist.

Seit zehn Jahren betreut Molnar die kleine, inzwischen etwas in die Jahre gekommene Sternwarte Zofingen. Man habe ihm den Schlüssel dazu mit grosser Erleichterung übergeben, erinnert er sich. Das Interesse an den Sternen geweckt hat sein Papa. Mit ihm besuchte er als kleiner Junge in den 70er Jahren die Sternwarte Urania in Zürich; die Möglichkeiten des Teleskops, das gigantisch auf ihn wirkte, beeindruckten ihn tief. Der damalige Leiter habe die Zusammenhänge am Sternenhimmel mit viel Herzblut und wie in einem guten Kinofilm geschildert, erinnert sich Molnar. Fortan übte die Unendlichkeit des Alls eine grosse Faszination auf ihn aus. Später begann er, selbst Teleskope zu bauen; sie seien nicht nur «ziemlich gut», sondern auch viel kostengünstiger. Nach seinem Studium der Chemie, das er 2002 mit dem Doktortitel abschloss, verbrachte er einige Jahre in Brasilien; dort sei es ihm sogar gelungen, ein paar selbst gebaute Teleskope zu verkaufen, erinnert er sich. Nach seiner Rückkehr 2006 arbeitete er eine Weile lang als Teleskopverkäufer, bevor er 2007 auf den Lehrerberuf umsattelte.

Von Teleskopen versteht Molnar also einiges – und man muss ihm konzentriert zuhören, wenn er die Anlage in der Sternwarte Zofingen erklärt. Da erfährt man beispielsweise, dass das bestehende Spiegelteleskop ein Maksutov-Reflektor ist, benannt nach dem russischen Optiker Dmitri Maksutow. Zufrieden damit war er schon lange nicht mehr; es ist arg in die Jahre gekommen, zu undeutlich, zu verschmiert sind die Bilder, die es liefert. «Als Sternenbeobachter wollen Sie diese so scharf sehen wie Nadelstiche auf schwarzem Papier, wie Diamanten auf dunklem Samt», sagt der 48-Jährige. Schaut man durch den Tubus, sind auf der Spiegeloberfläche kleine, dunkle Flecken zu sehen – «ein Pilz, der sich ausbreitet», erklärt der Leiter der Sternwarte. Mit dem alten Teleskop könne man höchstens noch Planeten beobachten – Galaxien oder Nebel seien damit kaum zu erkennen.

Zum Glück soll sich das bald ändern: Molnar zeigt auf die grosse Kartonkiste, die am Boden liegt. Für ein Foto öffnet er diese – zum ersten Mal. Mit einem zufriedenen Lächeln zeigt er das künftige Herzstück der Sternwarte, ein nigelnagelneues Spiegelteleskop, «Bauart Ritchey-Chrétien», wie er präzisiert. Finanziert hat es der Verein Freunde und Gönner der Kantonsschule Zofingen. Damit wird Molnar Dinge sehen, von denen er schon als kleiner Junge träumte: der Grossen Roten Fleck auf dem Jupiter zum Beispiel, den grössten Wirbelsturm im Sonnensystem. Oder die Cassinische Teilung, die grösste Lücke innerhalb des Ringsystems des Saturns. «Perfekte Fotos von Planeten, Galaxien und Nebeln werden damit möglich sein», freut sich Molnar. Eingebaut wird das neue Teleskop mit Hilfe eines Haustechnikers in den nächsten Wochen – «das wird noch ein schönes Stück Arbeit, das viel Feingefühl und Improvisationsgabe erfordert».

Die Aufrüstung der Sternwarte wird neue Besucher anziehen, ist sich Molnar sicher. Dann wird wieder mehr Betrieb in die enge Kuppel auf dem Gebäude der KSS einkehren. Besonders erfrischend seien die Fragen der Kinder, die zum Beispiel wissen wollen, wohin sich die Sterne tagsüber verziehen. «Kinder wollen verstehen, was sie sehen, und sie saugen die Antworten auf wie Schwämme.» Erwachsene dagegen vermischen oft Astronomie und Astrologie – von Letzterem hält Molnar nicht wirklich viel. «Von Aberglauben und Astrologie halte ich mich möglichst fern», sagt er.

Führungen durch die Sternwarte gibt es nur auf Anfrage. Interessenten können sich bei Zoltan Molnar direkt melden. Kontakt: zoltan.molnar@kszofingen.ch

Molnar mit dem neuen Teleskop, das die Sternwarte bald aufwertet.
Molnar mit dem neuen Teleskop, das die Sternwarte bald aufwertet.