Zofinger Auswanderer installiert grösste Solarspeicheranlage Zentralamerikas

Reto Rechsteiner (rechts) bei der Einweihung der Solaranlage, zusammen mit Steffen Heinrich, CEO von Rolls Royce Solutions Deutschland, und Don Moisés Hernández, CEO von Proquinal. Bild: zvg
Reto Rechsteiner (rechts) bei der Einweihung der Solaranlage, zusammen mit Steffen Heinrich, CEO von Rolls Royce Solutions Deutschland, und Don Moisés Hernández, CEO von Proquinal. Bild: zvg

Kurz vor Weihnachten war es so weit: Die 4,3-Megawatt-Solarspeicheranlage mit 690 Photovoltaik-Panels, die das Unternehmen von Reto Rechsteiner in den vergangenen drei Jahren geplant und gebaut hat, konnte eingeweiht werden. «Das war ein grosser Anlass, zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Diplomatie waren anwesend», erinnert sich Reto Rechsteiner.

Ausgewandert als Entwicklungshelfer – und geblieben

Vor 26 Jahren hat er seine Heimatstadt Zofingen verlassen. Für Swisscontact, die Stiftung für technische Entwicklungszusammenarbeit, übernahm er die technische Leitung des Solarprogramms in Zentralamerika. Seither lebt er in Costa Rica und hat sich im Jahr 1999 mit seiner Firma Swissol selbstständig gemacht. Die Firma mit 25 Mitarbeitern arbeitet im Bereich erneuerbare Energien mit Schwergewicht Solarenergie. Das heisst, Swissol plant und installiert beispielsweise Warmwasseraufbereitungsanlagen für Einfamilienhäuser, Hotels oder die Industrie, solare Schwimmbadheizungen und verschiedenste Photovoltaikanlagen. Das jetzt eingeweihte Projekt sei das grösste gewesen, das Swissol je realisiert habe, sagt Reto Rechsteiner. «Die costaricanische Presse hatte grosses Interesse am Eröffnungsevent. Sogar der Schweizer Botschafter und derjenige aus Deutschland waren anwesend.»

Beitrag zur Klimaneutralität von Costa Rica

Die Solaranlage steht in der Industriezone von El Coyol in der Nähe der Hauptstadt San José und besteht neben den Solarpanels, die auf Carports installiert wurden, auch aus zwei 40- Fuss- Containern, die gefüllt sind mit Lithium-Batterien. Diese werden während der Nacht zum Billigstromtarif sowie tagsüber mit den Solarpanels aufgeladen. Wenn der Strom in Costa Rica am teuersten ist – das ist zwei Mal am Tag der Fall – geben die Batterien den Strom an die Textilindustrie ab. So ergeben sich zwei Vorteile: Das Textilunternehmen Proquinal spart im Monat 41 000 Dollar Stromkosten und das öffentliche Stromnetz wird entlastet, da nun während der grössten Stromnachfrage keine Energie mehr an Proquinal geliefert werden muss. Innerhalb von 4,3 Jahren wird die Anlage, mit der in Costa Rica rund 8500 Haushalte mit Strom versorgt werden könnten, amortisiert sein. «Die Anlage trägt aktiv dazu bei, dass Costa Rica sein Ziel erreichen kann, bis ins Jahr 2050 klimaneutral zu sein», sagt Reto Rechsteiner.

Sehr glücklich in der neuen Heimat

Schon in der Schweiz hat sich Reto Rechsteiner mit Solarenergie beschäftigt. Nach seiner Ausbildung als Spengler/Sanitär bildete er sich im Bereich alternative Energien und Solarenergie weiter. Die letzten vier Jahre vor seiner Ausreise arbeitete er als Projektleiter bei Rüesch Solar Technik in Zug. Noch heute hat er engen Kontakt in die Thut-stadt: Seine Mutter lebt im «Blumenheim», seine beiden Geschwister in der weiteren Region Zofingen. «Seit meiner Auswanderung 1994 habe ich nie mit dem Gedanken gespielt, nach Zofingen zurückzukehren oder in einem anderen Land als Costa Rica zu leben», sagt Reto Rechsteiner. Costa Rica biete eine hohe Lebensqualität und sehr angenehme Temperaturen. Zusammen mit seiner costaricanischen Ehefrau und den beiden erwachsenen Söhnen wohnt er etwa 20 Kilometer ausserhalb der Hauptstadt San José in einer geschlossenen Wohnanlage mit unter anderem Golfplatz und Tennisplätzen.

Weiterhin eine enge Verbindung nach Zofingen

Trotz seiner Begeisterung für die neue Heimat ist Reto Rechsteiner mit Zofingen und insbesondere dem SC Zofingen eng verbunden. Er hat dort sämtliche Juniorenabteilungen absolviert, in der 1. Mannschaft gespielt und war Vorstandsmitglied. So erstaunt es nicht, dass er dieses Jahr drei Termine für einen Besuch bei Familie und Freunden in Zofingen hatte. Wegen Corona musste er aber alle canceln. Regelmässig nach Zofingen kommt Rechsteiner in der Kinderfestwoche. «Das sind dann die schönen Erlebnisse, wenn man in der Altstadt keine zehn Meter weit kommt, ohne einen Freund oder Freundin zu treffen», schwärmt er und hofft, dass er das 2021 wieder erleben darf.