Zofinger ist Pfarrer bei der SRF-Kultserie «Bestatter»

Eine kleine Trauergemeinde hat sich in der Kirche versammelt, um vom Obdachlosen Jörg Abschied zu nehmen. Er wurde im Aarauer Gerechtigkeitsbrunnen unter Wasser gedrückt, bis er erstickte. «Asche zu Asche, Erde zu Erde und Staub zu Staub», spricht der Pfarrer, und schliesst damit seine Rede. So verläuft eine der Schlussszenen aus der neuesten Folge der SRF-Serie «Der Bestatter», die am letzten Dienstag ausgestrahlt wurde. Mitgewirkt hat dabei auch ein Schauspieler aus Zofingen: Erich Sommer spielt seit der zweiten Staffel die kleine Nebenrolle des Pfarrers.

Monteur und Schauspieler

Anstatt eines schwarzen Kostüms trägt Erich Sommer im echten Leben oft leuchtende, orange Sicherheitskleidung: Er ist Inhaber der Firma Railwin, die Bahnübergänge installiert. Kurz vor der Ausstrahlung der letzten «Bestatter»-Folge stand er noch in einem Tunnel vor dem Zürcher Bahnhof Stadelhofen und schraubte Gitterroste über den Geleisen fest. «Von der Schauspielerei allein kann ich nicht leben», sagt der 69-Jährige, der schon als Maurer und Marketingplaner gearbeitet hat. Nach einer Schauspielausbildung in Basel engagierte er sich nebenberuflich in der Oltner Theaterszene, war unter anderem Präsident der Dramatischen Gesellschaft Olten und stand mit dem Heimatschutztheater auf der Bühne. Über ein Castingbüro kam er schliesslich zur Rolle des Pfarrers beim «Bestatter». Der Pfarrer tritt bei Beerdigungen in Erscheinung und hält Ansprachen auf die Verstorbenen. «Manchmal zeigt er sich auch genervt, weil der Bestatter Luc Conrad zu spät zum Begräbnis kommt», erzählt Erich Sommer von seiner TV-Rolle.

Hohe Erwartungen

Von Theaterkollegen werde er manchmal um den Job beneidet. «Viele glauben nämlich, die Arbeit beim Film sei einfacher, weil wir jede Szene beliebig wiederholen können.» Dem sei aber nicht so. «Das Spielen vor der Kamera ist mit hohen Erwartungen verbunden. Die Crew hat schliesslich keine Lust, eine Szene 15 Mal zu drehen, nur weil ich meinen Text nicht beherrsche.» Herausfordernd seien auch die Technik und die vielen Markierungen auf dem Boden, die den Schauspielern zeigen, an welchen Punkten sie genau stehen müssen. Die Szenen werden zudem nicht chronologisch gedreht. «Dadurch muss man teilweise innert kürzester Zeit zwischen verschiedenen Stimmungen und Gefühlen wechseln.»

Faszination für Quantenphysik

Mit der Arbeit vor der Kamera ist der zweifache Vater und vierfache Grossvater vertraut: Vor acht Jahren war er als Hauptdarsteller im SRF-Fernsehfilm «Vater, unser Wille geschehe» zu sehen – in der Rolle eines Pfarrers, der nach einem Autounfall im Wachkoma liegt. Dass er bereits zweimal einen Geistlichen gespielt hat, habe er nicht bewusst geplant, meint Erich Sommer. Dabei interessiere er sich privat sehr für Religion, Spiritualität und Mystik. «Mich faszinieren die Wunder der Schöpfung», sagt Sommer. Er beschäftige sich viel mit Quantenphysik und der Theorie der kleinsten existierenden Teilchen, sowie mit den Funktionen menschlicher Zellen. Darum dreht sich auch sein neuestes Projekt. Gemeinsam mit seinem 15-jährigen Enkel Merlin Rey dreht er eine Dokumentation über das Sehen. Die beiden werden eine Reise vom Makro- in den Mikrokosmos unternehmen, dem Zuschauer hundertfach vergrösserte, dreidimensionale Bilder von Stäbchen- und Zapfenzellen im menschlichen Auge zeigen. Der Animationsfilm entsteht vor einem Greenscreen und ist damit entsprechend teuer. Erich Sommer ist momentan damit beschäftigt, ein Crowdfunding für das Projekt einzurichten. «Mit dem fertigen Film möchte ich irgendwann durch die Gemeinden reisen und vielleicht Vorträge halten», sagt er. «So müsste ich auch nicht bis ins hohe Alter Bahnschwellen montieren.»