Zu heiss für Fische: Kleine Aargauer Gewässer sind am Anschlag

Bei der andauernden Gluthitze träumen viele davon, sich wie ein Fisch rund um die Uhr im kühlen Wasser tummeln können. Doch auch den Fischen geht es im Moment nicht so gut: «Sie leiden immer stärker unter den steigenden Temperaturen in den Gewässern», sagt Christian Tesini, Fachspezialist Jagd und Fischerei im Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau. Besonders gefährdet seien aufgrund ihrer genetischen Beschaffenheit die Äschen und Forellen, die in den Aargauer Bächen und Flüssen stark verbreitet sind: «Eine Forelle», erklärt Tesini, «braucht viel Sauerstoff. Bei einer Wassertemperatur von 16 Grad ist es ihr noch sehr wohl. Je wärmer jedoch das Wasser wird, umso weniger Sauerstoff kann sich darin binden. Das hat Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Bereits ab etwa 19 Grad frisst die Forelle nichts mehr und kann mit der Zeit verhungern.»

Kleine Bäche am Anschlag

19 Grad haben mittlerweile die meisten der kleinen Fliessgewässer im Aargau überschritten. Die Bünz beispielsweise ist im unteren Flusslauf, in der Region Wildegg, bereits gegen 25 Grad warm. Laut Tesini im kritischen Bereich: «Bei allzu hohen Temperaturen kann ein Gewässer überhaupt keinen Sauerstoff mehr binden und die Überlebenschancen für die Fische sinken gegen Null.» Wenn es wirklich nicht mehr anders geht, werden Fische aus solchen Gewässern umplatziert. Im Freiamt hat man das bereits im Stöckenbach in Oberrüti und im Aettenschwilerbach gemacht. Sie sind ausgefischt worden.

Christian Tesini zieht allerdings andere Lösungen vor: «Fische in ein Gastgewässer umzusiedeln, erachte ich als nicht optimal. Das Ausfischen ist für sie mit erheblichem Stress verbunden. Zudem: Weil sich die Fische jetzt überall in Mulden zurückziehen, wo das Wasser tiefer und kühler ist, gibt es an den Rückzugsorten bereits jetzt ein Gedränge. Das sollten wir mit der Ansiedlung von Gastfischen nicht noch verstärken.» Beim Einlauf des Chrüzlibachs in Rhein in Rekingen sind diese Woche mit einem Bagger Mulden als zusätzliches Rückzugsgebiet für die Fische gegraben worden. Solche alternativen Massnahmen könnte sich Tesini auch andernorts vorstellen.

Mulden in Bächen meiden

Die Bevölkerung kann mit dem richtigen Verhalten dazu beitragen, den Stress für die Fische zu mindern: «Wir können und wollen niemandem verbieten, sich in einem Fliessgewässer abzukühlen. Dabei sollte man aber tiefe Mulden möglichst meiden und auch Hunde nicht dort baden lassen. Solche Vertiefungen in den Bächen sind zurzeit für die Fische als Rückzugsmöglichkeit überlebenswichtig», sagt Christian Tesini.