Zuckerberg und wir

Stirnrunzeln diese Woche beim Blick nach Übersee: Da steht Facebook-Gründer Mark Zuckerberg in Jeans und Pulli auf einer Bühne im kalifornischen San José und spricht einen Satz, dem man nicht so recht Glauben schenken mag. «Wir wollen ein auf Datenschutz fokussiertes soziales Netzwerk bauen.» Ausgerechnet.

Seinen Chat-Dienst Whatsapp will Facebook um eine mobile Bezahlmöglichkeit erweitern, Instagram soll sich Richtung Shopping-Plattform entwickeln. Facebook wird so noch tiefer in die Privatsphäre seiner Nutzerinnen und Nutzer eindringen. Was damit geschieht, bleibt schleierhaft.

Aber Facebook ist nicht nur eine gigantische Geldmaschine. Es ist auch ein mächtiges Instrument zur Verbreitung von Ideen, besonders politischen. Facebook hat damit angefangen, rechte Extremisten und Verschwörungstheoretiker auszusperren. Gut, denkt man, Hass und Hetze zu verbannen – das ist ja nichts Schlechtes. Nur: Wo hört der Hass und die Hetze auf, und wo fängt das Mundtotmachen missliebiger Querdenker an? Wo das enden kann, liegt auf der Hand: Facebook als weltweiter Motor also dafür, welcher Meinungskorridor als zulässig gilt und welcher nicht – und das Silicon Valley als Brutstätte eines digitalen Autoritarismus.

PS. Wer denkt, Facebook und San José seien ziemlich weit weg vom Schweizer Mittelland und seinen Sorgen, den muss ich an einen simplen Fakt erinnern: Ein Grossteil des Schweizer Online-Werbeumsatzes – im Jahr 2018 schätzungsweise 1600 Millionen Franken – fliesst an Tech-Giganten wie Facebook, Instagram und Google.