Zwei Brittnauer im Weltpfadilager: «You wanna trade some patches?»

Andrin Häuselmann (links) und Joel Aeschlimann mit ihrer getauschten Ware. Bild: kpe
Andrin Häuselmann (links) und Joel Aeschlimann mit ihrer getauschten Ware. Bild: kpe
Nationalheld Wilhelm Tell zierte das Delegationsmaterial von Andrin Häuselmann (Zupy) und Joel Aeschlimann (Tui). (Bild: Lukas Aecherli)
Nationalheld Wilhelm Tell zierte das Delegationsmaterial von Andrin Häuselmann (Zupy) und Joel Aeschlimann (Tui). (Bild: Lukas Aecherli)

Nach einer turbulenten Reise mit vielen Verspätungen fing das 24. World Scout Jamboree in West Virginia für Andrin Häuselmann nicht optimal an. Er verbrachte den ersten Tag krank im Bett. «Die Leiter meinten, ich sei nach der langen Reise dehydriert gewesen. Ich glaube aber, es kam vom Fliegen», so der 14-Jährige. Dass er überhaupt krank war, erwähnte er nur beiläufig. Die anderen Erlebnisse scheinen im Vergleich eine viel grössere Rolle zu spielen.

Wie beschreibt man ein solch abwechslungsreiches zweiwöchiges Weltpfadilager in einem Wort? Für Joel Aeschlimann war es «unvergesslich». Andrin schiebt nach: «Eigentlich kann man das nicht mit einem Wort beschreiben, man muss es erlebt haben.» Vor allem die Eröffnungs- und Schlusszeremonie scheint den beiden Pfadfindern in sehr guter Erinnerung zu bleiben. «Die Ansammlung aller 45 000 Leute hat mir sehr imponiert», verrät Joel. Andrin erinnert sich ungemein gerne an das 15-minütige Feuerwerk, die Lasershow und die Musik bei der Schlusszeremonie. Ein anderes Highlight war der «Culture Exchange Day», der Tag des Kulturaustausches. Einen ganzen Tag lang erhielten die Pfadfinder des Jamboree die Möglichkeit, andere Länder kennenzulernen. Besonders das Essen anderer Kulturen sei bei allen sehr beliebt gewesen. Ausserdem versuchte sich Andrin im Sambatanzen, während Joel die Indische Delegation besuchte. Dabei beeindruckte ihn besonders die Begrüssung: «Alle Besucher erhielten einen Punkt Dreck auf die Stirn», erinnert er sich zurück. Auf die Frage, ob sie das Lager anderen Pfadfindern weiterempfehlen würden, antworteten beide mit einem klaren Ja.

Zu viel um die Ohren, um Heimweh zu haben

Während des Lagers konnten sie sich im über 4000 Hektaren grossen Gelände bei Aktivitäten wie Standup Paddleboarding oder der Zip Line (Seilrutsche) austoben. Morgens schlugen ihnen jeweils die Leiter Programmpunkte vor. Am Nachmittag waren sie in ihrer Aktivitätenwahl frei. «Zwischendurch brauchte es auch mal eine Pause», erzählt Andrin, der in den letzten beiden Nachmittagen beim Camp blieb, seine unzähligen Postkarten schrieb und Spiele mit anderen Pfadfindern spielte. Für solche Nachmittage kam denn auch das W-Lan zugute, das im ganzen Gelände frei verfügbar war. Für die Sicherheit waren die Rangers, die Polizei und das Militär zuständig, die auf dem Gelände patrouillierten.

Für Tagesbesucher war das Betreten des grossen Geländes in gewissen Bereichen erlaubt. Ansonsten blieben die Pfadfinder unter sich. Zwischendurch machten sich Rehe und andere Tiere bemerkbar – darunter auch Bären. Bei einer so grossen Auswahl an Outdoor-Aktivitäten ist es erstaunlich, aber umso schöner, dass grobe Verletzungen gänzlich ausblieben. Und wie sah es mit dem Heimweh aus? «Das hatte ich nie», meint Joel. Andrin fügt mit einem Lachen an: «Wenn man dort ist und so viel um die Ohren hat, hat man gar keine Zeit, die Eltern zu vermissen.»

Tauschhandel führte zu grosser Sammlung

Ganz nach dem Motto des Weltpfadilagers «Unlock a New World» gingen die Jugendlichen ganz unbeschwert aufeinander zu. Mittels eines elektrischen Chips, den sie am Handgelenk trugen, konnten sie unkompliziert die Kontaktdaten austauschen. Diese wurden auf einer App gespeichert. Regelmässig besuchten Pfadfinder aus anderen Trupps die Schweizer Delegation und wollten etwas über ihre Kultur wissen.

Apropos Austausch: «You wanna trade some patches or scarfs?», etwa «Möchtet ihr Abzeichen oder Krawatten tauschen?» gehörte zur alltäglichen Begrüssung. Dementsprechend wurde getauscht, was das Zeug hält. Die Sammlung der beiden Brittnauer lässt sich sehen: Pins, Münzen, Krawattenknöpfe, Abzeichen – und das alles aus den verschiedensten Regionen der Welt. Andrin und Joel haben eine klare Vorstellung darüber, was mit den getauschten Abzeichen passiert. «Ich werde einen Teil auf mein Hemd nähen. Die restlichen Abzeichen rahme ich ein und hänge sie an die Wand», so Joel. Auch Andrin möchte sie auf ein grosses Stück Stoff nähen und diesen präsentieren. Trotz der vielen unvergesslichen Erlebnisse genossen die beiden nach ihrer Rückkehr einen grossen Schluck feines Schweizer Hahnenwasser.