Zwei Dörfer feiern gemeinsam den Geburtstag der Schweiz

Beim Eingang zum Walterswiler Festareal auf der Turnwiese machte ein Schild auf „200 Jahre Walterswil-Rothacker“ aufmerksam. Welche Bewandtnis es damit hat, erklärte Vizegemeindepräsidentin Carmela Bühler in der Begrüssung: Am 13. April 1818 beschloss der Kleine Rat des Kantons Solothurn die Fusion der Gemeinden Walterswil und Rothacker um Kosten im Armenwesen zu sparen. Vorangegangen waren die Hungerjahre 1816/17. Damals geschah genau das Gegenteil von heute: Infolge eines Vulkansaubruchs im Pazifik verdunkelte sich der Himmel, es war viel zu kalt und nass, jeden Monat schneite es, die Kartoffeln verfaulten. Zur Erinnerung daran erhielten alle Anwesenden einen Beutel Kartoffeln, insgesamt wurden fast dreihundert verteilt. Regierungsrätin Susanne Schaffner als Festrednerin hatte ein Problem mit ihrem Präsent: „Wie chom-i do dermit hei“, fragte sie sich, denn sie war mit dem Velo angeradelt.

Grenzen überwindende Gemeinschaft

Ein Musterbeispiel dafür sind Safenwil und Walterswil. Auf der Vereinsebene wurde die Feier musikalisch umrahmt von der Musikgesellschaft und dem Jodlerklub Safenwil-Walterswil mit Mitgliedern aus beiden Dörfern. Auf der politischen Seite betreiben die beiden Gemeinden eine Kreisschule über die Kantonsgrenze hinaus. An der Bundesfeier waren sie mit je vier Behördenmitgliedern vertreten, unbesoldet notabene, rein aus ideellen Gründen.

Auch die Referentin widmete sich in ihrer Ansprache den Grenzen. Sie seien relativ, regionale Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinaus seien der einzige vernünftige Weg. Sie spreche hier vor Leuten, die auf diesem Gebiet einige Erfahrung vorweisen könnten, vor Pionieren, die nicht bloss über die Gemeinde-, sondern auch über die Kantonsgrenzen hinaus zusammenarbeiten und das in einer Schweiz, wo die Bevölkerung gleichberechtigt mitwirken und sich Gehör verschaffen könne. Der 1. August biete Gelegenheit, dieses positive Zusammenwirken, den gemeinsamen Einsatz zum Wohl der Gemeinschaft, zu würdigen und zu anerkennen. Das von den Ortsvereinen den Anwesenden verteilte Mittagessen schloss den Kreis von Gleichgesinnten.